Ein Jazz-Album von höchstem Rang

Sebastian Gahler – „Two Moons“

von Frank Becker

Standard-verdächtig
 
Ein Jazz-Album von höchstem Rang
 
Bei neuen Jazz-Alben kommt es gar nicht so selten vor, daß man von Opener zwar sogleich eingenommen wird, der Rest aber nicht mehr mithalten kann, sondern in gepflegter Langeweile verdümpelt. Da ist Sebastian Gahlers neues Album „Two Moons“ von ganz anderem Kaliber, nämlich eine knappe Stunde absolutes, abwechslungsreiches Hörvergnügen, Jazz der Extraklasse. Hochwertig aufgenommen und abgemischt von Christian Heck in seinen Kölner Riverside Studios, legt Sebastian Gahler mit seinem Ensemble aus Hochkarätern des Jazz Denis Gäbel, Matthias Akeo Nowak, Ralf Gessler und Gast Ryan Carniaux eine wahre Perle vor. Die Stücke, bis auf Norwegian Wood von Gahler komponiert, haben eins wie das andere die Qualität, die ein künftiger Standard braucht: einprägsam, dabei individuell, hervorragend arrangiert und von Könnern der ersten Reihe brillant eingespielt.
 
Picobello der Einstieg mit Kafka Tamura, geadelt von Denis Gäbels kultiviertem Saxophon-Spiel und Matthias Akeo Nowaks vibrierendem Kontrabaß, ein Stück, das sogleich Appetit auf mehr macht. Und dieses mehr bekommt man unmittelbar im Anschluß mit Girlfriend With Magical Ears und einem Klangdreieck aus Klavier, Tenorsaxophon und Ryan Carniaux´ blitzsauberer Trompete. Schade, daß er nur noch einmal auftritt, wenn auch glänzend in Aomame in Erinnerung an die große Zeit des Bebop. Sophisticated das Titelstück Two Moons, in dem Gäbel erneut in am Tenor brilliert. Zwei hintergründige Balladen folgen mit Tengo und Naoko, in denen sich Denis Gäbel am Sopransaxophon und Sebastian Gahler leicht unterkühlt den Ball zuspielen, bevor wir mit Norwegian Wood eine Lennon/McCartney- Adaption von seltenem Rang erleben. Die Setouchi Triennale, eines der wichtigsten japanischen Kunst-Festivals, gab den Stoff für die mitreißende Ballade Colonel Sanders her, die Sebastian Gahler wie die zwei Schlußstücke ebenfalls japanischen Einflüssen verdankt – bemerkenswert Nowaks Solo in Crow.
 
Wie schon oben erwähnt, jeder Titel ein Original mit dem Zeug, unbedingt von anderen Musikern aufgegriffen zu werden. Wer die CD einmal gehört hat, will sie wieder und wieder. Ein höchst gelungenes Konzeptalbum, das unser Prädikat bekommt, den Musenkuß. Ab 9.9. ist es im Handel, also unbedingt vorbestellen!
 
Sebastian Gahler – „Two Moons“
© 2022 JazzSick Records (CD)
Sebastian Gahler (p, fender rhodes) – Denis Gäbel (ts, ss) – Matthias Akeo Nowak (b) – Ralf Gessler (dr) – Ryan Carniaux (tp 2 + 6)
 
Titel:
1. Kafka Tamura – 2. Girlfriend With Magical Ears – 3. Two Moons – 4. Tengo – 5. Naoko – 6. Aomame – 7. Norwegian Wood – 8. Colonel Sanders Prologue – 9. Colonel Sanders – 10. Menshiki – 11. Crow
Gesamtzeit:  58:04
 
Weitere Informationen: www.jazzsick.com