Wichtiger Nachtrag

zur Winnetou-Diskussion

von Frank Becker

© 50er Jahre Franz Schneider Verlag
Wichtiger Nachtrag
 
zur Winnetou-Diskussion
 
Aufmerksame Leser haben sich bei uns gemeldet und besorgt angefragt, ob sie denn nun einige ihrer Bücher trotz der Zensur behalten und auch ihren Kindern zu lesen geben dürfen oder ob sie sie zur Bücher-Verbrennungsstelle bringen und sich bei der Literatur-Polizei anzeigen müssen.

Gemeint sind im wesentlichen die bereits genannten Karl May, Friedrich Gerstäcker, Hans Leip, Thomas Jeier, Wilhelm Petersen, Agatha Christie, Astrid Lindgren, hinzugekommen sind Sophie Reinheimer (weil Anneliese eine Negerpuppe hat), die Brüder Grimm (wegen allfälliger Zwerge und Buckliger), Ludwig Uhland (wegen seines halbierten Türken), Michael Ende (wegen des Negerjungen Jim Knopf), Jan Yoors und Jean-Paul Clébert (weil sie über Zigeuner schreiben und sie so nennen), Hugo und Emmy Bernatzik (Neger ohne Ende), Harriet Beecher-Stowe (Onkel Tom geht ja gar nicht), Hans Himmelheber, alle Männer, die über Frauen schreiben (Aneignung), alle Autoren, die trotzig nicht *-innen-gendern, nicht zu vergessen Yoga-Bücher, die nicht von Yogis oder Indern geschrieben wurden (wie Karen Zebroff oder Petter Hegre und Inge Schöps) usw. usw. …
 
Sicher könnte man die Aufzählung nach einem Blick ins eigne Bücherregal, in jedes Bücherregal endlos fortsetzen und damit die Winnetou-Hysterie weiter befeuern. Doch sollte man weder Links- noch Rechtsradikalen, weder auf Krawall gebürsteten Schein-Intellektuellen noch notorischen Krakeelern so viel Raum geben.

Was nämlich geschieht, wenn man radikalen Dogmatikern erlaubt zu bestimmen, was falsch und was richtig ist, hat man einst an der Kulturpolitik eines Joseph Goebbels und seiner braunen Gesinnungsgenossen gesehen. Nu musses auch mal gut sein mit dem Verständnis für Leute, die für nichts Verständnis haben, für Meinungs-Monopolisten und radikale Neinsager.