Ist das Kunst?

Das Wuppertaler Von der Heydt-Museum kauft für 200.000,- € eine alte Matratze

von Günter Krings/Bec

© Günter Krings
Ist das Kunst?
 
1967 wurde das 1963 entstandene „Duftobjekt“ ein „Frühwerk“ von Franz Erhard Walther (*1939) von dem Wuppertaler Kunstmäzen-Ehepaar Gustav Adolf und Stella Baum für ihre Privatsammlung gekauft. Dagegen ist nichts einzuwenden, und was es seinerzeit gekostet hat, geht uns nichts an. Damals soll die olle Matratze, ein Sperrmüllfund, noch aus einem von Walther hineingeschnittenen Loch einen modrigen Geruch verströmt haben, wenn man auf die Ecken drückte. Kann man sich olfaktorisch beinahe vorstellen. Das ist heute – also das Drücken – verboten; der Sperrmüll wurde nämlich zur wertvollen Kunst erhoben, weil bestimmte Leute es wollten und andere, sogar die Feuilletons ihnen fortan gläubig folgen. „Ein Schlüsselwerk in der europäischen Kunst und zugleich seiner Erschaffers“ (klingt irgendwie theosophisch) heißt es da an einer Stelle und weiter im Brustton blinden Glaubens: „es ist wertvoll“. Ich wiederhole: Eine olle Matratze! Man kann sich vorstellen mit wie viel Vergnügen Franz Erhard Walther auf die Entwicklung schaut, wenn er heute weiß, das sein einstiges Scherzobjekt, denn niemand kann das je ernstlich für Kunst gehalten haben, bzw. heute für Kunst halten, jüngst für den Preis von 200.000,- € in das Eigentum eines renommierten Wuppertaler Kunstmuseums, des Von der Heydt-Museums übergegangen ist.
 
Da liegt es nun auf einem Sockel und müffelt nicht einmal mehr vor sich hin. Wie der Künstler R.M.E. Streuf, Von der Heydt-Preisträger, es trefflich ausdrückt ist es eine feinst bemalte Matratze - nebenbei fast auch noch ein Graubner, oder nicht? Aber ein Graubner ist es eben nicht. Und der Ankauf des Objekts, vor dem Wort Kunst sträubt sich mir die Feder, in Zeiten zunehmender wirtschaftlicher Not von Land und Kommunen und ihrer Bürger für einen solch exorbitanten Preis, ja ein solcher Ankauf überhaupt, ist ein Schlag ins Gesicht der zum Sparen aufgeforderten Bevölkerung. Es sei denn, das Wuppertaler Museum setzt schlau auf den boomenden Kunstmarkt, der die Preise durch Spekulanten auch für Unfug in ungeahnte Höhen treibt. Dann das Ding aber bitte auch schnell mit Gewinn wieder abstoßen.
 
Sagen wir es offen: Dieses „Schlüsselwerk“ gehört wie Joseph Beuys´ Fettecke, seine beklebte Badewanne, Marcel Duchamps Urinal und andere Scharlatanerie zurück auf den Sperrmüll der Geschichte. Ist das Kunst? Nein, das kann weg. (Bec)

Lesen Sie zum Thema auch noch einmal → hier „Blödem Volke unverständlich …“ (Fettecken und andere Dummheiten).