Randnotizen

Aus dem (neuen) Weltlexikon 2

von Erwin Grosche

Foto © Uwe Nölke
Randnotizen
 
Spenden
 
In Paderborn wird gern und viel gespendet. Sowohl den nichtseßhaften Obdachlosen, als auch den obdachlosen Nichtseßhaften wird unter die Arme gegriffen. Allen, die auf der Straße leben, kein Dach über dem Kopf haben und von der Hand im Mund leben, können auf die Anteilnahme der Einwohner bauen. Ich hörte nun, daß manche Paderborner ihre Unterstützung davon abhängig machen, daß der obdachlose Nichtseßhafte die Spende sinnvoll verwendet und nicht gleich wieder für Zigaretten, Alkohol und käufliche Liebe zum Fenster rauswirft. Da darf er sich nicht wundern, wenn ihm die 20 Cent wieder dem Hut genommen werden.
       Nichtseßhafte Obdachlose, die in der Paderstadt auf Unterstützung hoffen, sollten sich daher überlegen, was sie über deren Verwendungszweck sagen können. Es ist doch klar, daß der Spender sein schwer verdientes Geld sinnvoll investieren möchte. Man verzichtet nicht selbst freiwillig auf Zigaretten, Alkohol und käufliche Liebe, um dann anderen zuzusehen, wie sie sich in dieser Hinsicht austoben. Wenn also der Obdachlose sagen würde, ich nehme die Spende nur, um weiterhin meinen Englisch-Sprachkursus bei der VHS besuchen zu können. „Dear stranger, thank you for the money.“ Wenn er schwören würde „Ich will mit dem Geld das neue Buch von Eugen Drewermann kaufen“ oder „Ich hole mir davon eine Zehnerkarte für das Diözesanmuseum“, wird er in der kleinen Stadt genug Spendengelder zusammen bekommen, um vielleicht sogar selbst andere nichtseßhafte Obdachlosen mit einer Geldspende unterstützen zu können. 
       Ansonsten gilt der alte Glaubenssatz: „Geld, das man sich schwer erarbeitet hat, gibt man nur für sinnvolle Dinge aus. Geld, das man geschenkt bekommt, schmeißt man für Zigaretten, Alkohol und käufliche Liebe aus dem Fenster raus.“ Der geschenkte Gaul macht mich träg und faul. 
 
 
© Erwin Grosche
 
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