Ein klarsichtiges Porträt Adolf Hitlers aus dem Jahr 1930

Tacitus Redivivus – „Die große Trommel“

von Frank Becker

Die Geschichte eines Haßpredigers
 
Ein klarsichtiges Porträt Adolf Hitlers aus dem Jahr 1930
 
Mit bemerkenswertem Scharf- und Durchblick schrieb der Journalist Max Hochdorf unter dem Pseudonym Tacitus Redivivus nach der Reichtagswahl 1930 „Die grosse Trommel“ seine Abrechnung mit dem Wahn Adolf Hitlers und dessen Nationalsozialistischer Deutscher Arbeiter-Partei (NSDAP). Er nannte sein Buch im Untertitel Leben, Kampf und Traumlallen Adolf Hitlers, womit im Grunde alles gesagt worden ist. Hochdorf hatte durch die sorgfältige Beobachtung der demokratiefeindlichen Bestrebungen Hitlers und durch das Studium von dessen programmatischem Buch „Mein Kampf“ keine Zweifel daran, daß Adolf Hitler eine Diktatur anstrebte, einen arischen Staat (was immer das auch sein sollte) plante und Juden ebenso wie Sozialisten (ohne das „National“ davor) zu auszutilgen gedachte, was dieser ja in „Mein Kampf“ auch unverblümt aussprach.
 
Es war Hochdorfs Wunsch und Absicht, mit den Mitteln der faktenbelegten Satire die deutsche Öffentlichkeit über Adolf Hitler, dessen Ideologie und seine Ziele aufzuklären. Daß die geradezu lächerlich geschönte Selbstdarstellung des erfolglosen Kunstmalers, arbeitslosen Arbeiters und ruhmlosen Soldaten, nun hauptamtlichern Selbstdarstellers Hitler, seine abstrusen Ideen und durchsichtigen Umsturzpläne anscheinend nur wenigen wie eben Hochdorf aufstießen, ist ein Phänomen der krisen- und umsturzgeschüttelten und intrigenreichen Weimarer Republik, in der viele versuchten ihr Süppchen zu kochen. Hitler gelang es durch Brutalität, eine rücksichtslose Schlägertruppe und die Manipulation des von ihm für weibisch gehaltenen Volkes sowie hochmütiger Politiker, die glaubten, mit dem WK I-Gefreiten leicht fertig zu werden. Ein fataler Irrtum. Denn nach dem mißlungenen Kapp-Putsch in Berlin und dem ebenso mißlungenen Marsch auf die Münchner Feldherrenhalle machte auch die Weimarer Justiz den Fehler, Hitler zu unterschätzen. Von fünf Jahren Festungshaft mußte er nur ein knappes halbes Jahr absitzen und konnte unbehindert wieder von vorne anfangen.
 
Liest man Passagen aus Hochdorfs Buch mit den Absichtserklärungen Hitlers muß es einem auch aus aktuellen Gründen kalt den Rücken hinunterlaufen: „In ihm lebt die Vorstellung, dass jedes Land verpflichtet sei, um sein Kerngebiet und um das notwendigerweise erweiterte Ausdehnungsgebiet einen Kriegsgürtel zu schlingen. Was ist das? Das muss sein ein über das Ernährungsgebiet noch weiter hinausgeschobener Bodenbesitz. Dieses Gelände braucht ein Volk, wenn die Nachbarn unbequem werden. Es könnte ja der Fall eintreten, dass die Nachbarn nicht freiwillig auf das ihnen abgenommene Ernährungsgebiet verzichten. Dann muss die Nation aufmarschieren. Also erfordert das nationale Kerngebiet noch ein Ernährungsgebiet, und das Ernährungsgebiet verlangt wieder das Gebiet für den kriegerischen Aufmarsch.“ Kann man scharfe diese Analyse nicht auch auf den augenblicklichen Krieg des Stalin-Nachfolgers Wladimir Putin gegen die Ukraine anwenden? Die Parallelen zwischen den Diktatoren sind beängstigend.
 
Willfährige Helfer und Propaganda-Trommler hatte Hitler schnell, ob es der spätere Reichskommissar für das Siedlungswesen Prof. Gottfried Feder war, der promovierte Haßprediger und spätere Reichspropagandaminister Joseph Goebbels oder Hitlers Privatsekretär Rudolf Hess.
Doch kluge Gegenstimmen wie die Hochdorfs blieben ungehört. Die Wiederentdeckung dieses bald vergessenen, verbannten und verbrannten Buches, das nur eine Auflage in der Schweiz erlebte, weil es in Deutschland schon drei Jahre vor der „Machtergreifung“ niemand wagte, es zu veröffentlichen, ist hochinteressant und äußerst wertvoll.
 
Tacitus Redivivus – „Die große Trommel“
Leben, Kampf und Traumlallen Adolf Hitlers
Mit einem Nachwort und Anmerkungen von Sven Felix Kellerhoff
© 2022 wbg Theiss, 192 Seiten, gebunden, Schutzumschlag, Quellenverzichnis - ISBN-13: 9783806244908
22,- € / für Mitglieder 17,60 €
 
Weitere Informationen: www.wbg-wissenverbindet.de