Der Verlierer heißt Trump

Die Zwischenwahlen in den USA

von Lothar Leuschen

Foto © Anna Schwartz
Der Verlierer heißt Trump
 
Die Zwischenwahlen in den USA
 
Von Lothar Leuschen
 
Noch ist die Zwischenwahl in den Vereinigten Staaten von Amerika nicht entschieden. Aktuell sieht es allerdings so aus, als sollte die von Donald Trump prophezeite rote Welle ausbleiben. Von Erdrutschsieg kann jedenfalls keine Rede sein. Dabei haben viele Amerikaner Gründe, mit ihrer Regierung unter Joe Biden unzufrieden zu sein. Der amerikanische Traum entwickelt sich inzwischen auch für weite Teile des Mittelstandes zum Albtraum. Die Inflation ist hoch, der Sprit teuer, die Aktienkurse sinken. Das sind keine guten Zutaten für eine erfolgreiche Wahl. Dass es anscheinend dennoch weniger schlimm kommen könnte als befürchtet, dürfte mithin nicht die Stärke der Demokraten ausdrücken, sondern eine unerwartete Schwäche der Republikaner. Und hier könnte Donald Trump der Verhinderer eines größeren Erfolges gewesen sein. Denn in den Umfragen haben weder der Widerstand gegen schärfere Waffengesetze noch das anachronistische und frauenfeindliche Verbot von Abtreibungen den Konservativen die guten Prognosen verhagelt.
 
       Das spricht dafür, daß auf der Zielgeraden etwas schief gelaufen sein muß aus Sicht der Republikaner. Möglicherweise ist das Trumps albernes Kokettieren mit seiner Kandidatur für das Präsidentenamt im Jahr 2024. Wahrscheinlicher ist es der Kardinalfehler, auf der Zielgeraden zur Wahlurne einen parteiinternen Streit losgetreten zu haben. Trumps Austeilen gegen Floridas ultrakonservativen, aber beliebten Gouverneur Ron DeSantis könnte sich für das Trump-Lager als Boomerang erwiesen haben. Erreicht hat er vermutlich damit zweierlei: Erstens steigt die Popularität DeSantis‘, zweitens gibt es nun erst recht Anlaß zur Sorge um die USA. Dieser DeSantis war sich jüngst nicht zu schade, Migranten aus Florida per Flugzeug auf die Wohlhabenden-Insel Martha’s Vineyard zu schicken, wo die flüchtlingsfreundlicheren Demokraten regieren. Es hat ihm US-weit Popularität verschafft und die Demokraten das Fürchten gelehrt. Sie halten DeSantis für einen „Trump mit Hirn“. Nicht auszudenken, daß diese Variante des skandalumwobenen Milliardärs im Oval Office das Sagen hat.
 

Der Kommentar erschien am 10. November 2022 in der Westdeutschen Zeitung.
Übernahme des Textes mit freundlicher Erlaubnis des Autors.