Aktuelles und Nachgelesenes

Aus dem Tagebuch

von Wolfgang Nitschke

Wolfgang Nitschke - © Manfred Linke / laif
Aktuelles und Nachgelesenes
aus Nitschkes Tagebuch
 
Von Wolfgang Nitschke
 

2.1.23
Meine Prognose erspar ich Ihnen
Man muß das Video unbedingt gesehen haben. Man glaubt es sonst nicht. Man kann noch so sehr Neutralität, Objektivität und höfliche Zurückhaltung walten lassen – aber ohne det Video mit eidesstatt­lichem Echtheitszertifikat hielte jedermann und jedefrau diese Ge­schichte für ausgekochten fake:
Da steht unsere komische Bundesverteidigungsministerin Frau ähm Lambrecht wie bestellt und nicht abgeholt an irgend‘ner halbtoten Kreuzung im Berliner Bezirk Friedrichshain sich mutterseelenallein die Beine in den Bauch und ab und an hupt ein leeres Taxi vorbei, und ansonsten hört man vornehmlich das infernalische Gezische, Geballer und Geknaller, mit dem die Ber­liner ab Mitternacht tra­ditionell das neue Jahr beböllern. Man sieht genau, wie sich die Lippen unserer Bundes­verteidigungsministerin bewegen und hin und wieder ver­steht man sogar, allerdings nur mit größter Mühe, Bruchstücke dessen, was die Dame da als ihre Neujahrsansprache verstanden haben will. Die FAZ schreibt, ohne auf die ihr eigene leichte Ironie zu verzichten:
„In dem Video hatte Lambrecht gesagt, das Jahr 2022 sei mit un­glaublichen Herausforderungen verbunden gewesen. ‚Mitten in Europa tobt ein Krieg. Und damit verbunden waren für mich ganz viele besondere Eindrücke, die ich gewinnen konnte, viele, viele Begegnungen mit interessanten und mit tollen Menschen. Dafür sage ich ein herzliches Dankeschön.‘ Sie dankte zudem den über Neujahr arbeitenden Einsatzkräften.“
Die CDU-„Verteidigungspolitikerin“ Serap Güler forderte Kanzler Olaf Scholz auf, Lambrecht auf der Stelle zu entlassen, von der Ampel war keiner bereit, die Verteidigungsministerin zu verteidigen und ein Sprecher ihres Mysteriums meinte:
„Die Worte von Frau Lambrecht im Video stehen für sich. Es ist nicht an mir, das zu kommentieren.“
Und in den sog. äh sozialen Medien war man, wen wundert's noch, zu über 100 Prozent dagegen ganz anderer Meinung.

P.s.:
Wir ahnten ja, daß die Frau nicht (mehr) alle Nadeln anner Tanne hat. Jetzt hammers aber schriftlich.
q.e.d.
 
 
5.1.23
Professor Dr. Ratzefummel geht heute six feet under
Nachdem der tiefreligiös bescheidene Papa Bene XVI. zwei, drei Tage lang von seinen abergläubigen Schafen in der offenen Toten­kiste beglotzt werden konnte, so wie es bei Abgängen in solchen Vereinen seit der Steinzeit halt abusus ist, laufen heute nun die letzten Vorbereitungen zur finalen Verklappung auf Hochtouren – und auch hier unter permanenter Beobachtung und unerbittli­cher Anteilnahme durch die mehr oder weniger neugierige Weltpresse, und vorne weg natürlich wie immer mit dabei: die ebenfalls sehr christliche ‚BILDZEITUNG‘, Europas größtes Drecksblatt. Und die ‚Bildzeitung‘ („BILD sprach zuerst mit dem Toten!“) fragt in ihrer doch eher etwas scheinheiligen, fettgedruckten Doku-Art:
„Fast schon gruselig!
 Warum sieht man eigentlich den Leichnam von Benedikt XVI.?“
Tja, warum wohl? Warum?
Damit ihr nicht übermorgen um die Erde twittern könnt:
„RATZINGER MIT HAUT UND HAAREN
IN DEN HIMMEL AUFGEFAHREN!“
Nur die ‚taz‘ titelt unbeirrt:
„Ratze in Frieden“
 
 
4.1.23
Ronaldo in Saudi-Arabien
„Es ist nicht das Ende meiner Karriere, nach Südafrika zu kommen.“
Ja, und dann sagte er noch:
„Ich bin so stolz und glücklich.“
Nun, vom Fußball hab ich so viel Ahnung wie 'ne Kuh vom Fliegen. Halte mich da aus diesem Grunde diesbezüglich auch lieber raus.
Habe aber gehört, es gönge selbst auf dem Feld nur noch ums Geld. Was in dieser radikalen Ausschließichkeit wiederum ebenso nicht so ganz stimmen kann. Denn es geht da auch um Dummheit und Stolz, die da wachsen auf einem Holz.