Neues Museum Peter & Traudl Engelhornhaus

Die Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim eröffnen neu

Red.

Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim
 
Neues Museum Peter & Traudl Engelhornhaus
 
Nach rund dreijähriger Bauzeit ist es endlich soweit: Das neue Museum Peter & Traudl Engelhornhaus öffnet in wenigen Tagen seine Pforten für die Öffentlichkeit. Nach dem Museum Bassermannhaus handelt es sich dabei bereits um das zweite Stiftungsmuseum, das sich unter der Dachmarke der Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim präsentiert. 
 
Das neue Museum wird vollständig getragen von der Brombeeren-Stiftung. Dank einer großzügigen Unterstützung der Bassermann-Kulturstiftung präsentiert es zum Auftakt gleich zwei Sonderausstellungen. In Kooperation mit dem mudac – Kantonales Museum für Design und angewandte Kunst der Gegenwart in Lausanne zeigt es zu Ehren des Stifterpaares Peter († 1991) und Traudl († 2022) Engelhorn die Sonderausstellung „Herzklopfen – Zeitgenössische Glaskunst aus der Sammlung Peter und Traudl Engelhorn“. Im Zuge der Eröffnung ist auch die renommierte Galerie ZEPHYR über ihren Bereich im Museum Bassermannhaus hinaus zu Gast im neuen Museum und erinnert mit der Sonderausstellung „Apropos Visionär. Der Fotograf Horst H. Baumann“ an das Werk des fast vergessenen deutschen Fotografen der 1950er und 1960er Jahre.
 
 
Herzklopfen
 
„Herzklopfen“ heißt die Eröffnungsausstellung in unserem neuen Museum Peter & Traudl Engelhornhaus, das Anfang November nach dreijähriger Bauzeit feierlich eröffnet wird. Sie widmet sich zu Ehren der Stifter der Faszination zeitgenössischer Glaskunst. Peter und Traudl Engelhorn begeisterten sich seit den 1960er Jahren für die damals neuartige Kunstrichtung. Jede Neuerwerbung sorgte beim Sammlerpaar sprichwörtlich für begeistertes „Herzklopfen“. Mit der Zeit spiegelte ihre Sammlung das Who is Who hochwertiger zeitgenössischer Glaskunst. Von den ersten Werken der „Fucina degli Angeli“, einer Zusammenarbeit zwischen dem venezianischen Glasmeister Egidio Costantini und berühmten Künstlern des 20. Jahrhunderts, über die „Studioglasbewegung“, wie sie sich in Europa, Japan und den Vereinigten Staaten manifestierte, bis hin zu aktuellsten zeitgenössischen Werken, zeichnet sich die Sammlung durch ein äußerst breites Spektrum der vielfältigen Möglichkeiten dieser Kunst aus.
Die Mannheimer Ausstellung präsentiert spontan erworbene Werke aber auch zentrale Positionen bedeutender Künstlerpersönlichkeiten aus der ganzen Welt und bietet zudem eine kurze Geschichte der zeitgenössischen Glaskunst. Es sind rund 40 Arbeiten namhafter internationaler Künstlerinnen und Künstler vertreten – von Marc Chagall bis Toots Zynsky.
 

Horst H. Baumann
 
Der Fotograf Horst H. Baumann (1934 – 2019) zählte zu den Shooting-Stars seiner Generation. Schon in jungen Jahren mehrfach ausgezeichnet, avancierte der Autodidakt ab den 1960er Jahren zu einem in den gedruckten Medien omnipräsenten, höchst erfolgreichen Fotografen. ZEPHYR – Raum für Fotografie in den Reiss-Engelhorn-Museen erinnert mit ausgewählten Fotografien aus seinem Lebenswerk an den deutschen Fotokünstler. in einer großen Retrospektive.
Vor allem seine Fotografien von Autorennen machten ihn berühmt, später auch die Lichtkunst, mit der er sich beispielsweise 1977 auf der documenta 6 in Kassel präsentierte. Bis heute leuchtet der grüne Laserstrahl regelmäßig als nächtliches Wahrzeichen der hessischen Kunstmetropole. Daß er heute nur noch in Fotofachkreisen bekannt ist, mag vielleicht daran liegen, daß er sich in späteren Jahren nie der Musealisierung seiner Arbeit, sondern fast ausschließlich seiner Kunst gewidmet hat. Diese gilt es nun in der retrospektiven Ausstellung anhand größtenteils erstmals in der Öffentlichkeit präsentierten Fotografien zu entdecken.
Baumanns frühe Schwarzweiß-Fotografie zeichnet ein hohes Maß an Empathie und sein ehrliches Interesse an sozialen Themen aus. Markant wird sein Werk durch seine konsequente Suche nach einem eigenen Ausdruck in der Kamerakunst, nach einer Bildästhetik im Geist eines, wie man heute sagen würde, „subjektiven Dokumentarismus“. Noch aus dem vermeintlich banalsten Sujet wußte Baumann durch den gezielten Einsatz partieller Schärfe, durch kühne An- oder Ausschnitte, dynamische Perspektiven oder ein Spiel mit Vorder- und Hintergrund seine Art von Fotografie zu extrahieren. So überraschte und irritierte er immer wieder und wußte sich vom eher journalistischen Zugriff seiner Zeitgenossen abzusetzen. Hinzu kam sein frühes Interesse an der Farbe, die Baumann schnell als zusätzliche große künstlerische Herausforderung begriff, wofür er schon Mitte der 1960er Jahre internationale Anerkennung gewann. Ganz im Sinne von „New Color“ fotografierte Baumann nicht einfach farbig, er dachte die Farbe und nutzte sie als Stil- und Ausdrucksmittel. Am bekanntesten sind hier sicher seine Bilder aus der Formel 1 in den 1960er Jahren. Ganz neu zu entdecken sind seine freien Arbeiten, die seit den 1950er Jahren von Eleganz, Schönheit und Dynamik geprägt sind, die ihresgleichen suchen.


Seine Bande, 1950er - Foto © Horst. H-Baumann

Die Ausstellung zeigt etwa 400 ausgewählte Werke aus dem künstlerischen Nachlaß des Fotografen. Als Horst H. Baumann vor drei Jahren starb, übergab seine Tochter den gesamten bildnerischen Nachlaß zur Bearbeitung und für eine Ausstellung an ZEPHYR – Raum für Fotografie in den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim. Er umfaßt ca. 3.500 Schwarz/Weiß-Fotografien, ca. 750 Farbabzüge, ungezählte Dias und zahlreiche Dokumente, Zeitschriften und Bücher.
Die Ausstellung wird von Hans-Michael Koetzle (München) kuratiert. Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Fotobuch im Steidl Verlag.
 
Weitere Informationen: https://www.rem-mannheim.de/