Brandschatzung mit Humor

Dik Browne, Chris Browne – 50 Jahre Hägar der Schreckliche

von Frank Becker

 
Brandschatzung mit Humor

Seit 50 Jahren erfreuen Hägar, seine Spießgesellen
und seine Familie weltweit die Comic-Leser.

Was zur Zeit Eriks des Roten und Gorm Grymmes als Schreckensruf über Europa und den vorderen Orient hallte, klingt in diesen Tagen wieder wie Luren-Musik in den Ohren aller Cartoon- und Comic-Freunde: Die Wikinger sind seit einem halben Jahrhundert da - Hägar der Schreckliche feiert 50 Jahre seiner Raubzüge durch die (damals) bekannte Welt und der alltäglichen Differenzen mit seiner Familie. Denn mit dem ungehobelten, zugleich liebenswerten Zauselbart aus Skandinavien und seinen Freunden - zumindest, wenn sie den Zeichenfedern Dik Brownes und seines Sohnes und künstlerischen Erben Chris Browne entsprungen sind - kommt ohne die Sorge um eigenes Hab und Gut, Raub, Plünderung und Brandschatzung ungetrübtes Vergnügen ins Haus.

Seit Richard „Dik“ Browne (1918-1989) - der gemeinsam mit Mort Walker (1923-2018), dem Schöpfer von Beetle Bailey, die wegen ihres liebenswürdigen Humors weltweit geschätzten Comic-Serie „Hi and Lois“ entwickelt hatte – am 4. Februar 1973 den ersten Comic seines „Hagar the Horrible“ in die Sonntagsseiten der US-Zeitungen brachte, ist der Siegeszug des furchtlosen Wikingers mit gehörntem Helm und im gerupftem Bärenfell nicht aufzuhalten gewesen. Nach zwei Jahren druckten bereits 600 Zeitungen die Geschichten des glücklosen Plünderers, seines resoluten, ebenso behelmten Ehegespons Helga, der zuckersüß-kriegerischen Tochter Honi und des völlig aus der Art geschlagenen zärtelnden Sohnes Hamlet, der als intellektueller Knabe lieber Gedichte liest, als das Wikinger-Schwert zu führen. Hinzu kamen seine rauhbeinigen Kumpane, darunter an erster Stelle und stets an seiner Seite der tumbe Sven Glückspilz (Leif Lalleglad), der ruppige Kneipenwirt und der grobe Schmutzfink. Dazu  Honis minnesingender Verehrer Lute, weiter der bei all den bei Raubzügen und Raufhändeln erlittenen Blessuren durchaus nicht unwichtige Quacksalber Dr. Zook und jüngst auch eine ganz zauberhafte Nixe. Schiffbrüche, rabiate Gegner und befestigte Burgen, gerüstete Ritter und feuerspeiende Ungeheuer können unseren wackeren Wikinger nicht aufhalten, allenfalls Helga und - da ist Dik Browne schon immer nah an der Realität gewesen - die erbarmungslosen Steuereinnehmer nebst ihren maskierten Schergen. Da kann unser Held dann doch schon mal kleinmütig werden.


© Chris Browne / King Features

Schon bald waren es weit über 1800 Zeitungen, die Hägar druckten. Besonders beliebt ist der etwas schmuddelige, dafür aber äußerst trinkfeste Held in seiner geographischen Heimt Dänemark. Dort erscheinen seine Geschichten auch regelmäßig in dem Comic-Magazin „Basserne“, das (natürlich im Egmont Serieforlaget) neben anderen Comic-Klassikern auch „Hi and Lois“ (Mads og Misse) und „Beetle Bailey“ (Basserne) veröffentlicht.

Ich lese die Strips seit über 30 Jahren mit nicht nachlassendem Vergnügen, staune von Mal zu Mal über den überbordenden Ideenreichtum Dik und Chris Brownes und kann versichern: es wiederholt sich nicht, wird nicht langweilig und sogar die älteren wieder gelesenen Geschichten machen jedes Mal den gleichen - neuen - Spaß. Ein Wikinger- Schatz des zwerchfellerschütternden Humors.
Hägar der Schreckliche kann auch bereits eine stattliche deutsche Gesamtausgabe in 29 Bänden bei Ehapa Comic Collection/ Egmont Verlag vorweisen, die allerdings beim Verlag vergriffen ist.
Zum 50. Geburtstag präsentiert dieser Band nun zum Kennenlernen für alle, die ihn vielleicht noch nicht kannten, ein Best of des unerschrockenen Wikingers mit einer Einführung und Zwischentexten von Michael Bregel und Fakten zur Hägar-Historie. Eine Empfehlung der Musenblätter-Redaktion.
 
Dik Browne, Chris Browne – 50 Jahre Hägar der Schreckliche
Mit einer Einführung und Zwischentexten von Michael Bregel
© 2023 Egmont Comic Collection, 288 Seiten, gebunden, 23,5 x 19,5 cm  - ISBN 978-3-7704-0450-6
35,- €
 
Weitere Informationen: www.egmont-comic-collection.de