1823 – 1923 – 2023: Jahrhundert-Schritte

Klavier-Festival Ruhr 2023

von Johannes Vesper

Foto © Johannes Vesper
1823 – 1923 – 2023: Jahrhundert-Schritte
„Lebenslinien“ und die ganze Fülle der Klaviermusik
 
Klavier-Festival Ruhr 2023
 
Von Johannes Vesper
 
Mit der kommenden, seiner 28. Spielzeit verabschiedet sich Intendant Prof. Franz Xaver Ohnesorg vom Klavierfestival Ruhr. Zwischen dem 24. April 2023 und dem 07. Juli werden in 22 Städten 79 Pianisten in 68 Veranstaltungen auftreten. 29 Pianisten werden ihr Debüt geben.  Wie sich das Festival nach Ohnesorgs Weggang entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Unvergeßlich ist das Jubiläumskonzert  „Weltstars in Wuppertal“ 2018. Seine Persönlichkeit und seine Freundschaften haben das Festival in besonderer Weise geprägt und ermöglicht.  Das spiegelt sich auch wider in den „Lebenslinien“, im Rahmen derer u.a. Martha Argerich, Heinrich Schiff, Grigory Sokolov, Krystian Zimerman, Evgeny Kissin auftreten. Besonders aufmerksam machen möchte ich auf den Abend am 15.06.2023  (Haus Fuhr Essen Werden), an dem  Alfred Brendel Unsinnstexte György Ligeti zum 100. Geburtstag lesen  und Fabian Müller eine Auswahl von Ligetis Etüden spielen wird.  
Eröffnet wird das Klavierfestival Ruhr in diesem Jahre am 24.04.2023 in der Essener Philharmonie. Josef Moog spielt u.a. Schuberts Wandererfantasie in der Orchesterfassung von Franz Liszt zusammen mit dem Ensemble Eterna Brügge (unter der Leitung von Jos van Immerseel). Beim Abschlußkonzert am 07.07.2023 in der Historischen Stadthalle Wuppertal spielt u.a. Maki Namekawa mit dem MDR Sinfonieorchester unter Dennis Russell Davies die Uraufführung eines neuen Klavierkonzertes von Philip Glass.     
 
Drei Jahreszahlen – 1823, 1923 und 2023 – markieren Schwerpunkte im Programm.
 
Für 1823 wird Franz Schubert in den Mittelpunkt gestellt. Elisabeth Leonskaja (Mo. 19. Juni, Mülheim), das Duo Yaara Tal und Andreas Groethuysen (So. 21. Mai, Moers), oder Graham Johnson gemeinsam mit Sophie Rennert (Mezzosopran) (Fr. 19. Mai, Essen) und Matthias Goerne (Bariton) mit Markus Hinterhäuser (Mo. 12. Juni, Düsseldorf) stellen Franz Schubert in den Mittelpunkt ihrer Konzerte. .
Für das Jahr 1923 werden vier Veranstaltungen diese verwirrende Zeit mit der Besetzung des Ruhrgebiets, der Inflation und den politischen Unruhen quasi musikalisch spiegeln (z.B. Bochumer Symphoniker unter Tung-Chieh Chuang mit Tamara Stefanovich (So. 4. Juni, Bochum). Außerdem werden Kooperationsprojekte mit dem Museum Folkwang und dem Ruhr Museum: Musik und bildende Kunst der 1920er Jahre im Essener Folkwang Museum (Sa. 29. April) miteinander in Beziehung gesetzt werden, themenbezogene Führungen zusammen werden mit einem Rezital von Yaara Tal. Frank Chastenier (Sa. 6. Mai, UNESCO Welterbe Zollverein Essen) gestaltet. Ein Höhepunkt des Akzentes „1923“ dürfte die Aufführung von Charlie Chaplins Film The Kid bieten, zu der Helge Schneider Filmmusik live am Klavier improvisiert (Mo. 5. Juni, Lichtburg Essen).
Der Akzent 2023 würdigt den 1923 geborenen Komponisten György Ligeti, u.a. mit der Aufführung des Klavierkonzerts mit Lorenzo Soulès (Di. 30. Mai Bochum) und der Aufführung des gesamten Zyklus der 18 Etüden durch Pierre-Laurent Aimard (Mi. 31. Mai, Bochum). Im aktuellen Education-Projekt präsentieren Schülerinnen und Schüler aus Duisburg-Marxloh in einem Gesprächskonzert ihre choreografische Arbeit zu Musica ricercata (Mi. 1. Juni, Essen). Die Mezzosopranistin Sarah Maria Sun wird bisher unveröffentlichte frühe Lieder des Komponisten singen. Zu „Ligetis Welten“ finden sich Schülerinnen und Schüler aller fünf Schulen aus Duisburg-Marxloh zusammen (Mi. 14. Juni, Duisburg). Außerdem wird Sir András Schiff das für ihn komponierte Solowerk Novembernacht von Luca Lombardi (Di., 27. Juni, Bochum) uraufführen
 
Schon vor Eröffnung des eigentlichen Festivals wird Kit Armstrong eine musikalische Zeitreise durch fünf Jahrhunderte Klaviermusik unternehmen (Fünf Konzerte am Samstag, 11. und Sonntag, 12. März im Anneliese Brost Musikforum Ruhr in Bochum), beginnend mit dem „Goldenen Zeitalter“ zwischen 1520 und 1620 und endend mit der Epoche „zwischen allen Kulturen“ zwischen 1920 und 2020.
 
Das gesamte Programm ist unter https://www.klavierfestival.de/konzertkalender/ einsehbar. Der Vorverkauf beginnt am 21.01.2022. (Hotline 0201 8966866 (Mo-Sa 8-20 Uhr), so 14-20 Uhr) oder jederzeit unter www.klavierfestival.de