Der 24. Februar 2023: ein ominöser Tag?

Betrachtungen zu einem Datum

von Heinz Rölleke

Prof. Dr. Heinz Rölleke - Foto © Frank Becker
Der 24. Februar 2023:
ein ominöser Tag?

Von Heinz Rölleke

Vor einem Jahr begann der russische Einmarsch in die Ukraine; der 24. Februar droht im Volksglauben zu einem weiteren Unglückstag zu werden, denn dazu gibt es Stützen in der Vergangenheit.
Im Jahr 1808 vollendete der Dichter Zacharias Werner das erste der sofort bei den jungen Dichtern und beim Publikum ungeheuer beliebten Schicksalsdramen. Nach der Theateraufführung in Weimar am 24. Februar 1810, die Goethes großes Lob fand, versuchten sich neben vielen anderen Müllner und Grillparzer in diesem Genre. Zacharias Werner griff auf eine liturgische Tradition zurück: An diesem Datum wurde seit der Gregorianischen Kalenderreform im Jahr 1582 der 24. Februar (und nicht, wie heute allgemein geglaubt wird, der 29.02.) alle vier Jahre als Schalttag im Kalender plaziert. An diesem Tag war in Schaltjahren das Fest des jüngsten (spätesten) Apostels Matthias zu feiern. Matthias war erst nach der Himmelfahrt Christi als Ersatz für Judas zum Apostel bestimmt worden, um die heilige Zwölfzahl wieder her zu stellen. Das Volk empfand die Matthias-Verehrung als etwas Ominöses, weil außerhalb der Regel stehend. Natürlich geht es dem Kalendertag inzwischen wie jedem 13. Monatstag, der auf einen Freitag fällt, Tage, an denen sich angeblich, aber statistisch nicht beweisbar, die Unglücksfälle häufen.
Immerhin konnte man für den Schalttag die fürchterliche Schlacht bei Pavia (1525) und neuerlich vor allem den Gründungstag der NSDAP (1920) ins Feld führen; in jüngeren Jahren sind für diesen Tag in den Jahren 1997, 2003 und 2004 starke Erdbeben zu verzeichnen.
 
© Heinz Rölleke für die Musenblätter 2023