In Phantasiewelten spazieren gehen ...

„Ant-Man and The Wasp: Quantumania“ von Payton Reed

von Renate Wagner

Ant-Man and The Wasp: Quantumania
USA 2023 

Regie: Peyton Reed
Mit: Paul Rudd, Michelle Pfeiffer. Michael Douglas. Jonathan Majors,
Evangeline Lilly, Bill Murray u.u.
 
Was bewegt einen Kinobesucher, der kein sonderliches Interesse für die vermenschlichten Marvel-Comics hegt, sich dennoch einen Film dieser Art anzusehen? Nun, wenn Michelle Pfeiffer und Michael Douglas mitwirken, hat man da doch Schauspieler, die garantiert ihr Handwerk beherrschen und die man, die Zeit bleibt nicht stehen, nur noch selten auf der Leinwand sieht. Also – ein Besuch bei „Ant-Man And The Wasp: Quantumania“, auch wenn man absolut kein Fachmann für die diversen Action-Helden ist.
Wobei man, wenn Paul Rudd zuerst ganz in seiner Menschengestalt als Scott Lang in San Francisco auftaucht, man diesem netten, harmlosen Gesicht keinesfalls einen ehemaligen Superdieb und Avenger-Helden zutrauen würde, weit eher den liebenden Papa einer 18jährigen Tochter, der sich – wie das in amerikanischen Filmen schon so ist – dauernd mit Vorwürfen quält, nie genug Zeit für sie gehabt zu haben.
 
Das Töchterchen (Kathryn Newton) überrascht den Papa mit gefährlichen Experimenten in Richtung „Quantenreich“ (was immer das sein soll), und ungehorsam, wie Teenager nun einmal sind, läßt sie sich das nicht ausreden. Auch nicht von Michelle Pfeiffer und Michael Douglas, grauhaariges Elternpaar der „Wasp“ (Evangeline Lilly), die hier eigentlich im Hintergrund bleibt.
Als das Experiment explodiert und die ganze Familie (ja, es ist wirklich ein Familienfilm) ins Quantenreich, einen Mikrokosmos, segelt, bekommt man eine bunte Fantasy-Welt, auf die man sich einlassen muß, seltsame Tiere, total schräge, kaum noch menschenähnliche Figuren und spektakuläre Bilder aller Art, gewissermaßen das übliche, so weit man sich erinnert.
Erfreut stellt man fest, dass Michelle Pfeiffer als Janet van Dyne, die frühere Wasp, wieder ihr bekanntes langes Blondhaar trägt und höchst attraktiv ist für ihre 65 Jahre. Außerdem ist sie die eigentliche Hauptfigur der Handlung, denn offenbar war sie vor 30 Jahren schon einmal hier und hat, als sie sich entfernte, um Dr. Hank Pym zu  heiraten (auch Michael Douglas wirkt im Quantenreich jetzt jünger und bekommt eine Menge verbaler Pointen) allerlei Enttäuschung und Verletzungen hinterlassen.
Das nimmt ihr vor allem „Kang“ übel, der in Gestalt des Afroamerikaners Jonathan Majors zum nächsten großen Bösewicht der Marvel-Welt aufgebaut werden soll. Janet nennt ihn „ein Monster, der sich für Gott hält“. Hier wirkt er nicht ganz so dämonisch, wie manche Kritiker ihn begeistert preisen. Vielleicht wird es noch. Unproblematisch hingegen ist das Auftauchen des guten, alten Bill Murray – da waltet dann wohltuender Humor.
 
Der Bösewicht jedenfalls hat Cassie gekidnappt, um seine Forderungen nach den Kräften von Ant-Man durchzusetzen, die er für irgendetwas braucht (offenbar will er aus der Quanten-Welt, in die er gestrandet ist, wieder hinaus)… so ganz klar werden die Handlungsdetails dieser Filme ja ohnedies nur den ausgewiesenen Fans.
Die anderen können sich je nach eigener Bereitschaft mehr oder minder unterhalten, indem man in diesen Phantasiewelten spazieren geht. Wohltuend dabei ist, daß Regisseur Peyton Reed das Ganze nicht völlig ernst nimmt, wenngleich die tief-weisen Sprüche, die in diesen Filmen herumirren müssen, natürlich nicht fehlen. Dennoch wirkt dieser Ant-Man im Quantenreich „leichter“ als die anderen Marvel-Helden-Sagas, und das ist angenehm.
 
 
Renate Wagner