Abgründe

Nicola Förg – „Dunkle Schluchten“

von Frank Becker

Abgründe
 
Der 14. Fall für Irmi Mangold
 
War es ein Unfall, vielleicht Suizid – vielleicht ein Mord? Der Garmischer Hauptkommissarin Irmi Mangold und ihrem Freund Fridtjof Hase fällt ausgerechnet im Urlaub am Lago Maggiore die Leiche des Restaurators Hannes Vogl sozusagen vor die Füße, offenbar ist er von der Brücke über den Orrido di Sant´Anna in die Tiefe gestürzt oder gestürzt worden. Weil der Tote Deutscher aus Oberammergau war, Spuren zu einem deutschen Eierbaron und seiner neuen Villa Villa in Cannobio am Lago Maggiore führen und Fridtjof gleich einen guten Draht zu den italienischen Kollegen, besonders Vice-Ispettore Raffaele hat, entsteht flugs ein deutsch-italienischer Fall daraus. Der 14. Fall für Irmi Mangold und Kathi Reindl. Der bekommt eine neue Dimension, als sich herausstellt, daß Vogl zu alledem vermutlich das Opfer eines perfiden Vergiftungs-Anschlags gewesen ist.

Zurück in Garmisch ermitteln Irmi, ihr alter ego Kathi, die immer pfiffiger und effektiver arbeitende Assistentin Andrea und das ihnen zuarbeitende Team im Umfeld des Großunternehmers Hubertus von Ebersheim, der mit Hühnern, Eiern und sogenannten Bruderhähnen ein Vermögen gemacht hat. Als auch Vogls Freundin Antonia in ihrer Wohnung tot aufgefunden wird und die selben Vergiftungserscheinungen wie Hannes zeigt, läuten die Alarmglocken. Sind die beiden ermordet worden, weil sie in Ebersheims Villa ein wertvolles Fresko entdeckt haben, oder sind sie im Zusammenhang mit Ebersheims Firma „MyEi“ Betrügereien aufgedeckt? Die Arbeit wird den Kommissarinnen nicht leicht gemacht, denn im Umfeld Ebersheims, der einfach nicht erreichbar ist, wird von allen Beteiligten kräftig gemauert, gelogen und verschwiegen. Als es an der Partnachklamm einen weiteren Toten gibt, tun sich, sagen wir mal etwas sehr konstruierte Abgründe auf. Wer hier nun wen, wie und warum um die Ecke gebracht hat, erzähle ich natürlich nicht. Spannend ist es allemal.
 
Nicola Förg versteht es geschickt, immer wieder neue Spuren zu legen, brillant gezeichnetes bodenständiges Personal einzubringen und die Leser mit raffinierten Wendungen bei der Stange zu halten. Daß sie dabei Exkurse in die Hühnerwissenschaft, die Alpenarchitektur, die italienische Küche und die dazu passenden Weine einbaut, macht die Sache umso unterhaltsamer. Dabei entwickelt sie ihre Protagonistinnen immer weiter, und man ahnt, daß sich Irmi wohl bald zur Ruhe setzen wird. Mit dem Hasen an ihrer Seite wird es ihr sicher nicht langweilig werden. Uns auch nicht, denn Nicola Förg steckt sicher noch voller spannender Geschichten.
Besonders aufschlußreich und absolut mitnehmend sind die erschreckenden Informationen aus der Welt der erbarmungslosen Massen-Tierhaltung und die Tricks der skrupellosen Hühner/Eierindustrie, mit denen das Tierwohl unterlaufen und die Verbraucher betrogen werden. Daß die Twitter-Welt sie ebenso beängstigt wie die Dummheit der Politik ist sehr gut nachzuvollziehen, daß sie jedoch den Brandbrief der vergreisten Alice Schwarzer und der postsowjetisch verpeilten Sarah Wagenknecht zur faktischen Entwaffnung der Ukraine und zur Preisgabe an den Aggressor Putin als diskussionswürdig ansieht, macht schon nachdenklich.
Was die ewige Frage angeht, was wohl zuerst da war, das Ei oder das Huhn, bietet Nicola Förg immerhin ein beachtenswertes Argument an.

Nicola Förg – „Dunkle Schluchten“
Aus der Serie Alpen-Krimis (Irmi Mangold und Kathi Reindl)
Ein Alpen-Krimi | Spannender Kriminalroman zwischen Italien und Bayern um seltsame Morde, Tierschutz und kriminelle Machenschaften
© 2023 Piper, 318 Seiten, Klappenbroschur  -  ISBN-13: 9783492064149
17,- €
 
Weitere Informationen:  www.piper.de