Modern Jazz aus dem Bilderbuch

Snorre Kirk – „Top Dog“

von Frank Becker

À la bonne heure!
 
Modern Jazz aus dem Bilderbuch
 
Der norwegische Schlagzeuger Snorre Kirk (*1981) ist sich, so sein Label Stunt Records, „immer treu geblieben – standhaft in seiner Hingabe an den klassischen Jazz-Swing und den klassischen Jazz-Sound“ - was sein neues Album „Top Dog“ eindrucksvoll unterstreicht. Bereits zweimal habe ich diesen herausragenden Jazz-Musiker mit seinen brillanten Ensembles in den Musenblättern vorstellen dürfen, und beide Male fand ich begeisterte Worte. So auch jetzt, denn „Top Dog“ ist eine absolute Perle mit zehn Brillanten.

Köstlich bereits der Einstieg à la Basie im Opener Working The Night Shift mit Magnus Hjorth am Piano und fast gehauchtem Saxophon-Duo, nicht weniger delikat Top Dog mit Anders Kjeldsted am Kontrabaß, traumhaft dunkelblau perlend On Late Nights mit dem großartigen Stephen Riley am seufzenden Tenorsaxophon, mit treibendem Chorus Bring Me Home im Swing-Rhythmus, dann das angemessen temporeiche, flotte Showtime, gefolgt vom zärtlich verschleppten Meditations In Blue. Da stimmt jeder Ton, paßt jedes Tempo, sitzt jedes Solo wie maßgeschneidert. Pures Vergnügen, das sich mit Swing Point und einem Intro à la Four Brothers und nämlichem Tempo nahtlos fortsetzt. Anfangs leicht unterkühlt und doch in die Fußspitzen gehend das pikante Easy Roller, dem das verträumte Yesteryear auf dem Fuß folgt, geadelt durch Michael Blichers sonorem Tenor-Sax-Sound. Ein waschechter Swing zum Schluß ist Boogie Rider, mit dem noch einmal Stephen Riley (ts), Magnus Hjorth (p), Anders Fjeldsted (b) und Mads Kjølby (g) an die Rampe treten – wie bei allen Titeln vor dem dezenten aber unverzichtbaren Background von Snorre Kirks Drumset.
 
So delikat hören wir das gerne, so anregend soll Jazz sein, so gekonnt, fröhlich und bestens unterhaltend – alle zehn Titel von Snorre Kirk gescbrieben - wünscht man sich ein Jazz-Album. Das Album „Top Dog“ hat das Zeug zum Klassiker, einzelne Stücke wie Working The Night Shift, On Late Nights, Swing Point oder Yesteryear könnten bald zu Standards werden. Der Monat Juni ist zwar noch jung, „Top Dog“ ist jedoch schon jetzt unsere Schallplatte des Monats, ausgezeichnet mit unserem besonderen Prädikat, dem Musenkuß* (mit Sternchen).
 
Snorre Kirk – „Top Dog“
© 2023 Stunt Records (CD)
 
Snorre Kirk (dr) – Stephen Riley (ts 1-5, 7, 10) – Michael Blicher (ts, as 1, 4, 8, 9) – Magnus Hjorth (p) – Mads Kjølby (g) – Anders Fjeldsted (b)
 
1. Working The Night Shift - 2. Top Dog - 3. On Late Nights - 4. Bring Me Home - 5. Showtime - 6. Meditations In Blue - 7. Swing Point - 8. Easy Roller - 9. Yesteryear - 10. Boogie Rider
Gesamtzeit: 38:23
 
Weitere Informationen: www.sundance.dk