Rehragout-Rendezvous
Deutschland 2023 Regie: Ed Herzog
Mit: Sebastian Bezzel, Simon Schwarz, Lisa Maria Potthoff, Enzi Fuchs, Eisi Gulp, Eva Mattes u.a.
Wie die Familie Eberhofer verkommt, wenn die Oma die Nase voll hat, ewig zu kochen und den Haushalt zu schmeißen, und lieber in eine Alte-Weiber-WG zieht.
Was es mit der Potenz des Franz Eberhofer anstellt, wenn Gattin Susi Bürgermeisterin-Stellvertreterin wird und in dieser Funktion ungeheure Manager-Energien entfaltet, etwa was Digitalisierung und Fremdenverkehr betrifft.
Was die Eberhofer-Spezis alles anstellen, um dem Franz wieder auf die Beine zu helfen – ihn etwa in eine Freilicht-Urzeit-Männer-Kommune unter der Leitung eines unfähigen Gurus zu schleppen.
Das läuft alles auf der privaten Schiene des neunten Eberhofer-Krimis „Rehragout-Rendezvous“, den Regisseur Ed Herzog wieder mit kundiger Hand deftig und treffsicher komisch auf die Leinwand gebracht hat. Aber weil der Franz schließlich der Polizist des kleinen (fiktiven) bayerischen Ortes Niederkaltenkirchen ist, muß es jedesmal einen Kriminalfall geben – diesmal ein verschwundener Opa, der, wie sich herausstellt, durch die Häckselmaschine ein unangenehmen Ende gefunden hat. (Am Ende geht es, wie auch anders, um die Erbschaft…).
Und wo Franz ermittelt, darf sein Freund Rudi, unverzichtbares Ingredienz im Reigen der vertrauten, fast schon geliebten Figuren, nicht fehlen. Der ist diesmal mit einer KI-Dame östlichen Zuschnitts auf seinem Smartphone liiert (auch die können ganz schön lästig sein) und schaut am Ende einem schaurigen Tod ins Auge, bevor er doch noch gerettet wird… er wird noch gebraucht, wie alle anderen auch, viele weitere Folgen lang.
Ed Herzog hat diesmal darauf verzichtet, das Eberhofer-Söhnchen und den dreibeinigen Hund in den Mittelpunkt zu stellen, dergleichen lenkt bekanntlich von der deftigen Erwachsenen-Handlung ab, die auch nicht die geringsten Spurenelemente des Sentimentalen braucht. Sebastian Bezzel als Franz Eberhofer hat mit den Jahren (jeden Sommer eine neue Folge der Reihe) zwar einige Kilos zugelegt, aber nichts von seinem herrlich bayerischen Brutalo-Charme verloren, Wenn man bedenkt, daß Lisa Maria Potthoff es im Fernsehen vorzieht, als schweigsame, kämpferische Polizistin zu erscheinen, ist ihre vollsaftige, wortgewandte Susi umso bemerkenswerter. Was die Oma (Enzi Fuchs) betrifft, so kann man mit der Familie nur hoffen, daß sie noch lange imstande ist, hier dabei zu sein – ihre trickreiche, obstinate Sturheit ist eine Köstlichkeit. Als ihr gern bekiffter Sohn bekommt Eisi Gulp diesmal eine Kabarettszene vom Feinsten, wenn er im Bademantel im Supermarkt herumstolziert und in der Verkäuferin, der Kabarettistin Monika Gruber, eine Sparring-Partnerin findet, die ihm an wortgewaltigen Schimpfkanonaden nichts schuldig bleibt. Wie in jedem Film kämpft Gerhard Wittmann als Bruder Leopold Eberhofer um seine Position in dieser Familie der Humor-Schwergewichte.
Als Rudi ist Simon Schwarz die bekannte Idealbesetzung, einen kleinen Auftritt als Gerichtsmediziner bekommt Michael Ostrowski immer, während das Terzett der Eberhofer-Freunde aus dem Wirtshaus wieder voll da ist – Daniel Christensen als Installateur Flötzinger mit großer Brille und törichtem Blick, Stephan Zinner als Fleischhauer Simmerl und Max Schmidt als Wirt Wolfi sind zwar nicht ohne Bosheit, aber echte Freunde, und das von Gregor Seberg geleitete Camp der wilden Urzeit-Männer ist ein Hit an Blödel-Komik.
Aber das Vergnügen, an dem noch einige Nebenrollen ihren Anteil haben, wäre nicht komplett ohne Eva Mattes als Liesl Mooshammer. Wo sind die Zeiten, da sie als Tatort-Kommissarin am Bodensee ihren Assistenten Sebastian Bezzel unter der Knute hatte? Mittlerweile hat sie sich in ein köstlich tückisches, hexenartiges Wesen verwandelt … aber selbst wenn man erfährt, daß sie den Hof des Ermordeten erben sollte (in den Achtziger Jahren waren die beiden nämlich das wildeste Paar im Dorf…), würde man sie schwerlich für eine Mörderin halten. Als Intrigantin ist sie allerdings unübertroffen.
Kurz, nicht alle Eberhofer-Krimis können gleich gut gelingen, aber für jene Kinobesucher, die Sinn für diese Art von Humor haben, ist es einer der besten, die man ihnen bisher geboten hat.
Renate Wagner
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