Früher war mehr Karl May
Die Geschichten des Abenteuer-Erzählers auf Bühnen
und als Miniatur-Spielfiguren
Analog zur beliebten alljährlichen Weihnachtsbemerkung „Früher war mehr Lametta“ erlaube ich mir hier die Abwandlung des Zitats: „Früher war mehr Karl May“. Gemeint ist, daß es beinahe zum guten Ton gehörte, für die Jugend (und die Väter lasen mit Vergnügen und Erinnerung an die eigene Jugend mit) unter den Weihnachtsbaum einen Band Karl May zu legen. Die stillen Feiertage waren gerettet, denn die Beschenkten zogen sich umgehend mit ihrem neuen Old Shatterhand, In den Schluchten des Balkan, Durch die Wüste, Winnetou, Das Vermächtnis des Inka, Die Sklavenkarawane oder dem Blauroten Methusalem in ihr Eckchen zurück und vergaßen die Welt. Man folgte den edlen Indianern, den Schurken, den vornehmen und kuriosen Helden zu ihren Abenteuern im Wilden Westen, in Afrika, in China, in den Kordilleren oder im Erzgebirge – und war nicht mehr zu sprechen. Karl May faszinierte über Generationen hinweg die Jungs und die Junggebliebenen.
Leider ist diese Sehnsucht nach Ferne und Abenteuer einerseits dem elektronischen Zeitalter mit Internet und Whatsapp, andererseits Kulturstürmern und -zerstörern (ich muß dabei irgendwie an die Roten Garden unter Mao Tse-tung denken) zum Opfer gefallen, die schon zu kreischen beginnen, wenn sie Worte wie Indianer, Wilde, Chinese oder Neger sehen. Da wird dann aus dem Nichts ein Sturm der Entrüstung entfacht, und prompt ziehen Verlage, Sender oder Filmfirmen den Schwanz ein und nehmen Pippi Langstrumpf, Jim Knopf oder eben Karl Mays herrliche Romane aus dem Programm. Nicht so der traditionsbewusste Karl May Verlag Bamberg/Radebeul, der das Erbe des großen deutschen Abenteuer-Erzählers hoch hält.
Zwei Neuerscheinungen aus dem Karl May Verlag darf ich Ihnen heute hier vorstellen, die das umfangreiche Romanprogramm ergänzen.
Neben den drei umfangreichen Werken zur Adaption von Stoffen Karl Mays für Bühne und Freilichttheater: Karl May auf der Bühne – Band I (Frühe Inszenierungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sowie Freilichtbühnenerfolge von Rathen über Ratingen bis Bad Segeberg), Karl May auf der Bühne – Band II (Die Elspe-Story und Winnetou & Co. auf weiteren Bühnen im deutschsprachigen Raum, vom Ruhrgebiet über Süddeutschland bis Österreich) und Karl May auf der Bühne, Band IV (Karl-May-Festspiele von Mörschied über Pluwig bis Pullman City / Winnetou auf internationalen Bühnen (von Holland bis Tschechien) sowie Theaterstücke zum Phänomen Karl May) haben Nicolas Finke und Reinhard Marheinecke auch ein lesenswertes Buch im Großformat zu Karl Mays Traumwelten unter freiem Himmel in der DDR, in Ostdeutschland sowie in Österreich, als Hallenspektakel von Berlin über Dortmund bis Wien und an weiteren Theatern im deutschsprachigen Raum vorgelegt, den Band III.
Nicolas Finke / Reinhard Marheinecke – „Karl May auf der Bühne - Band III“
© 2023 Karl May Verlag GmbH, 400 Seiten, gebunden (laminierter Pappband mit Gold-Veredelung), 21 x 30 cm, Mit 533 farbigen und SW-Abbildungen - ISBN: 978-3-7802-0145-4
Preis: 59,- €
Seit den 1950er-Jahren haben Karl-May-Festspiele von Bad Segeberg bis Elspe Tradition – Hunderttausende pilgern heute Jahr für Jahr zu mehr als zehn Freilichtbühnen im gesamten deutschsprachigen Raum. Stars wie Pierre Brice, Alexander Klaws, Gojko Mitic, Wayne Carpendale oder Claus Wilcke hauchten Karl Mays Figuren in zahlreichen Bühnenfassungen Leben ein. Winnetou zum Anfassen – das begeistert das Publikum bereits seit den 1910er-Jahren, als Mays Apatschenhäuptling erstmals auf einer Bühne Leben eingehaucht wurde. Der dritte Band von „Karl May auf der Bühne“ widmet sich Karl-May-Inszenierungen zu DDR-Zeiten in Rathen, Jonsdorf und an den Greifensteinen sowie auf weiteren Bühnen im Osten Deutschlands – wie im Harzer Bergtheater Thale mit Stargast Gojko Mitic als Winnetou oder in Bischofswerda, wo seit 1993 mit großem Erfolg Kinder und Jugendliche Karl Mays Abenteuergeschichten unter freiem Himmel aufführen. Das Open-Air-Erlebnis stand auch im Mittelpunkt der österreichischen Karl-May-Festspiele, die ab Anfang der 1980er-Jahre an mehreren Orten gegründet wurden, unter anderem nach Elsper oder Segeberger Vorbild. Doch Mays zeitlose Helden sollten auch unabhängig vom Wetter ihr Publikum erreichen – in großen Hallen als Spektakel, beispielsweise in der Wiener Stadthalle, der Dortmunder Westfalenhalle und der Berliner Deutschlandhalle, aber auch in Theaterhäusern. Manch ein Produzent träumte davon, mit dem Apatschenhäuptling auf Tournee zu gehen – Träume, die die Macher immer wieder vor Herausforderungen stellten. -- .. --
Winnetou, Old Surehand, Sam Hawkens
und viele andere Helden mehr
als Miniatur-Spielfiguren
Nicht nur junge und erwachsene Freunde der Karl May-Erzählungen konnten sich glücklich schätzen, Miniatur-Spielfiguren der Charaktere Karl Mays zu besitzen, wie sie z.B. von der Firma Heinrichsen hergestellt worden sind. Aufwendig handbemalt oder unbemalt hielten sie von den 1870er Jahren an Einzug in die Spielzeug-Bestände der Jugend – und später als begehrte Objekte mit Seltenheitswert in die Vitrinen von Sammlern. Dem Pionier Ernst Heinrichsen und seinen Zinnfiguren folgten bekannte Spielzeug-Firmen wie Alois Ochel (OKI), Otto Gottstein, Hausser, Heinerle, Schmidt-Spiele, kibri, Linde (Kaffee), SISO, Friedel u.v.a.m., die zum Teil große Serien, Dioramen und ganze Nachspiel-Szenen zunächst in Zinn, später in Elastolin und Kunststoff auflegten. Auch im Bereich der Margarine-Werbefigürchen tauchten Szenen aus Wildwest und Afrika mit Bezug zu Karl May auf, so bei REWE Juwel, Voss Vortella, Stullengold Lucullus, KERNKA oder Maizena – um nur einige zu nennen.
Malte Ristau und Wolfgang Willmann haben ein hinreißendes und prachtvoll farbig illustriertes Buch zu diesem spannenden Sammelgebiet geschrieben, das auf dem Markt einzigartig ist und sowohl Sammlerherzen wie die von passionierten Karl May-Lesern höher schlagen läßt. Ausführlich und mit enormer Detailkenntnis werden die Ursprünge, die Entwicklung und historischen Zusammenhänge der Herstellung von Miniatur-Spielfiguren sowie die Geschichte der Hersteller aufgezeichnet. Unvergleichlich ist die Fülle der zur Erläuterung beigegebenen und genauestens beschriebenen 473 (!) farbigen Illustrationen und vieler Original-Dokumente sowie von Spielen und Original-Verpackungen. Das ist Schmökerstoff, der ebenso spannend ist wie die Abenteuer Old Shatterhands, Kara Ben Nemsis, Fritz Degenfelds (des Blauroten Methusalem), von Hobble Frank oder des Fremden aus Indien.
Der Verlag schreibt dazu: „Sowohl Karl-May-Freunde als auch erfahrene Figurensammler werden staunen, in welcher Vielfalt die Helden des sächsischen Schriftstellers figürlich abgebildet worden sind und noch immer werden. Der Band wendet sich sowohl an die Sammler von Zinnfiguren als auch an die Liebhaber der in großer Vielfalt erschienenen Kunststoffminiaturen. Der Leser findet hier - neben historischen Erläuterungen - ausführliche Beschreibungen der Figuren im Zusammenhang mit den Werken von Karl May und den Schauplätzen seiner Erzählungen. Der Wilde Westen kommt dabei ebenso zur Geltung wie die Abenteuerregionen des Orients, Afrikas und der Südsee.“
Ein prachtvoller Band, als Geschenk für Sammler und Leser hervorragend geeignet und von uns mit unserem Prädikat, dem Musenkuß ausgezeichnet.
Malte Ristau / Wolfgang Willmann – „Figurenwelten nach Karl May“
Spiel- und Sammelfiguren aus Zinn, Masse und Kunststoff Herausgeber: Bernhard Schmid
© 2015 Karl-May-Verlag GmbH, 432 Seiten, Ganzleinen mit Gold-Veredelung, (ganz kleine, zu vernachlässigende Mängel an der Goldprägung am Rückenschild der Gesamtauflage), 17 x 17,5 cm - ISBN: 978-3-7802-0128-7
Früher: 39,90 €, jetzt nur 19,- €
Weitere Informationen: www.karl-may.de
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