Notwendiges Risiko

Profivereine sagen Ja zu Investoren

von Lothar Leuschen​

Foto: WZ
Notwendiges Risiko
 
Profivereine sagen Ja zu Investoren
 
Von Lothar Leuschen
 
Genau zwei Drittel der Vereine in der 1. und der 2. Fußball-Bundesliga haben am Montag der Deutschen Fußball-Liga (DFL) erlaubt, sich auf die Suche nach einem Investor zu machen. Dessen Geld soll helfen, die Ligen auf Zukunft zu trimmen und ihnen international mehr Resonanz zu verschaffen. Das Ziel ist richtig, der Weg dahin ist kompliziert. Denn das Geld für die großen Schritte soll von Unternehmen kommen, die sich auf Risikogeschäfte verlegt haben. Sie werden hier und da auch als Heuschrecken bezeichnet. Deshalb ist es kein Wunder, daß sich in der Anhängerschar, vor allem in den Kurven mit den treuesten Fans, zuletzt reichlich Widerstand geregt hat. Im Sommer dieses Jahres führte er dazu, daß die DFL ihre Pläne deutlich nachbessern mußte. Diesmal hat es für die Mehrheit gereicht. Bei der Bewertung des Geschäftes kann es sinnvoll sein, sich die Fanszene der Vereine ein wenig genauer anzuschauen. Da sind natürlich jene, die bei Wind und Wetter ihre Fahnen schwenken und den Verein ihres Herzens nach Kräften unterstützen. Sie tun dies im übrigen auf subventionierten Plätzen, schaffen dafür aber auch die Stimmung, die Fußball ebenso dringend benötigt wie gute Fußballer. Bisweilen machen diese Fans aber auch Ärger, was noch am Sonntag in Rostock zu beobachten war. Diesen Ärger machen die anderen Fans im Stadion, jene auf den etwas, manchmal auch sehr teuren Plätzen, nicht. Sie wollen guten Fußball und ihre Mannschaft möglichst gewinnen sehen.

Beides hängt elementar mit dem Treibstoff Geld zusammen. Was Umsatz und Transfererfolge angeht, stellen die Premier League und La Liga in Spanien die Bundesligen deutlich in den Schatten. Wie mangelnde Attraktivität wirken kann, haben 16.000 Zuschauer am vergangenen Samstag im halb leeren Stadion von Sinsheim gezeigt. So etwas läßt sich international nicht vermarkten. Deshalb brauchen die Profiligen mehr Geld, sie brauchen mehr Reputation, damit junge Spieler nicht auf die Insel oder nach Spanien ziehen, sobald sie sich Fußballschuhe binden können. Die Entscheidung für einen Investor ist richtig. Sie ist ein notwendiges Risiko.
 
 
Der Kommentar erschien am 12. Dezember in der Westdeutschen Zeitung.
Übernahme des Textes mit freundlicher Erlaubnis des Autors.