Vom Normalen Glauben und vom „Maggele“

Konrad Beikircher "Die Rheinische Neunte"

von Frank Becker

© Roof Music
Vom Normalen Glauben und vom „Maggele“
 
Eine Rheinische Geschichtsstunde
mit Konrad Beikircher
 
 
Kein Auge bleibt trocken und kein Platz im Saal leer, wenn  Konrad Beikircher irgendwo mit dem neunten (!) Teil seiner „Rheinischen Trilogie“ gastiert. Das war auch schon mit all den vorausgegangenen Programmen so. Vor allem sein humorvoller Umgang mit dem liebenswerten Schlag der Rheinländer zeichnet ihn aus, was ihm die Herzen natürlich auch im sozusagen verschwägerten und wesensähnlichen Bergischen Land öffnet. Die „Rheinische 9.“ ist eine heitere, durch allerlei witzig verpackte Anekdoten gewürzte Geschichtsstunde mit angehängtem Sprachkurs, denn die Sprache des Rheinländers ist wesentlicher Bestandteil seiner ausgeglichenen Kultur. Und daß er sie dem großen Beethoven, einem Bonner, widmet, liegt ja wohl auf der Hand.

"Wo sie jrad...sagen..."

Daß Konrad Beikircher beiläufig die Idiome Bonns, Aachens und Kölns nebst Vor- und Nebenorten fließend beherrscht, sei mit lobendem Erstaunen angemerkt. „Ewwer Bergheim, Kowelenz odder Düsseldorf – Nä!“ So ist das eben: Beikircher-Programme haben eine Geschmacksgrenze. Auch für Sachsen, Bayern, Preußen („dat Jesocks“) und Rechtsrheinische kaum geeignet. Mit Bemerkungen wie: „Wo Sie jrad Bayern sagen: aus welcher Sickergrube haben die denn den Seehofer ausjejraben?“, greift er in einer kleinen Wendung ab und auch aktuelle Nachrichten auf.
Wichtiges Thema der „Neunten“ ist der Normale Glauben, also der rheinische Katholizismus, dessen Pate Kardinal Joseph Frings, das kölsche Urgestein, noch heute in der Domstadt und im Rheinland verehrt wird, während sein ungeliebter Epigone Joachim Meisner beim Rheinländer keinen Fuß auf den Boden kriegt. Der Bogen des Königs der Abschweifer („Wo Sie jrad sagen...“ – Nemme mer mal en Beispill“) geht weit zurück zur Schlacht von Worringen am 5.6.1288 „Die Älteren unter Ihnen werden sich erinnern“ über Clemens August, der sich 1761 auf Ehrenbreitstein zu Tode getanzt hat („Sie wissen schon: Bourré, dat is die Salsa vom Barock“), bis zu den herrlichen und weinseligen Wallfahrten seiner Bonner Studentenzeit in den 1960er Jahren.

Maggele und rheinischer Widerstand

Exkurse über die Kurschatten von Bad Hönningen und über das „Maggle“, das den Rheinländer zwar als Soldat untauglich, in jeder Lage aber überlebensfähig macht, sind so kurzweilig, daß die gut zweieinhalb Stunden des jetzt langsam austrudelnden Programms im Fluge vergehen. Das rheinische Talent zum Feiern – bei dem Karnevalslied „Eimol im Johr kütt der Ring us em Bett“ fiel z.B. im bergischen Wermelskirchen unisono sogleich der ganze Saal ein – scheint sich kulturell manifestiert zu haben. Lore Lorentz, die keine Düsseldorferin war, sondern aus Mährisch-Ostrau stammte (wehalb der k.u.k. Beikircher so gut mit ihr „böhmakeln“ konnte, das komplizierte Heiligen-System und die Erkenntnis, dass Euskirchen das Nirvana ist, sind nur einige weitere Themen der eloquenten Nachilfestunde.
Wußten Sie, was rheinischer Widerstand ist? Also: eine halbe Körperdrehung, ein Schritt zurück und den Angriff höflich vorbeilassen. Hat doch was. Und daß der einzige Zweck einer Vernissage das „freie Einlöten“ mit dem Kölsch-Stängelchen als Lötkolben ist, hat sich in kunstinteressierten Kreisen längst herumgesprochen. Übrigens, auch das Rechtsrheinische hat sein Gutes: Man kann von da das Linksrheinische sehen – „Nä is dat schön!“

Die Beikircher-Freunde landauf, landab wird freuen, was der rheinische Flaneur im Gespräch mit den Musenblättern durchblicken ließ: "Das neue Programm ist in Arbeit - Die Rheinische Zehnte!".
 
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