Wem gehört der Fußball?
Die Folgen des gescheiterten DFL-Investorenplans
Von Lothar Leuschen
Am Tag danach werden die Wunden geleckt. Die Deutsche Fußball-Liga bemüht sich, das Scheitern ihres Plans zu relativieren, einen Investor für die Finanzierung der Profiligen ins Boot zu holen. Und die Fan-Organisation „Unsere Kurve“ kühlt die Beulen, die sie sich bei ihren Freudensprüngen zugezogen hat. Dabei gibt es am Ende des Spektakels gar keine Gewinner, weder in den Fankurven noch in den Chefetagen der Profiklubs. Also alles auf Anfang. Und die Grundfrage lautet: Wem gehört der Fußball eigentlich?
Sicher ist, daß der Sport nicht den Leuten gehört, die ihn in der Liga-Organisation oder in den Vereinen vermarkten. Die verkaufen nämlich nicht das eigentliche Spiel, sondern den Zirkus, der darum gemacht wird. Denn viele Menschen sind bereit, für die Spiele im Fernsehen oder im Stadion viel Geld zu bezahlen. Sie geben auch Geld für Trikots, Wimpel und Fahnen aus. Die Leidenschaft für den Fußball, die Liebe zu ihrem jeweiligen Verein gehört jedem Einzelnen selbst. Der Fußball als solcher gehört niemandem, auch nicht den Ultras in den Fankurven. Die mißbrauchen ihn vielmehr für ihre ganz eigenen Choreografien. Da werden Feuerwerkskörper abgebrannt, leuchtet grell bengalisches Licht, fliegen Pappbecher und Münzen auf das Spielfeld, versperrt Nebel aus Rauchtöpfen die Sicht auf den Rasen, wird beschimpft, beleidigt, verunglimpft. Und obendrein haben diese Fans sich nun auch noch aufgeschwungen, für die anderen Zigtausend zu sprechen, die für ihre Eintrittskarten deutlich mehr bezahlen. Aber auch denen gehört der Fußball nicht.
Sport hat keinen Eigentümer. Er gibt Sachwalter, die sich im Interesse des Sports und auch im eigenen Interesse um die Attraktivität des Spektakels bemühen. Diesen Sachwaltern sind nun erst einmal die Hände gebunden. Aber im Wettbewerb um Freizeit zählt der besondere Reiz. Wie der erzeugt wird, zeigen Ligen mit Investoren längst. England und Spanien sind bereits enteilt. Deutschland hatte die Wahl, sich an den Besten zu orientieren. Die „Kurven“ entschieden sich für Rückschritt.
Der Kommentar erschien am 23. Februar in der Westdeutschen Zeitung.
Übernahme des Textes mit freundlicher Erlaubnis des Autors.
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