Aus meinem Zettelkasten 3
2. Gestern stellten wir unseren Briefträger auf eine harte Probe. Wir präsentierten vor unserer Haustür ein Riesenpaket und klebten an die Tür einen Zettel: „Lieber Herr Pirat, stellen sie bitte die Schatzkiste vor unserer Haustür ab. Umhüllen sie aber die Schatzkiste mit einem schlichten Karton, damit wir unseren Briefträger nicht unnötig in Versuchung führen.“ 3. Könnte man den Februar nicht eher beginnen lassen, dann wäre es nicht so schlimm, wenn einem am Ende drei Tage fehlten. Wie ist es eigentlich zu rechtfertigen, dass eine Miete im Februar genauso hoch ausfällt, wie eine Miete im Dezember? 4. Selbst eine gut gesäuberte Pril Spülmittelflasche, in die man Himbeersaft einfüllt, wirkt doch sehr fehl am Platz, wenn man aus ihr trinkt. 5. Als Padermann mit seiner Frau im Urlaub war, versuchte er zu Hause anzurufen. Er probierte es dreimal, bekam aber keine Verbindung zustande. Da dachte Padermann, typisch, Kontakte zum Jenseits, aber zu doof nach Hause anzurufen. 6. Wenn man unter der Dusche steht, macht der Wasserstrahl der Dusche alles naß, was naß, aber auch, was nicht naß gemacht werden will. Man sollte zum Beispiel eine Seife, nachdem sie im Einsatz war, sofort wieder aus dem Dunstkreis des Wassers nehmen, da sie sich sonst nach und nach auflöst, ohne dabei ihrer eigentlichen Bestimmung nahe gekommen zu sein. 7. Man nimmt vom Knäckebrot auch ab, weil das Kauen darauf so laut ist, daß man es nicht beim Fernsehnschauen knabbern kann. Ich habe mal ein Knäckebrot zu einem amerikanischen Krimi gegessen, von dem habe ich nur die Hälfte verstanden. Erst als ich anfing, nur in das Knäckebrot zu beißen, wenn ein starker Schusswechsel auf dem Bildschirm die Kaugeräusche übertönte, konnte ich die Handlung nicht nur verfolgen, sondern auch ein wenig durch mein Kauen mitgestalten. Daß man ein Knäckebrot immer auf seiner unattraktiven Seite bestreichen muss, leuchtet ein. (Auf der gestalteten Seite sind tiefe Löcher, in denen die Butter verschwindet wie in einem kosmischen Loch. Man kommt sich beim Bestreichen wie ein Maurer vor, der die Löcher in einer Wand verstreicht.) Schade ist nur, daß dann die Schokoladenseite des Brotes unten liegt und man sie beim Essen nicht sehen darf. Ich meine, das Auge ißt doch auch mit. Es ist doch so, daß man eine Frau auch nicht auf den Hinterkopf küßt, wenn man von ihrem Mund angezogen wird. Ich mache es jetzt wie die Blinden und fühle beim Essen des Knäckebrots die Unterseite ab und erlebe Geschichten, die von Abenteuern erzählen und von unbekannten Ländern. „Unter meinem Knäckebrot werden keine Finger rot, denn trotz Knäckebrotdebatten wirft es einen prima Schatten.“ 8. Padermann dachte nach, dann sagte er: „Ich hatte einen Kumpel, der hatte keinen Hals. Wenn der seinen Kragen aufstellte, dann stand er im Dunkeln. Den konnte man nicht enthaupten, den konnte man nur skalpieren.“ Drewermann schüttelte nur angewidert den Kopf und Nadermann übergab sich bei der Vorstellung. 9. Manche Sätze werden nicht besser, wenn man sie dauernd wiederholt. Manche Sätze werden nicht besser, wenn man sie dauernd wiederholt. Manche Sätze werden nicht besser, wenn man sie dauernd wiederholt. Manche Sätze werden nicht besser, wenn man sie dauernd wiederholt. Manche Sätze werden nicht besser, wenn man sie dauernd wiederholt. Stimmt. 10. Manchmal sehe ich Leute etwas alleine tragen. Sie sind überladen und schaffen es kaum durch die Tür. Warum hilft ihnen niemand? Wer kann, sollte etwas mittragen. Er sollte sagen, gib mir was ab, ich bin stark, ich kann das mittragen. Manche Frauen lieben es, nach der Trauung über die Türschwelle des neuen Heimes getragen zu werden. Das sollte man vorher üben und zur Not den Nachbarn um Hilfe fragen. Das fördert die Nachbarschaft und bereitet gute Laune. © Erwin Grosche - Erstveröffentlichung in den Musenblättern 2007 |
Erwin Grosche - Foto © Uwe Nölke Erwin Grosche * 25.11.1955 in Anröchte. Er lebt heute als Kabarettist, Schauspieler und Autor in Paderborn. Neben Kleinkunst- und Theaterproduktionen schreibt er Kinderbücher und dreht Filme. Er erhielt u.a. 1996 den „Prix Pantheon“,1999 den „Deutschen Kleinkunstpreis“, wurde im Jahre 2000 Kulturpreisträger der Stadt Paderborn und im Jahre 2004 von der Evangelischen Akademie Hofgeismar mit der „Silbernen Akademieze“ ausgezeichnet. Seit 2003 ist er Schirmherr von UNICEF PADERBORN. Er spült gerne und mäht den Rasen. Oft wäre er gerne weg, aber er geht nicht gern auf Reisen. Werke (Auswahl): „Über das Abrichten von Grashüpfern“ (Kleinstadtgeschichten), „Vom großen G und kleinen Glück (Geschichten und Bühnentexte), „Alle Gabelstaplerfahrer stapeln hoch (Kriminalroman), „Der Schlafbewacher“ (Bilderbuch), „Warmduscherreport“, "Lob der Provinz", „Die Wirklichkeit und andere Übertreibungen“, „König bin ich gerne“, „Padermann, der Superheld“ Filme (Auswahl): „LiebesLeben“, „Die Bluthochzeit“, Tatort „Lastrumer Mischung“, „Jahrestage“, „Ich sing für die Verrückten...“, „Keiner liebt mich“, „Mutter der Braut“, „Blinde Leidenschaft“, „Wer der Welt den Atem nimmt“, „Hütchenzauber“ Weitere Informationen unter: www.erwingrosche.d |