Willkommen zu Hause!
Zu Besuch in Erwin Grosches skurriler
und doch so normaler Welt Für Erwin Grosche ist es in der Tat ein Heimspiel. Der weit über die Grenzen seiner Heimat bekannte, geschätzte und beliebte Ostwestfale hat, anders als sein Landsmann Peter Hille, der in Berlin sein Glück suchte, trotz großer Erfolge der Heimat nie den Rücken gekehrt. Erwin Grosche hat sein Glück stets im Paderborner Land gesucht - und gefunden. Seine der Provinz im schönsten Sinne des Wortes gewidmte Literatur hat ein neues Gefühl für den positiven Blick auf die Heimat geschaffen, ja er hat damit sogar erreicht, daß auch Paderborn-ferne Menschen - nehmen wir mich als Beispiel - den Wert dieser Stadt und Landschaft erkennen und lieben lernen können. Grosches Sprache und sein ganz spezieller delikater Humor haben ein eigenes Genre in die Welt gesetzt, die jetzt mit anerkennendem Staunen auf die "Provinz" schaut. Michael Kienecker hat es in seiner Laudatio anläßlich der Verleihung des Peter-Hille-Preises an Grosche im Jahr 2007 auf den Punkt gebracht: „Erwin Grosche ist ein ungewöhnlicher Vertreter der Spezies "Wortkunst". Als Autor und Kleinkünstler hat er ein umfangreiches Werk vorgelegt, das nahezu alle Sparten der Literatur umfaßt, vom Roman über Erzählungen, Krimis, Glossen, Lyrik, Songs und Chansons bis hin zum Kindergebet. Dieses Werk zeichnet sich durch eine eigene, unverwechselbare Sprache aus. Grosche ist ein Mann der Zwischentöne. Entsprechend geht es in seinen Texten phantasievoll statt polemisch, poetisch statt plakativ zu. Als literarischer Kabarettist kultiviert er einen anderen, oft skurril-hintergründigen Blick auf die Wirklichkeit. Grosches Texte sperren sich gegen Vereinnahmungen, Erwartungen und vordergründige Trends. Seine Vorliebe für literarische Aphorismen und sensible Kurzprosa, aber auch die wichtige Rolle Hilles in der sich um 1900 etablierenden Kabarettszene Berlins verbindet Grosche mit seinem ostwestfälischen literarischen Vorfahren“. Wir können heute mit Freude ein Buch in der Hand halten, das zwar nicht neu ist - bei dtv war es bereits im Jahr 2001 einmal erschienen - das aber, seit es vergriffen war, vielen sehr gefehlt hat: "Lob der Provinz". Das Paderborner Verlagshaus "House of the Poets" kann sich mit einer überarbeiteten, attraktiv gestalteten und um einige Texte und Fotos leicht vermehrten Neuausgabe Lorbeer aufs Haupt setzen, zumal dem Buch zum besseren Verständnis des Sprachduktus und zum Kennenlernen des unwiderstehlichen Charmes des Autors dessen Stimme in Form einer CD beigegeben ist. Eine gute Stunde Text mit Musik von Erwin und Heiko Grosche, Toto Blanke und Carsten Hormes verführt dazu, "erst mal einzuhören". Hat sich der bis dato vielleicht Grosche-Unkundige dann eingehört, wird er an der Lektüre des Buches umso mehr Freude haben, zumal viele der dankenswerterweise auf der CD zu hörenden Geschichten erst durch Erwin Grosches Vortrag so recht zugänglich werden - denken wir an die "Omi-Trilogie" oder den "Staubsauger" als Beispiele. Wer bei Betrachten des Inhaltsverzeichnisses vielleicht enttäuscht feststellt, daß die bei der Erstausgabe an den Anfang gestellte Beschreibung der Hölle fehlt, sollte nicht allzu traurig sein. Der Klassiker ist natürlich drin, wurde beim Layout dummerweise nur vergessen. So ordentlich eingehört und eingelesen kann sich der nun Grosche-Hungrige noch einmal zurücklehnen und eine weitere CD einlegen: "Heimspiel" - Erwin Grosche in Paderborn. Ziemlich genau vor einem Jahr hat Ekkehard Czerwinski 70 Minuten des aktuellen Programms "Über die Wirklichkeit und andere Übertreibungen" bei einer Veranstaltung, eben einem Heimspiel in Paderborn aufgenommen. Auch hier sind Klassiker wie "Das Knäckebrot", "ISDN", "Nudeln" und "Die letzten Raucher" des Grosche´schen Œuvres in Text und Musik für die Ewigkeit festgehalten worden. Für Fans ein Muß, für Anfänger noch mehr. Erwin Grosche widmet die CD seinem Paderborner Publikum. Werden auch Sie ein Paderborner und gönnen sich das Vergnügen dieser herrlichen Aufnahme. |