Reise in das Ungefähre

von Joachim Klinger

Joachim Klinger pinx.
Reise in das Ungefähre
 
Ob es anzuraten wäre?
Rätsel oder Risiko -
Reise in das Ungefähre,
irgendwo und nirgendwo.
 
Alles zeigt sich unverbindlich,
schattenhaft und schattenscheu.
Dies und das - so unerfindlich,
sinkend formt es sich nicht neu.
 
Lachen dunkler Vagabunden -
wagt man nun noch diese Fahrt?
Längst verloren, nie gefunden,
im Geheimnis aufbewahrt.
 
Duft des Pfirsichs - oder war es
das Getränk zur Matinee?
Hauch gelösten Frauenhaares
in der Liebesnacht am See.
 
Diese Gesten, welke Schemen -
winkte da nicht eine Frau?
Geben, schenken oder nehmen,
in der Deutung ungenau.
 
Reise in das Ungefähre.
Wort erloschen, auch der Ton.
Mit dem Lächeln der Hetäre
blättert lautlos roter Mohn.
 
Blättert Mohn, und wie von Geigen,
die längst ohne Saiten sind,
kommt ein langes Atemschweigen
mit dem letzten Abendwind.
 
Joachim Klinger