Ja, ist denn schon wieder Ostern?
Oder schimmelt da was? Ist es vielleicht My fair Lady?
Nein. Es ist der N-Wort-König von Taka-Tuka-Land.
„Es grünt so grün, wenn Denunzianten blühen“
Ostern stand dieses Jahr sehr früh im Kalender, und schon ist der Frühling da und das Vaterunser out. Grüner Fortschritt und digitale Weltverpestung haben sich zusammengeschlossen zu einer mächtigen siebenfachen Plage und erlösen uns nun Hand in Hand von allem, was sie als böse festgelegt haben. Und so blühen uns neuerdings anstelle von Hyazinthen nicht etwa Hydranten, sondern, vermutlich aus China eingeschleppt, Denunzianten. Es gibt nun in Zukunft, es ist wahr, im Westzipfel der deutschen Republik, wo die Avantgarde des intellektuellen Algenbefalls zu Hause ist, Mängelmelder und Mängelmelderienen. Diese melden, natürlich anonym, unter „mängelmelder.aachen.de“ wilden Müll, falsch geparkte Verbrenner und Verbrennerienen und andere Verbrechen gegen das Wohl der Community bei der zuständigen Abteilung für Staatssicherheit. Das Konzept der Mängelmelder und Mängelmelderienen war bereits vierzig Jahre in der DDR und tausend Jahre im Deutschen Reich höchst erfolgreich. Ehrenamtlich tätige Denunzianten und Denunziantienen bekommen hierbei, das ist das Neue, zeitnah für ihre engagierte Tätigkeit aus dem jeweiligen „Zuständigkeitsbereich, der den Mangel bearbeitet“, grüne Pluspunkte gutgeschrieben, und zwar nicht altmodisch per Fax, sondern digital direkt ins Hirn; selbstverständlich anonym.
Ferner können alle Bürger und Bürgerienen Pluspunkte erwerben für Vorschläge zur farblichen Gestaltung von Fahrradvorrangrouten, für kreative Ideen zum Parkplatzrückbau und für das Melden von Bäumen, die den Lastenradfahrern und Lastenradfahrerienen im Wege stehen und umgehend gesägt werden müssen. Wer drei grüne Punkte gesammelt hat, hat das Recht erworben, sich im Rathaus kostenfrei ein Bällchen veganes Ingwereis rektal verabreichen zu lassen; ab fünf Punkten zwei. Zur Bekämpfung der trotz aller gutgemeinten sozialpädagogischen Bemühungen immer noch existierenden, widerborstigen Minderheit von Verbrennerbetreibern, Verbrennerbetreiberienen und ähnlichen Communityschädlingen und Communityschädlingienen stellt die städtische Verwaltung täglich neue Kräfte ein. Diese dürfen allerdings keine Fachkenntnisse von irgendetwas besitzen, weil sich Kenntnisse gleich welcher Art als grundsätzlich kontraproduktiv erwiesen haben. Zum Glück ist diese Einstellungsvoraussetzung aber bei den allermeisten Aktivisten und Aktivistienen gegeben; insbesondere freitags. Ebenfalls gefördert werden Drittanzeiger und Drittanzeigerienen, die mit dem Handy per Foto, selbstverständlich anonym, Verkehrssünder und Verkehrssünderienen zeitnah bei der Polizei melden, die z.B. durch das Parkieren auf behördlich markierten Fahrradstreifen vor Arztpraxen, indem sie immobilen Kranken beim Aussteigen helfen, Lastenradfahrer und Lastenradfahrerienen beim Verkehr behindern. Die Polizei ist angewiesen, allen Meldungen von Mängelmeldern und Mängelmelderienen, Denunzianten und Denunziantienen, Aktivisten und Aktivistienen nachzugehen, wobei sich herausgestellt hat, daß es wesentlich mehr vernünftige Polizisten und Polizistienen als vernünftige Lastenradfahrer und Lastenradfahrerienen gibt. Pluspunkte erhalten ferner ehrenamtliche Mülltonnenkontrolleure und Mülltonnenkontrolleurienen sowie Kontaktbereichsbeamte und Kontaktbereichsbeamtienen für ihre aufopferungsvolle Non-Profit- Tätigkeit. Hierbei werden besonders die Erkenntnisse prämiert, welche über potentiell politische Gefährder und Gefährderienen Auskunft geben; etwa durch auffällige Häufung ungeschwärzter früher Ausgaben von „Jim Knopf“-Büchern in blauen Tonnen, oder bei Auffinden von Exemplaren des „N-Wort-Königs von Taka Tuka Land“ im gelben Sack.
Aktuell beginnen nun staatliche Kameras das allgemeine Geschehen auf den Straßen zu überwachen. Als Grund dafür wird angegeben, man wolle so in Echtzeit durch „Blech“ verursachte Staus erkennen, um den Rettungswagen den schnellsten Weg zum Einsatzort, also zu Unfallopfern und Unfallopferienen zu weisen. Dies ergänzt die Einführung elektronischer Patientenkarten und Patientenkartienen. Mithilfe der darauf gespeicherten Diagnosen und Krankheitsverläufe und der per Navi erfaßten Bewegungsprofile der Bürger und Bürgerienen lassen sich zuverlässige Datensätze für die Krankenversicherungen zusammenstellen, die mit Prämienanpassungen für Versicherte und Versichertienen bereits reagieren können, bevor diese erkranken. Diese Datensammlungen sind natürlich absolut sicher, denn sie werden von genau den Fachleuten überwacht, die schon Wirecard überwacht haben. Als kommunales Projekt der Zukunft ist in Planung die Einsetzung von Sexblockwarten und Sexblockwartienen, die die korrekte geschlechtliche Zusammensetzung der Wohnblocks kontrollieren und Fehlentwicklungen sofort persönlich korrigieren können. So ist der Staat jederzeit darüber infomiert, welche Bürger und Bürgerienen sich geschlechtlich nicht ordnungsgemäß divers verhalten und dabei womöglich auch noch provokativ kein Cannabis konsumieren.
© Wendelin Haverkamp
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