Elf Freunde?
Fußball-Satire in Wort und Bild
Einst war es ein schöner, ja heiterer Volkssport, der Spieler zum Messen der Kräfte und zum fairen Ringen um einen Pokal sowie Zuschauer zum entspannten Vergnügen und der Freude am Spiel der Kicker ins Stadion zog: Fußball. Längst ist das Kicken auf grünem Rasen zum Jahrmarkt der Eitelkeiten und zur Gelddruckmaschine für Verbände, Ligen, Manager und für geradezu lachhaft überbezahlte Kicker verkommen. Da wird betrogen auf Teufel komm raus, werden Ergebnisse durch Absprachen und Bestechung von Spielern und Schiedsrichtern verschoben, und es geht immer nur um Geld. Von den berühmten „elf Freunden“ Sammy Drechsels kann nicht mehr die Rede sein.
Der Sport ist in die zweite Reihe verdrängt worden, auch bei den sogenannten Fans, die sich „Ultras“ nennen und sich damit hervortun, daß sie in organisierten aggressiven Horden auftreten, sich vor oder/und nach den Fußballspielen prügeln, als habe jeglicher Verstand sie verlassen, die riesige Fahnen schwenken, mit Pyrotechnik die Stadien einnebeln und die stundenlang wie die Irrsinnigen auf Trommeln einschlagen, wenn grade kein gegnerischer Fan zur Hand ist. Gute Spielzüge der gegnerischen Mannschaft werden mit Johl- und Pfeifkonzerten geschmäht, anstatt die spielerische Leistung per Applaus anzuerkennen. Fan-Gruppen müssen durch Gitter und Zäune und durch ein massives Aufgebot an Polizei voneinander ferngehalten werden. Es ist eine einzige Schande. Aber schauen Sie sich einmal z.B. die Fernsehwerbung für das Wettportal Tipico an, das in der Fußball-Sportschau der ARD am Samstag fürs Wetten wirbt: das zeigt nur finster dreinblickende Kerle mit bösen Gesichtern und brutaler Körpersprache, denen man nicht im Dunkeln begegnen möchte.
Ich bin kein Fußball-Fan und habe auch keine Lieblingsmannschaft, habe in früheren Jahrzehnten aber gerne mal um des Vergnügens willen in großen Stadien ein Spiel besucht, in dem bekannte Mannschaften gegeneinander antraten. Da standen Anhänger beider Mannschaften mit- und durcheinander und belohnten gute Spielzüge beider Trikots mit anerkennendem Applaus. Und anschließend ging man friedlich nach Hause. Wo ist diese gut Zeit bloß geblieben? Heute wird Haß in die Fußballstadien getragen, überbieten sich die Millionen verdienenden Spieler einerseits mit brutalen Fouls und wälzen sich andererseits nach minimalen Berührungen mit Oscar-reifen Jammerarien minutenlang auf dem Rasen, wenn es taktisch Erfolg verspricht. Es ist so lächerlich.
Diese Auswüchse – und sie werden nicht weniger werden – haben sich der Cartoonist Oli Hilbring und der Kolumnist Ben Redelings vorgenommen und mit Hilfe prominenter Kollegen der Cartoon-Elite zur Erheiterung der normal Gebliebenen das hier vorgestellte Buch zusammengestellt. Mit internationalen Anekdoten aus der Fußballwelt und trefflichen Cartoons von u.a. Ari Plikat, Dorthe Landschulz, Birgit Dodenhoff, Michael Holtschulte und Miguel Fernandez nehmen sie der humorlosen Fußballszene und ihren spuckenden, bis zur Halskrause und mehr tätowierten und bekloppt frisierten Rasen-Großverdienern und ihren pöbelnden Anhängern den Ernst, führen sie vor und machen sie zum Spott der Welt.
Das ist ein feines Buch, gerade rechtzeitig zur bevorstehenden Fußball-EM in Deutschland.
So ist Fußball - von Ben Redelings (Texte) und Oli Hilbring (Cartoon-Auswahl)
Mit Beiträgen von BURKH, Birgit Dodenhoff, Miguel Fernandez, Kai Flemming, Härringers Spottschau, Hauck und Bauer, Oli Hilbring, Michael Holtschulte, Phil Hubbe, Dorthe Landschulz, Til Mette, Oliver Ottitsch, Ari Plikat, Ben Redelings, Stephan Rürup, Schilling & Blum, Guido Schröter
© 2024 Lappan Verlag, 128 Seiten, gebunden, 20 x 23 cm - ISBN 978-3-8303-6427-6
16,- €
Weitere Informationen: www.carlsen.de
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