Caspary/Caspary
Kunst in der Sparkasse Wuppertal - ab 24.04.2024
Zum ersten Mal als neuer Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse Wuppertal begrüßte Axel Jütz die Gäste zur 146. Ausstellung des Instituts in der prächtigen Glashalle am Johannisberg. Ausgestellt werden Werke von Tochter Jaana Caspary und Vater Peter Caspary, beide in Wuppertal wohlbekannt. In einem Künstlergespräch unter der Moderation des souveränen Thomas Mau und der Teilnahme von Anika Bruns (Von der Heydt Museum) wurden dem Publikum Arbeitsweise, Thematik und Charakteristik der Künstler und ihrer Werke erläutert. Anika Bruns erzählte von ihrem Besuch in dem stimmungsvoll an der Wupper in altem Industriekomplex gelegenen Atelier der Bildhauerin, die in im letzten Jahr ihre Werke im Skulpturenpark Waldfrieden ausgestellt hat. Eine große Bronzeskulptur von ihr hat bei Tony Cragg dort sogar einen Dauerplatz bekommen. Sie selbst formt Fundstücke ab, überzieht sie mit dünner Gipsschicht, sodaß aus der Sitzauflage eine Skulptur wird und Eierkartons oder sogar Hundespielzeug ihre Metamorphose zur Kunst erleben. Sie selbst will auf diese Weise auch Konsumgegenstände in Skulpturen transformieren. Wie sie zur Bildhauerei gekommen ist? Kunst hat die Familie im Blut oder besser in den Genen. Mutter Fotografin, Vater Grafiker, Zeichner, Maler und Musiker, hat Jaana sozusagen seit der Kindheit in der Kunst gelebt und ein „anderer Beruf wäre mir auch nicht eingefallen“, bekennt sie lachend. In neuerer Zeit gibt sie zum Teil die Dreidimensionalität auf. Ihre Skulpturen werden flacher, werden zu ansprechenden Fotos und beeinflussen auf diese Weise Haptik und Wahrnehmung an sich bekannter Gegenstände.
Vater Peter Caspary ergänzt: Kunst ist eine Geschichte der Wahrnehmung und beklagt im Hinblick auf jüngste Ausstellungen, dass Kunst heute oft von Kollektiven produziert wird. Da empfinde er sich als jahrzehntelanger künstlerischer Einzelkämpfer ein wenig als Fossil. Bei seinen großformatigen weitgehend abstrakten Gemälden „lasse ich mich von mir selbst überraschen“. Er sammle seine Formenwelt in sich durch Zeichnen. Sehr oft banne er, was er vor sich sieht, auf den Zeichenblock. Beim Malen fahren dann unerwartete Dinge in den malenden Arm, kommen Fragmente aus seinem Inneren hoch und auf die Leinwand. „Da machen die Bilder mit mir, was sie wollen“. Er hat also kein fertiges Konzept des Bildes vor seinem inneren Auge, sondern das Gemälde auf der Leinwand entsteht quasi spielerisch beim Malen und die Frage, wann ein Bild fertig ist, ist ein schwierige. Bei jüngeren Werken scheint die Farbigkeit reduziert, wenn Schwarz und Weiß übrig bleiben.
Als Glanzlicht des Abends rundete der brillante Saxophonist und Komponist Andreas Bär mit einem Solo auf dem Baritonsaxophon, einer aus dem Moment entstandenen freien Improvisation das kleine Programm zur Einführung in die Ausstellung mit Bildern und Plasiken des künstlerischen Vater-Tochter-Gespanns. Andreas Bär bot mit seiner unter die Haut und schmeichelnd ins Ohr gehenden Musik exquisiten Hörgenuß, reines Vergnügen und die ganze Palette seines wunderbaren Instrumentes: lyrische, ruhig melodiöse Passagen wechselten mit lebhaften, rauheren. Wenn er in sein Instrument haucht, es verfremdend überbläst, wenn es kreischt oder über tonlosem Klappensturm zwitschert, pfeift wie eine Dampflok, sitzt das beglückte Publikum mit offen Ohren und Mündern. Großer Applaus.
Zur Ausstellung ist ein Katalog (Artwork: Peter Klassen) erschienen, der über Lebenslauf und Ausstellungen sowie mit Fotos über die beiden Künstler Auskunft bei ihrer Arbeit im Atelier gibt.
Caspary/Caspary
© und herausgegeben von der Stadtsparkasse Wuppertal, 80 Seiten, broschiert, Querformat 16x24 cm – mit einem Essay von Anika Bruns
Abbildungen der ausgestellten Werke und Fotos von Peter Caspary, Jaana Caspary, Rita Caspary, Michael Richter, Peter Klassen, Christian Pfeifer, Jürgen Grölle, Karl-Heinz Krauskopf
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