Pralles Theater und viel Musik 2024/25
Spielzeitvorschau der Wuppertaler Bühnen und des Sinfonieorchesters Wuppertal
Von Johannes Vesper
Text und Körpersprache im Schauspiel
Zur Spielzeitvorschau im Opernhaus hatten die Wuppertaler Bühnen eingeladen und das zahlreich erschienene Publikum bekam Appetit: Opernintendantin Rebekah Rota, Schauspielintendant Thomas Braus und Generalmusikdirektor Patrick Hahn auf Sessel und Sofa unter einer Wohnzimmerstehlampe kündigten unter der Moderation von Raphael Amend das Programm an Musikalische Leckerbissen reicherten die Präsentation an. Theatralisch eröffnete „Rapunzel“ aus dem 1. Rang die zu erwartenden theatralischen Köstlichkeiten und entpuppte sich als spröde junge Frau, die von dem attraktiven Prinzen erst einmal nichts wissen will. Die junge Autorin Hanna Frauenrath präsentiert schnoddrig und witzig in der Uraufführung von „Es war einmal…“ böse Hexen, schöne Prinzessinnen und edle Ritter aus Grimms Märchen neu und zeitgemäß! Klassisches „Kabale und Liebe“, Schillers bürgerliches Trauerspiel, kommt im Oktober. Im Dezember geht es mit „Monte Rosa“ der Autorin Teresa Dopler um Konsumterror von Alpentouris. auch wenn die Felsen bröckeln, die Gipfel abstürzen, Schlamm-Muren und Lawinen Leben gefährden und Skipisten ihr Dasein nur fest etablierten Schneekanonen verdanken. Das Verhältnis von Politik zu Kultur zeigt sich in der Dramatisierung des Romans „Mephisto“. Wieweit sich heutige Kulturschaffende verbiegen müssen, um Finanzen zu sichern, wußte Klaus Mann 1936 noch nicht, hat es aber schon geahnt. Auf dem Kanapee - Intendant und GMD sind dafür auf Treppenstufen umgezogen - langweilten sich Mrs. Smiths und ihr Zeitung lesender Gatte schon jetzt mit gegenseitigen Belanglosigkeiten, zeigten sich fest überzeugt von der Scharlatanerie aller Ärzte, denen sie empfahlen, immer mit ihren Kranken zusammen zu sterben. Die Geburt des absurden Theaters und ihre Publikumswirksamkeit wird „Die kahle Sängerin“ (Ionescu) bei der Premiere am 23.05.2025 beweisen. Mit „Fräulein Julie“ von August Strindberg wird die Kooperation mit dem Schauspiel Luxemburg fortgesetzt. Außerdem gibt es wieder oder neu im Programm „Arsen und Spitzenhäubchen“, Dantes Hölle/Inferno, „Woyzeck“ von Georg Büchner, Goethes „Faust“, „Sophie Scholl“, „Nightradio Nr. 4“ mit Stefan Walz (im 7. Jahr) Pippi Langstrumpf, die „Physiker“. Das „Literarische Solo“, „UnvorhersehBar“ und die „Rampenschau“ werden weitergeführt. Natürlich wird die Arbeit des Inklusiven Schauspielstudios (seit 2019/20) weitergeführt, obwohl die Finanzierung durch das Land NRW zunächst nur bis 12/24 gesichert ist.
Internationale Gäste, Publikumslieblinge und musikalische Entdeckungen beim Sinfonieorchester Wuppertal in der 162. Saison
Die 4. Spielzeit von Patrick Hahn wird Lukas Sternrath, ehemaliger Wiener Sängerknabe, Gewinner des ARD-Musikwettbewerbs 2022, Schüler von Igor Levit, mit dem 1. Klavierkonzert von Johannes Brahms eröffnen. Der Ehrendirigent des Orchester Carl St. Clair dirigiert im 2. Konzert die „Symphonie fantastique“ von Hector Berlioz. Vom Wuppertaler Komponisten Lutz Werner Hesse wird eine Uraufführung zu hören sein, ein „Pas de deux“ für Flöte (Catarina Laske-Trier), Harfe (Manuela Randlinger) und Orchester. Danach gibt es Mahlers 5.. Olivier Messiaens 10sätzige Turangalila-Sinfonie für großes Orchester, Klavier und seine Ondes Martenot wird der GMD Hahn selbst dirigieren. Die großen Tondichtungen von Richard Strauss („Don Juan“, „Also sprach Zarathustra“), Bruckners 5., das Cellokonzert von Dvorak (Alban Gerhardt), die Pathetiqe von Tschaikowski, die 1. Sinfonie des unglücklichen Hans Rott (Der Lieblingsschüler von Anton Bruckner fühlte sich von Johannes Brahms verfolgt und verstarb 26jährig in der Psychiatrie) werden aufgeführt werden. Das Orchester wird im September 2024 zwei Konzerte im Salzburger Festspielhaus bestreiten und am Ende der Saison im Concertgebouw zu Amsterdam zu hören sein. International bekannte Dirigenten und Dirigentinnen (Ruth Reinhardt, Christian Vasquez, Perry Sound die italienisch-türkische Dirigentin Nil Vendetti) werden erstmalig im Großen Saal am Pult stehen. Die bekannten Kammer- und Chorkonzerte werden weitergeführt. Ebenso wie die Education- und Sonderkonzerte. Das inzwischen traditionelle Openair-Konzert zur Spielzeiteröffnung am 31.08.24 mit Klassik und Jazz wird auf dem Laurentiusplatz wird wie in den Vorjahren die Stadt begeistern. Als „Vorband“ wird auf diesem Stadtfest das Schauspielensemble das Publikum einstimmen
Die Macht anstrengender Frauen auf der Opernbühne und „Mädel, fahr mit mir Schwebebahn“
Daß durch die Frau das Übel in die Welt kam, wird kann im expressionistischen Familien-Drama der bizarren „Salome“ von Richard Strauss emotional ohne weiteres nachvollzogen werden. Patrick Hahn dirigiert und Andrea Schwalbach inszeniert. „Die lustigen Weiber von Windsor“ (Engelbert Humperdinck) werden wieder aufgenommen (mit Elena Fink!), Charles Gounods „Faust“ kommt. Außerdem verspricht die Wupperetten-Revue „Von Thalia geküßt“ sprühende Unterhaltung, eine Hommage an das Thalia-Theater in Elberfeld mit fetziger Musik der 20er Jahre u.a. von Ralph Benatzky und Eduard Künnecke (Inszenierung Rebekah Rota). Seelische Abgründe tun sich auf bei der Oper über Jack the Ripper („The Lodge“ von Phyllis Tate) wie auch bei Mozarts „Don Giovanni“. Am Ende der Spielzeit wird in Kooperation mit dem Spoleto Festival USA und der Nederlandse Reisipera „Suites for sleeping children“ der algerischen Komponistin Layale Chaker aufgeführt werden: 7 Traumsequenzen einer 12jährigen auf der Flucht vor Krieg und Klimakatastrophe durch märchenhafte Landschaften. Musikalisch eine Mischung aus klassisch-zeitgenössischer, arabischer Musik, aus Jazz und Improvisation, wird bei diesem Stück auch ein junges Publikum mit dem Ernst der aktuellen ethischen Krise der Welt konfrontiert werden. Die Intendantin berichtete erfreut über die große Nachfrage der Schulen und über die Aktivitäten der Opernclubs-Kids und Jugend, wo man sich altersgemäß auf der Bühne ausprobieren kann. Mit den ganz Kleinen (0-3 Jahre) werden in Kooperation der Bergischen Musikschule Kinder- und Wiegenlieder aus aller Welt gemeinsam gesungen (Kiwi 29. April 2025). Bei den „Wohnzimmerkonzerten“ der Oper wird das Kronleuchterfoyer zum interkulturellen Wohnzimmer der Stadt, wenn Musiker und Musikerinnen aus verschiedenen Kulturen aufeinandertreffen. Die Intendantin legt Wert auf Teilhabe möglichste vieler. Gehörlosen wurde jetzt mit „Sound Shirts“ ermöglicht, die Welt der Töne in feine Vibrationen umwandelt, sodaß die Musik über Hautempfindungen des Oberkörpers intensiviert wird.
Im Rahmen dieser Übersicht kann nur der Appetit auf eine pralle Spielzeit voller Theater und Musik angeregt werden. Weitere Infos zu Programm, Education und Teilhabe siehe: https://www.oper-wuppertal.de/education, https://www.oper-wuppertal.de/programm bzw. https://www.wuppertaler-buehnen.de/
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