Die belagerte Festung
Wir kennen die Vanitas-Auseinandersetzungen des Barock mit dem Lebensalter und der Vergänglichkeit, Hermann Hesses lyrisches Ringen gegen die seelischen Auswirkungen des Alterns bewegt tief, und Joachim Ringelnatz´ berührend klare Erkenntnis in "Alter Mann spricht junges Mädchen an" konfrontiert schmerzlich mit einer Realität die jedem von uns eines Tages begegnet: "Guten Tag! – Wie du dich bemühst, / Keine Antwort auszusprechen. / „Guten Tag“ in die Luft gegrüßt, / Ist das wohl ein Sittlichkeitsverbrechen? // Jage mich nicht fort. / Ich will dich nicht verjagen. / Nun werde ich jedes weitere Wort / Zu meinem Spazierstock sagen: // Sprich mich nicht an und sieh mich nicht, / Du Schlankes. / Ich hatte auch einmal ein so blankes, / Junges Gesicht // Wie viele hatten, / Was du noch hast. / Schenke mir nur deinen Schatten / Für eine kurze Rast." In seiner 2006 erstmals erschienenen Essay-Sammlung "Süßer Vogel Jugend oder Der Abend wirft
Und noch einmal zitieren wir - George Bernard Shaw:
"Youth is such a wonderful thing. What a crime to waste it on children." Dr. Erika Fuchs, die geniale deutsche Stimme Entenhausens hat dieses Zitat Donald Duck, gezeichnet von Carl Barks, in den Schnabel gelegt: "Jugend ist etwas Wundervolles. Es ist eine wahre Schande, daß man sie an Kinder vergeudet." Wie wahr! So bleiben dem "alten Knast" (O-Ton Prolog in "Die Feuerzangenbowle") das Erinnern, die Reflexion, die stille Ironie, der leise Spott. Helmuth Karasek besorgt das für uns in literarischer Tradition mit seinem wundervollen Buch, in dem er William Shakespeare und Johann Nestroy, Karl Valentin und Calderon, Billy Wilder und Woody Allen, den Talmud und seine Frau zu Wort kommen läßt.
Der belesene Flaneur und gewandte Erzähler zeigt sich dabei wieder einmal den Großen seines Heute wird Hellmuth Karasek 75 Jahre alt. Ungebrochen. Die Musenblätter gratulieren - der Autor verneigt sich vor einem liebenswerten Menschen. Hellmuth Karasek: Süßer Vogel Jugend oder Der Abend wirft längere Schatten © 2006 Hoffmann und Campe, 271 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, 18.95 €, ISBN 3455400167 Weitere Informationen über Hellmuth Karasek und seine Bücher unter: www.hoca.de |