Polo ludens
Was von POLO bleibt
Die Überschrift zu dieser Buchrezension, die im Grunde nur auf eine Lobhudelei auslaufen kann, habe ich von Max Christian Graeff geklaut, der sie wiederum von Roland Marthaler, Johan Huizinga, Papernyj Zinovij Samojlovich oder gar Emil Strauß geliehen hat, indem er POLO in seinem Katalogtext so nennt – den spielenden POLO. Und das trifft´s. Denn POLO spielte allzu gerne. Mit Formen, Stilen, Genres, mit Wörtern, Allgemeinplätzen, Redensarten, mit Typen und Klischees und besonders gerne mit den Absurditäten des Alltags und des Lebens. Er stellte Dinge und Verhältnisse mit Augenzwinkern und gelegentlich auch durchaus mit Watschen auf den Kopf und machte sie dadurch sichtbar(er). Das tat er seit seinem künstlerischen Durchbruch 1992 bis zu seinem frühen Tod im Jahr 2022.
Noch bis zum 1. September ist im Caricatura Museum Frankfurt/M. nun eine umfassende Ausstellung zum Lebenswerk von André Poloczek (1959-2022) zu sehen, der als POLO mit seinen Cartoons zur Elite der komischen Kunst zählte. Martin Sonntag, Nele Metzig und Max Christian Graeff haben den Nachlaß des hintergründigen Humoristen mit der Zeichenfeder geordnet und zur besagten Ausstellung zusammengestellt. Apropos Zeichenfeder: die taucht zwar prominent in POLOs Logo auf, doch war er unbestritten auch Meister an Blei- und Buntstift, Tusch- und Mal-Pinsel, Filzer und Zahnbürste
Musenblätter-Leser kennen natürlich viele von POLOs Arbeiten, die von unseren Anfängen an dabei gewesen sind. Seine Bücher wurden hier vorgestellt und gelegentlich hat er auch journalistisch zum (Schreib)Stift gegriffen.
Was POLO alles war hat Ari Plikat in seiner → Laudatio bei der Vernissage viel besser gesagt, als ich das hier beschreiben könnte. Was er gezeichnet und gemalt, collagiert und gebastelt hat, präsentiert in üppiger Auswahl der Katalog zur Ausstellung, den der Lappan Verlag nun mit einem großen Essay von Max Christian Graeff sowie trefflichen Erinnerungs-Texten von Katharina Greve und Peter P. Neuhaus vorlegt.
Eine Auswahl aus dem Werk zu treffen muß schon den Kuratoren schwer gefallen sein – wie erst sollen wir dem an dieser Stelle gerecht werden? Also zeigen wir an dieser Stelle nur einige wenige aus der Fülle gegriffene POLO-Blätter, erlauben uns aber den Hinweis auf einige von vielen seiner Arbeiten, die in vergangener Zeit in den Musenblättern zu sehen waren und auch weiterhin noch zu sehen sind – als da z.B. wären: die → legendäre Gitarrenspielerin, die → Spaß suchende Jugend, eine → Reverenz an Loriot, POLOs unerreichte → Klobürste, → Ferdinand Porsche, die unvergessenen → eiligen drei Könige, → Kafkas erstes Auto … Ach, wissen Sie was, schauen Sie → selbst !
POLO: Cartoons – Malereien – Illustrationen
Katalog zu Ausstellung – Herausgegeben von Martin Sonntag, Nele Metzig und Max Christian Graeff
Mit Texten von Max Christian Graeff, Katharina Greve und Peter P. Neuhaus
© 2024 Lappan Verlag / Caricatura Museum Edition, 172 Seiten, gebunden – ISBN 978-3-8303-3700-3
20,- €
Weitere Informationen: www.lappan.de
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