Die Perser kommen!
Zur Online-Veröffentlichung der Ergebnisse der Ausgrabungen
in der achaimenidischen Residenz bei Karačamirli (Aserbaidschan)
Daß die Staatlichen Antikensammlungen und Glyptothek im 20. Jahrhundert Ausgrabungen im Aphaiaheiligtum auf Ägina durchgeführt haben, ist weitgehend bekannt – galt es doch, dem Herkunftsort der berühmten Giebelskulpturen der Ägineten weiter auf den Grund zu gehen. Daß der aktuelle Leitende Sammlungsdirektor beider Häuser, Dr. Florian S. Knauß, seit geraumer Zeit an ganz anderer Stelle der antiken Welt, nämlich in Aserbaidschan im Kaukasus, Feldforschungen betreibt, ist hingegen weniger geläufig. Aus diesem Grund werden jetzt die Wege und Ergebnisse dieser Forschungen für die interessierte Allgemeinheit auf der Website der beiden Museen am Königsplatz öffentlich zugänglich gemacht unter: →→→Ausgrabungen
Anhand der Seite läßt sich die Erfolgsgeschichte der Forschungen nachvollziehen, an deren Beginn der Fund einer achaimenidischen Glockenbasis aus Kalkstein durch den einheimischen Bauern Hamid Jussibov stand (unser Foto rechts ; © G. Mehnert). 2001 gelang die Entdeckung des zugehörigen Fundplatzes bei Karačamirli (Gurban Tepe). Bei systematischen Ausgrabungen eines deutsch-aserbaidschanischen Teams konnten dort im Anschluß weite Teile einer achaimenidischen Residenz freigelegt werden. Sie stammt aus der Zeit zwischen dem 6. und 4. Jahrhundert v. Chr., als die Kaukasusregion unter persischer Herrschaft stand und Karačamirli offensichtlich als lokales Verwaltungszentrum diente, wahrscheinlich sogar als Sitz eines persischen Statthalters. Die Basis gehörte zu einem großen, an Vorbildern im persischen Kernland angelehnten prächtigen Palast, zu dem neben weiteren Monumentalbauten auch eine großzügige Gartenanlage, ein Paradeisos, und eine dörfliche Siedlung der einheimischen Bevölkerung gehörten. Jetzt ist es möglich, die Entdeckungsgeschichte dieses für die Kenntnis des Perserreiches so wichtigen Fundplatzes anhand zahlreicher Texte, Fotografien, Pläne und Karten detailliert nachzuvollziehen und die Spuren einer vergangenen antiken Zivilisation im Kaukasus zu verfolgen.
Der Fundplatz
Bei der Ortschaft Karačamirli (Garajamirli/Гараджамирли, Шамкирского района) stieß der Bauer Hamid Jusibov um das Jahr 1970 bei der Feldarbeit auf eine achaimenidische Glockenbasis aus Kalkstein. Dieser Fund stellte eine Verbindung zu den damals bekannten achaimenidischen Anlagen bei Sari Tepe im äußersten Westen Aserbaidschans, in Gumbati im Osten Georgiens sowie in Benjamin in Nordarmenien her.
Ausgehend von den Ausgrabungen in Gumbati (Georgien) unter der Leitung von Andreas Furtwängler erfaßte Florian Knauß seit 1998 im Rahmen des DFG-Projekts „Kolchis und Iberien“ systematisch achaimenidische Fundplätze in den Kaukasusrepubliken Georgien, Armenien und Aserbaidschan. Im Zuge dessen entdeckten am 18. März 2001 Ilyas Babaev, Iulon Gagoshidze, Florian Knauß, Ideal Narimanov und Gundula Tauscher 5 km nördlich von Karačamirli einen Fundplatz, den sie mit der oben genannten Glockenbasis in Verbindung brachten. Dieser liegt 2 km südlich der Kura, die hier eine fruchtbare Schwemmebene gebildet hat. Nördlich des Flusses erstreckt sich die sehr viel unwirtlichere Kambysene. Nur etwa 15 km südlich von Karačamirli beginnen bei der Bezirkshauptstadt Şəmkir die nördlichen Ausläufer des Kleinen Kaukasus.
Weitere Informationen: www.antike-am-koenigsplatz.mwn.de
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