Mückes Besäufnis

von Detlef Färber

Detlef Färber - Foto © Silvio Kison
Mückes Besäufnis
 
Ich Glückspilz habe heute wieder Gäste im Garten: Familie Mücke aus der Nachbarschaft kommt gegen Abend. Keine Ahnung, wie viele die wieder sind. Nur daß die ganz schön einen draufmachen wollen, merk' ich sofort. Und natürlich alles auf meine Kosten! Gerade eben saß ich hier noch allein bei einem Glas Roten. Und schon kommen sie, um mitzutrinken. Von meinem natürlich. Aber vorher sssurren sie so komisch, so ssss-mäßig. Und dann nehmen sie alle nacheinander einen Schluck, von meinem, logisch. Zwar nicht aus dem Glas, aber natürlich immer Roten: Blutroten. Und dann zwicken und stechen sie mich auch noch, ausgerechnet mich - ihren Gastgeber und Tischgenossen. Ist das etwa Mückes Trinkkultur?
     Nach dem ersten Sss und ihrem ersten Schluck folgt sssofort noch ein zweiter. Und ein dritter und vierter. Wo soll das hinführen? Etwa zu Einer geht noch, einer sticht noch rein? - Wie gemein, bei meiner Gastfreundschaft! Aber Mückes vertragen schon was, und es gelingt ihnen einfach nicht, sich gegenseitig unter den Tisch zu saufen. Erst nach Stunden werden sie etwas müde. Mückes sssuren jetzt nur noch träge ja, sie torkeln und lallen beim Sssurren, so voll, wie die schon sind. Und dann wollen sie bei mir sogar noch einen Absacker. Zu dem Zweck sacken sie förmlich auf meine Arme, Beine und auf alle Backen und Wangen. Und dann? Dann reichts mir. Klatsch, klatsch, klatsch und klatsch hört und spürt Familie Mücke: Und schon mückt niemand mehr auf. Denn, wenn ich nicht irre, haben diese verrückten Mücken auf einmal alle die Mücke gemacht.
 
 
 
© Detlef Färber