Rhein-Ruhr 2040
Deutschland braucht Olympische Spiele
Von Lothar Leuschen
Und es geht doch. Es ist möglich, auch in einer noch so schwierigen weltpolitischen Lage ein sportliches Mega-Ereignis zu organisieren und zu veranstalten. Das hat zunächst Deutschland mit der Fußball-Europameisterschaft bewiesen und erst recht gelang es Frankreich mit wirklich bezaubernden Olympischen Spielen. Nah, nahbar, schnörkellos, hell, freundlich, friedlich – so müssen die Sportfeste der Weltjugend sein, so hat Frankreich es organisiert. Selbst der letztlich mißlungene Plan, die Seine für Schwimmwettbewerbe zu nutzen, kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß diese Spiele tatsächlich urban waren. Den Veranstaltern ist es gelungen, historische Gebäude und Anlagen in Sportstätten umzuwandeln. Daß die Surf-Medaillen in Übersee ausgelobt worden sind, mag den Franzosen als womöglich kleine Reminiszenz an die eigene, auch schwierige Kolonialgeschichte verziehen sein.
Grundsätzlich eignen sich die vergangenen zweieinhalb Wochen als Motivation, sich um die Ausrichtung Olympischer Spiele zu bewerben. Der schriftlichen Absichtserklärung der Bundesregierung sollten deshalb konkrete Taten folgen. Denn es gibt gleich mehrere Gründe, in dieses Großereignis zu investieren. Auf der Hand liegt beispielsweise, dass Deutschland sich Gedanken machen muß über sein Leistungsprinzip. Anscheinend führt Gleichmacherei nicht zu Erfolgen im knallharten internationalen Wettbewerb. Platz 10 im Medaillenspiegel läßt den Rückschluß zu, daß Deutschland den Sport in Schulen und die Förderung von Spitzensportlern reformieren muß. Welchen Impuls Olympische Spiele geben können, haben die Franzosen eindrucksvoll bewiesen.
Olympische Spiele wirken weit über den Sport hinaus. Einer auseinanderdriftenden Gesellschaft tut die Konzentration auf ein gemeinsames großes Ziel sicher gut. Vor allem die Fußball-WM 2006 hat spürbar heilende Wirkung gezeitigt. Also Olympia 2040 in Deutschland, aber bitte nicht in Berlin. Es gab schon einmal den Plan, die Spiele an Rhein und Ruhr zu organisieren. Die Idee war damals gut, sie ist es immer noch.
Der Kommentar erschien am 13. August in der Westdeutschen Zeitung.
Übernahme des Textes mit freundlicher Erlaubnis des Autors.
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