Schmutzige Geschäfte

Veit Heinichen – „Beifang“

von Frank Becker

Schmutzige Geschäfte
 
Commissario Laurentis letzter Fall?
 
Nicht nur die Lokalpolitiker, kleinen Gauner und großen Verbrecher in den Romanen von Veit Heinichen sind in Triest gut vernetzt, auch Commissario und Vice-Questore Proteo Laurenti, der zum Bedauern seiner Leserschaft in Heinichens neuem Roman „Beifang“ anscheinend kurz vor der Pensionierung steht, hat seine nützlichen Verbindungen und Quellen. Die und sein effektives engagiertes Team braucht er auch, um den Fall der in weißer Uniform tot im Golf von Triest treibenden Skipperin Maria d´Antimi zu lösen, die er bei seinem morgendlichen Fischfang gefunden hat.
 
Es geht nicht nur darum herauszufinden wer sie mit einem Genickschuß getötet hat – seine Leute haben bald ermittelt, daß es der Serbe Draško Stojanović war - wichtig ist, wer dahintersteckt, was die Tote mit der Flucht eines russischen Waffenhändlers aus seinem italienischen Hausarrest und den Geschäften des wenn auch vorbestraften so doch einflußreichen Triestiner Lobbyisten und Geschäftsmanns mit internationalen Verbindungen Raffaele (Lele) Raccaro zu tun hat, dessen Geschäftsführerin die Zwillingsschwester Antonia der Toten ist. Deren Aufgabe ist es zu dieser Zeit, die Entscheidungsträgerin der Stadt Triest durch großzügige Zuwendungendavon zu überzeugen, daß die Arbeiten an einem geplanten sinnfreien Seilbahnprojekt bestimmten Baufirmen zugeschlagen werden sollen. Da tun sich interessante Parallelen zur realen Welt auf. → Hier und → hier zu lesen.

Besteht daneben vielleicht ein Zusammenhang mit dem in der selben Nacht wie der Mord verübten Bombenanschlag auf die vor Triest beschlagnahmte größte Luxusyacht der Welt eines russischen Oligarchen?
Laurenti stößt auf ein Geflecht von Korruption, illegalen Finanzgeschäften und Auftragsmord, bei dem die „Patin“ der serbischen Gemeinschaft von Triest, Zorka Radovan, ebenfalls die Finger im Spiel hat. Daß der italienische Geheimdienst etwas hilflos die Ermittlungen an sich ziehen will, gibt dem Fall einen interessanten Aspekt (was den Commissario allerdings nicht von seiner Linie abbringt).
 
Veit Heinichen erzählt die Story spannend, mit trockenem Humor und ohne unnötigen Schnickschnack mit präzise gezeichneten Charakteren, zeigt die geduldige Ermittlungsarbeit der Polizei, läßt am Rande auch wieder ein bißchen in das Privatleben des handfesten Commissario und seiner energischen Gattin Laura blicken und versäumt nicht, die Probleme der grenzüberschreitenden Ermittlungsarbeit – der Mord an der italienischen Skipperin ist schließlich im Hafen von Savudrija/Kroatien geschehen – zu schildern. Doch auch in Kroatien hat Laurenti eine wichtige Informantin: Živa Ravno, die Generalstaatsanwältin, die ihm sehr zugetan ist, was auf Gegenseitigkeit beruht. Aus früheren Laurenti-Romanen wissen wir das.
„Beifang“ ist ein exzellenter Krimi, der im Lauf der Geschichte bis zum Showdown beständig an Tempo aufnimmt und den man dank seiner flüssigen Erzählweise glatt in einem Rutsch verschlingen könnte. Ich habe mir zwei Abende im Ohrensessel dafür gegönnt. War das Commissario Proteo Laurentis letzter Fall. Das wollen wir doch nicht hoffen. Empfehlenswert.
 
Veit Heinichen – „Beifang“
Commissario Laurenti hat noch einiges zu tun
Serie: Proteo-Laurenti-Krimi - Band 12
© 2024 Piper Verlag, 300 Seiten, gebunden - ISBN-13: 9783492070638
22,- €
 
Weitere Informationen: www.piper.de