Schräger Geister-Grusel-Grotesk-Unsinn

„Beetlejuice Beetlejuice“ von Tim Burton

von Renate Wagner

Beetlejuice Beetlejuice
USA 2024 

Regie: Tim Burton
Mit: Michael Keaton, Winona Ryder, Catherine O’Hara,
Jenna Ortega. Willem Dafoe u.a.
 
Du mußt es dreimal sagen, heißt es in Goethes „Faust“, aber das ist auch eine Märchenformel, also gilt dies auch für Grotesk-Monster wie Beetlejuice. Dann kommt er nämlich aus der Afterwelt, wo er tot sein sollte, ins Leben zurück und sekkiert die Menschen ganz gewaltig. Vor allem möchte er um jeden Preis eines: wieder lebendig sein.
 
36 Jahre ist es her, als Regisseur Tim Burton 1988 mit „Beetlejuice“ den ersten Höhepunkt einer Karriere setzte, die sich lange Zeit durch die Unverwechselbarkeit seiner Themen und seiner Bildsprache, seines kruden Humors und seiner manchmal fast philosophischen Hintergründigkeit auszeichnete.
Wie das aber so ist mit Karrieren, rissen die Erfolge dann ab, auch Burton machte Belangloses, und es dauerte tatsächlich bis vor ein paar Wochen, bei den letzten Filmfestspielen in Venedig, daß er wieder uneingeschränkt gefeiert wurde: Mit „Beetlejuice Beetlejuice“, der Fortsetzung seines initialen Erfolges.
 Wenn man schon Remakes oder Fortsetzungen plant, macht man sie besser selbst – sogar aus einer Distanz von Jahrzehnten, schließlich halten Streaming-Dienste und DVDs Erinnerungen wach. (The Crow, nach 30 Jahren von einem neuen Team verfilmt, fand wenig Gnade bei der Kritik.) Tim Burton hatte es nun viel besser, wenn er die einstige Geschichte sozusagen mit alter Frische und Frechheit weiter erzählt. Es ist tatsächlich die leichte Hand, mit der hier ganz selbstverständlich herumgeblödelt wird, die den Reiz des Films (natürlich immer vorausgesetzt, man hat etwas für Burton übrig) ausmacht.
 
Der Titelheld, diesmal sozusagen zur Potenz, ist wieder Michael Keaton, und man meint das Vergnügen zu merken, das er an der Rolle hat. Ein Groteskgeist, der nichts Schöneres kennt, als Unruhe zu stiften. Dennoch ist Winona Ryder die Heldin des Films, der wieder zu großen Teilen in demselben Spukhaus spielt wie der erste Teil (und das tatsächlich an „Psycho“ erinnert). Gewiß, im ersten Teil war diese Lydia ein Teenager, aber daß eine Frau nach Jahrzehnten noch so gut aussehen kann, ohne daß Chirurgen an ihr herumgepfuscht haben (was ja letztlich nie wirklich gut ausgeht), das ist schon bemerkenswert.
Ganz in Schwarz, in einem Addams-Family-Gothic-Stil, ist sie die wirklich bedauernswerte Heldin der fröhlichen Geschichte, die mit großen schwarzen Augen ebenso entsetzt wie erstaunt oder auch leicht ironisch dreinsehen kann. Lydia hat eine verrückte, exzentrische Künstlerinnen-Mutter (herrlich: Catherine O’Hara), einen kopflosen Vater (dem wurde nämlich nach einem Flugzeugabsturz im Meer von einem Hai der Kopf abgebissen), eine nervtötend nüchterne Tochter (nach ihrer Meisterleistung in „Miller’s Girl“ ist Jenna Orega wieder sehr stark) und einen Liebhaber, der sie um jeden Preis heiraten will (Justin Theroux), allerdings nicht unbedingt aus Liebe, sondern, wie er später zugibt, des Geldes wegen – als Gatte könne er mehr aus ihr herauspressen denn als Manager, gesteht er schließlich.
Ja, und vor allem hat Beetlejuice Lydia seit dem ersten Film in den Krallen und läßt nicht los, zumal, als die Tochter ihn herbeischwört. Da kommt er mit seiner Geisterarmee und macht Unappetitliches und Musical-Artiges, und bringt auch seine „seelensaugende“ Gattin Delores mit, als welche sich Monica Bellucci zu Beginn ergötzlich aus ihren Einzelteilen zusammensetzt. Und da ist auch noch ein Cop, der nicht wirklich weiß, ob er lebendig oder tot, Schauspieler oder Polizist ist, und Willem Dafoe macht das souverän komisch.
 
Nachdem Tim Burton bei normaler Spiellänge seine Witzchen abgezogen hat, scheint er am Ende gar nicht genug Happy Ends produzieren zu können – aber das wäre doch wohl zu erstaunlich. Wenn Lydias Tochter ein Beetlejuice-Baby bekommt und Lydia den unerwünschten Geist wieder in ihrem Bett findet (oder doch nicht?), dann ist der Geister-Grusel-Grotesk-Unsinn wieder voll da.
Tim Burton ist sicher nicht jedermanns Sache, aber wer bereit ist, mit ihm von der realen Welt abzuheben und sich auch deftig zu unterhalten, kann in dem „Beetlecjuice 2“ wiederum in den für ihn typischen, ureigenen, auch ästhetisch unverkennbaren Mix schräger Echt- und Phantasiegestalten eintauchen.