Nachrichten aus dem Nahen Osten …

Aus dem Tagebuch

von Wolfgang Nitschke

Wolfgang Nitschke - © Manfred Linke / laif
Nachrichten aus dem Nahen Osten …
 
Von Wolfgang Nitschke
 
... und von anderswo
 

28.9.24
Gute Nachrichten aus dem Nahen Osten …
… sind rar gesät. Und so freuen wir uns heute um so mehr über diese frohe Botschaft:
„Israel meldet Tod von Hisbollah-Chef Nasrallah.
Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah ist laut israelischen Angaben bei einem Angriff am Freitag in Beirut getötet worden.“
Halleluja, sein Weg war lang, gefährlich und steinig, religiös verlogen und verlogen religiös, aber jetzt ist er endlich angekommen, in seiner heißgeliebten Heimat, seinem außerirdischem Zu­hause, seinem Sehnsuchtsort, dem Zentrum der Hölle. Und drum lasset uns singen:
"So ein Tag, so wunderschön wie heute, so ein Tag ..."
 
 
2.10.24
Wo is sich Unterschied?
Ein Versuch aus der Unterschiedsforschung
Daß es Israel überhaupt gibt, ist nicht irgendeiner lustigen Laune irgendeines lustigen Gottes geschuldet, nicht mal dem Wunsche aller Juden weltweit, und schon gar nicht dem seiner muslimischen Nach­barn ringsum, sondern den seit rund 2000 Jahren immer wiederkeh­renden antisemitischen Pogromen und Massenvertreibungen durch Hinz und Kunz, worauf allerdings die Christen das Copyright besitzen. Und daß Israel 1948 dann tatsächlich Realität wurde, ist ohne den fast erfolgreichen deutschen Versuch einer Endlösung, ohne den Holocaust, gar nicht denkbar. Die Verantwortung dafür, daß es Israel überhaupt gibt, dürfen also letztendlich die Deutschen übernehmen, obwohl die nun wirklich die allerletzten waren, die das gewollt hatten. Deshalb heißt es ja auch so schön, daß die Deutschen den Juden Auschwitz niemals verzeihen werden.
Seit sich nach ’45 urplötzlich der Wind in Deutschland gedreht hatte, war in den ungeliebten offiziellen Sonntagsreden somit nur noch von „bedingungsloser Solidarität“ und „deutscher Staatsraison“ die Sonn­tagsrede. Aber das dicke deutsche Fell, an dem schon die Entnazi­fizierung rückstandslos und nachhaltig gescheitert war, sorgte dann obendrein dafür, daß Otto-Normaldepp und seine Frau, wenn ’s um Israel ging, gar nichts mehr kapierte und nur noch Bahnhof verstand.

***

Und so ging denn auch der 7. Oktober 2023 in Israel den Deutschen am Arsch vorbei. Der russische Überfall auf die Ukraine eher nicht. Warum eigentlich?
Und wenn ich mich selber frage: Was weiß ich eigentlich über die Ukraine, was über ihre Geschichte, ihre Einwoh­ner und ihr aktuelles politisches System, vor dem, über den und nach dem Russenüber­fall, und wen kennt man eigentlich außer Selensky und die Klitschko­nasen? Und wer o. was ist Putin? Was will er? Wo kommt der her? Was wollen denn die andern Russen? Was ist da jenseits von Oder und Elbe, wo für mich schon Sibirien und Belutschistan anfangen, überhaupt los? Ehrlich gesagt: Übers Tote Meer weiß ich mehr.
Nehmen wir also mal zur Abwechselung nich mich, das doofe Volk, sondern seine Informanten, unsere heißgeliebte bürgerliche Tages-und sonstwat-Presse. Geh ich recht in der ungeprüften Annahme, daß, was die Ukraine betrifft, sich die irren Differenzen unter den Journalisten praktisch in den unterschiedlichen Reichweiten der Raketen, Drohnen und sonstigen Kaputtmachern erschöpfen, ihnen aber im Eifer des Gefechts die Verfallsdaten von irgendwelchen, in vergessenen Werkshallen rumrostenden Leoparden, Mardern und Geparden, Haubitzen, Schrapnellen und durchgeschlissenen Bun­deswehrunterhosen eher zweitrangig erscheinen, Hauptsache … ja was war noch mal die Hauptsache? Ach ja, die Solidarität, die eiser­ne Soli­darität, das Durchhalten, Weitermachen, Solidarisieren und Mitmarschie­ren ... und hin und wieder hat man den Eindruck, der Artikel war jetzt nicht vom Chef des Kölner Stadtanzeigers sondern vom Generalfeldmar­schall höchstpersönlich.
Und was ist mit Israel? Wie sieht’s denn bei unsern schreibenden Knallfröschen mit Israel aus?
Ach, geh mir doch nicht immer mit diesem Israel auf die Eier! Die sollen endlich mal Frieden schaffen und mit den Palästinensern sich an einen Tisch setzen.

9.10.24
In quasi eigener Sache
Ich hab seit dem 5. Oktober ne nette Truppe Krach machender Bau­ar­beiter vor meinem Fenster. Hinzu gesellen sich im Innenhof wie jeden Tag aus vollem Hals schreiende Blagen mit ihren Pumpguns aus Plastik. Da kann man sich nicht so gut konzentrieren. Hab ich mir deswegen die Herbstferien ne Woche vorgezogen.
Tut mir aufrichtig leid, liebe Leute. Aber bisher gab's ja auch nur einen wichtigen Tag,
den 7. Oktober.
Bis bald
w