Von grenzenloser Selbstliebe und der Würde des Alterns

Aus dem Tagebuch

von Wolfgang Nitschke

Wolfgang Nitschke - © Manfred Linke / laif
Von grenzenloser Selbstliebe
und der Würde des Alterns
 
Von Wolfgang Nitschke
 
 
14.10.24
Eigentlich hatt' ich ihn schon regelrecht vergessen
Aber dann kam er doch noch mal aus der Mottenkiste gekrabbelt und angefressen, wie er war, rülpste er seinen ganzen „beruflichen“ Frust ’n’Ärger zwischen zwei Pappdeckel vom Heyne-Verlag, der für solche Machwerke auch zuständig ist.
Wer sich begeistern kann über einen Tsunami aus Eigenlob, Selbst­mitleid und eher schlecht unterdrückter Frauenverachtung, ewiger Besserwisserei ohne Substanz, Unterhaltungspopulismus für die Doofen, Egomanie und Machogetue und -gehabe aus dem letzten Jahrhundert, der muß sich noch leider etwas gedulden, denn die Riesenstapel mit seinen albernen Bekennt­nissen werden erst in 2 Tagen in die Gänge der Mayerschen Buch­handlungen zum Drüberstolpern vollgestapelt.
Hier nun die Vorausbesprechung eines Experten, der das Teil nicht gelesen haben muß, weil er sich denken kann, was da so drin steht.
Here we go!
***
Wenn er gegen den in der Tat schwer bekloppten Genderismus im WDR und allen ähnlichen geschlossenen Anstalten losledert; wenn er, der 74 Jahre alte, vollkommen antiquierte „Wetten, daß...“-Hase, sich über die grenzenlose Flachheit des Fernsehens von heute auf­plustert, über ein Medium, das aber immer schon so war, und er, die schauspielerische Niete, Nulpe und Supernase in una persona, deshalb in seiner aktiven Glotzenzeit jahrzehntelang davon auch ganz gut hatte leben können; wenn er, der große, unerschrockene Wortzauberer und Immer-seine-Meinung-Sager, immer wieder zu­tiefst beklagt, einen ebenso antiquierten Begriff wie „Zigeuner­schnitzel“ nicht mehr 60 x pro Minute öffentlich in den Mund nehmen zu dürfen; wenn er dementsprechend den simplen Rassismus im „Negerkuß“ und „Sarotti-Mohr“ auch nicht zu erkennen vermag, und wenn er im ‚Spiegel‘ vor sich hinfabuliert, man könne „heute längst nicht mehr sagen, was man denkt“, dann hat er es geschafft, dann hält er damit augen­blicklich das Eintrittsticket für eine sehr feine, extraordinäre Gesell­schaft in der Hand. Was ihm, wenn er es denn verstünde, aber auch nix ausmachen würde. Und was den Bereich Rechtsextremismus / Springerstiefel und Glatzen in Nadelstreifen betrifft - in diesem Zu­sammenhang erklärte er noch:
„Ich liebe alle Zuschauer, egal, ob sie schwarz oder weiß, arm oder reich sind.“
Mit diesem Satz bewies er wie schon mit allen Sätzen zuvor, daß er nun wirklich gar nichts kapiert hat. Insofern hat der Titel seines Opus „Ungefiltert – Bekenntnisse von einem,
der den Mund nicht halten kann“
zumindest etwas Wahres.

P.s.:
Das letzte Wort will er ja immer haben. Soll er auch haben:
„Heute ist es so, daß ich erst einmal nachdenke, bevor ich etwas sage.“ und fügte noch hinzu:
„Für mich ist das schlimm.“
Ja, für mich auch.
 
18.10.24
Jaja, er noch mal!
Es vergeht zur Zeit kein Tag, Entschuldigung, an dem seine Visage einem nicht aus den Printmedien entgegen grinst, und man versteht gar nicht warum. Vor kurzem hab ich’s noch mal mit 'nem verschärf­ten Rufmordversuch versucht, diesem Elend endlich ein Ende zu bereiten. Aber sie hören nicht auf. Beide nicht, er nicht und die Me­dien mitnichten. Wahrscheinlich brauchen sie sich ja. Ist vielleicht auch besser so. Denn sonst würden wir ahnungslosen Leser immer weiter ahnungslos durch die Weltgeschichte jodeln.
Wir würden zum Beispiel nicht erfahren, wie ein deutscher, weltbe­rühmter Kindergartenparty-Moderator sich nicht entblödet, mit seinen 74 Jahren immer noch nicht in Würde altern zu können. Und wir würden auch nicht erfahren, welch erleuchtete Gedanken er sich als kulturindustrieller Ego-Automat und populärer Fernsehfritze so über Kindererziehung zu machen pflegt. Was ihm das lose Mundwerk vor Publikum ist, scheint ihm im Kreise der Familie bei der Zurichtung seiner Söhne eher die lockere Hand gewesen zu sein und fühlt sich dabei gut auf­gehoben in der Tradition schwarzer Pädagogen:
„Leichte Schläge auf den Hinterkopf erhöhen das Denkvermögen“, und was die Folgen härterer Herangehensweisen angeht:
„‘ne anständige Tracht Prügel hat noch niemandem geschadet. Das sieht man doch an mir.“
Trotzalledem hat er auch ein Öhrchen für den wandelnden Zeitgeist, und der predigt heute in aller Bescheidenheit „Gewaltfreiheit“. Die man ihm natürlich auch sofort abkauft:
„Daß ich meinem Sohn eine gefegt habe, tut mir heute noch leid.“
Ja, nee, is klar.
(Wenn mein Vater so drauf gewesen wäre wie dieser Volksheld und Familien-Heiopei und den heißen Spiegelpfeifen seine Erziehungs­weisheiten in dieser läppischen unglaublichen Art in deren Aufnah­megeräte gelabert hätte, hätte hätte, hätte... hätte ich ihm ... ich weiß gar nicht, wie ich's formulieren soll, ohne übermorgen Post von der Staatsanwaltschaft zu bekommen ...
P.s.:
Man kann in diesen Tagen übrigens keinen Artikel über ihn lesen, ohne in die aufwendig produzierten Abbildungen seiner geföhnten Bumsbirne zu gucken. Und für dieses Körperteil gibt es ein treffendes Wort, wonach ich hier pausenlos beim Tippen gesucht habe. Mir lag es die ganze Zeit auf der Zunge, doch es fiel mir zum Verrecken nicht ein. Ein einfaches Wort, das die komplette komplexe Thematik mit einem Schlag … halt stop, ich hab es, jetzt hab ich es: Ohrfeigengesicht! Oder auch Backpfeifenvisage.