Vom Verlieren einer Schönheit, die nichts von sich weiß

von Hellmuth Opitz

Foto © Claudio Scott / pixabay


Vom Verlieren einer Schönheit,
die nichts von sich weiß

Anmut, sagt sie verwundert, legt den Kopf schräg,
Ohrringe beben nach aus blauem Plastik und
so groß, dass Papageien darin turnen könnten.

Und wieder: Anmut. Mit den Lippen hebt sie
das Wort auf - ein verwunschenes Fundstück -
und heftet es wie einen Button an ihren Jargon.

Anmut: Schönheit, die nichts von sich weiß,
längst vergessenes Zauberwort, das einst
ein Gesicht in ein Antlitz verwandeln konnte.

Antlitz, sagt sie lachend, schüttelt den Kopf,
dass die Ohrringe fliegen und klimpern,
das sanfte Nachplappern von Haut und Haar.
 
Hellmuth Opitz