Jazz der Spitzenklasse

StarkLinnemann – „Eroica - Transcending Beethoven Vol. 3“

von Frank Becker

Jazz der Spitzenklasse
 
Beethovens „Dritte“ Stark nachkomponiert
 
Paul Stark und Jonas Linnemann stocken ihre Jazz-Bearbeitungen großer Klassik um ein weiteres Glanzlicht auf: Mit ihrer dritten CD der Reihe „Transcending Beethoven“ hauchen sie Ludwig van Beethovens Sinfonie Nr. 3, op. 55 „Eroica“ aus dem Jahr 1804 (UA 1805) völlig neues delikates Leben ein. Jazzfans kennen die wunderbare Arbeit des kongenialen Duos durch eine Vielzahl ähnlicher und gleichermaßen gelungener Projekte. „Transcending Beethoven 1 und 2“ konnten wir Ihnen  hier bereits vorstellen, ebenso „Transcending Chopin Vol. 1-3“, „Transcending Liszt“ und Modest Mussorgskys „Pictures at an Exhibition“.
 
Nun also eine von Beethovens berühmtesten Sinfonien, von Paul Stark „re-komponiert, im neuen Gewand. Dynamisch wie vom Altmeister charakterisiert, mit eingeschobener Moll-Episode bekommen wir das Allegro con brio des 1. Satzes mit markanten Einsätzen von Jonas Linnemanns Schlagzeug, Anton Boiarskikhs Posaune und Maciej Domaradzkis Kontrabaß.
Bewegend still von Kontrabaß und Ridebecken eingeleitet setzt der Trauermarsch des 2. Satzes ein, bevor sich sanft Iman Spaargarens Klarinette und die Posaune, gefolgt vom gezähmten Drumset anschließen. Nach fünf Minuten übernimmt das Klavier die Führung im rhythmisch geprägten Adagio assai. Eine Interpretation von Gnaden. Auf das Triumphale zu Beginn des bei Beethoven kurzen 3. Satzes Scherzo / Allegro vivace, dessen ca. sechs Minuten sie mehr als verdoppeln, verzichten StarkLinnemann, ohne jedoch den leuchtenden, heiteren Klang zu vernachlässigen, geben den Instrumenten viel Freiraum für Soli und zu Dialogen. Äußerst spannend, überzeugend und kostbar mit großem Ausklang.
 
Die Nachkomposition von Paul Stark weitet übrigens alle Sätze deutlich aus (s.u.), wodurch aus den ursprünglichen rund 50 Minuten hier fast 69 werden – wobei man keine Sekunde davon vermissen möchte. Das Finale Allegro molto beginnt kraftvoll und temporeich mit einem ausgedehnten Solo-Part des Klaviers, bevor die Posaune traumschön im jazzigen Solo den Staffelstab übernimmt, an die Klarinette weitergibt, mit ihr in Dialog tritt, bis die Baßklarinette auf den Plan tritt, wieder an die Klarinette übergibt und schließlich den Raum zum delikaten Finale für Klavier und Posaune freigibt. Dieser ungemein mitnehmenden Starkschen Nachkomposition von Beethovens „Dritter“ gebührt das Prädikat „Jazz der Spitzenklasse“ und abermals unsere Auszeichnung, der Musenkuß. Chapeau!
 
StarkLinnemann – „Eroica - Transcending Beethoven Vol. 3“
© 2024 UCM Records (CD)
Paul Stark (p, recomposition) – Maciej Domaradzki (b) – Jonas Linnemann (dr, perc) - Anton Boiarskikh (tb) - Iman Spaargaren (ts, bcl, cl)
 
1. First Movement (20:00) – 2. Second Movement  (18:38) – 3. Third Movement (13:30) – 4. Fourth Movement (16:26)
Gesamtzeit: 1:08:41
 
Weitere Informationen: www.ucm-records.com  -  www.starklinnemann.com