Gedenkveranstaltungen erinnern an die Nazi-Greuel der Pogromnacht vor 86 Jahren

Städte, Kirchen, Gedenkstätten und Jüdische Gemeinden in NRW beteiligen sich

von Andreas Rehnolt

Foto © Jacek Jędrzejczak
Zahlreiche Gedenkveranstaltungen 
erinnern an die Nazi-Greuel
der Pogromnacht vor 86 Jahren

Städte, Kirchen, Gedenkstätten und Jüdische Gemeinden 
in NRW widmen sich rund um den 9. und 10. November 
den Opfern der Verbrechen in der Nacht 
vom 9. zum 10. November 1938

Mit Gottesdiensten, Gedenkgängen, Kranzniederlegungen, Ausstellungen, Diskussionsveranstaltungen oder Vorträgen erinnern die beiden großen christlichen Kirchen, Städte, Jüdische Gemeinden, Museen, Theater und Gedenkstätten rund um die Nacht vom 9. auf den 10. November wieder an die Verbrechen der Nationalsozialisten in der Pogromnacht vor inzwischen 86 Jahren. Wegen des offiziellen Ruhetags im Judentum, des Schabbat am 9. November finden die Veranstaltungen in diesem Jahr zumeist vor oder nach diesem Datum statt.

In der Landeshauptsstadt Düsseldorf veranstaltet die Jüdische Gemeinde bereits am 8. November am Standort der 1938 zerstörten Synagoge in der Kasernenstraße ein gemeinsames Gebet und eine Kranzniederlegung. Einen Tag später wird dort die Installation „Missing Link“ des über Deutschland hinaus bekannten Lichtkünstlers Mischa Kuball eröffnet. Am 10. November dann findet ein Gedenkgang für die Opfer der Pogromnacht in Düsseldorf statt sowie ein ökumenischer Gottesdienst in der evangelischen Matthäikirche. Damals gab es alleine in Düsseldorf etwa 450 Überfälle auf jüdische Bürgerinnen und Bürger sowie viele Tote und Verletzte.

In Köln veranstalten die evangelische und katholische Kirche bereits am kommenden Donnerstag einen gemeinsamen Schweigegang zum Gedenken an die jüdischen Opfer in der von den Nazis als „Reichskristallnacht“ benannten Schreckensnacht. Der Marsch startet um 19 Uhr am Jüdischen Museum und endet an der Synagoge in der Roonstraße. Am 10. November findet dann eine interreligiöse Gedenkfeier in der Lukaskirche in Köln-Porz statt. Die Gedenkstunde soll Raum bieten „für gemeinsames Trauern und Gedenken an die Gräueltaten der Vergangenheit“. Zugleich soll sie auch ein „Aufruf zu Wachsamkeit und Verantwortung in Gegenwart und Zukunft“ sein, hieß es.

Die Veranstaltung wird in Zusammenarbeit mit Vertretern der Synagogengemeinde, der Moscheegemeinde, des Alevitischen Kultur-Zentrums sowie der evangelischen und Katholischen Kirche statt. In der Ruhrgebietsstadt Essen findet die Gedenkveranstaltung am 10. November in der Alten Synagoge statt. Dabei gibt es Ansprachen von Oberbürgermeister Thomas Kufen und Abraham Lehrer, dem Stellvertretenden Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland. Zuvor gibt es einen ökumenischen Gedenkgottesdienst in der Friedenskirche der Alt-Katholischen Gemeinde. Der 9. November ist in der jüdischen Erinnerungskultur der Gedenktag an den Untergang des deutschen Judentums.

In Aachen findet unter anderem ein Pogromnacht-Gedenken unter dem Motto „Der Opfer gedenken - Aus der Geschichte lernen“ - auf dem Synagogenplatz statt. Zudem gibt es eine Veranstaltung im Rathaus der Kaiserstadt. Die Stadt Duisburg erinnert gemeinsam mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und der Deutsch-Israelischen Gesellschaft schon am Mittwoch im Rathaus mit einer Gedenkstunde an die schrecklichen Geschehnisse. Im Anschluß an die Veranstaltung findet zudem ein Schweigemarsch statt, mit dem an die Opfer erinnert wird.

In Dortmund findet am Donnerstag in der Petri-Kirche ein ökumenisches Gedenken an die Opfer des 9. und 10. November 1938 statt, zu dem der Arbeitskreis christlicher Kirchen eingeladen hat. In Gelsenkirchen veranstaltet die Demokratische Initiative Bürgerinnen und Bürger am 9. November einen Schweigezug mit Kundgebung zur Neuen Synagoge in der Revierstadt. Das Gedenken an die Opfer der Pogromnacht solle auch Stellung beziehen für Respekt, Toleranz und Zivilcourage und zugleich ein Zeichen gegen Gewalt und Menschenfeindlichkeit sein, hieß es.

In Wuppertal wird am 10. November in der Begegnungsstätte Alte Synagoge erstmals das Wuppertaler Gedenkbuch präsentiert und im Internet unter „www.wuppertaler-gedenkbuch.de“ freigeschaltet. Es enthält die Namen und auch schon einige Biografien der fast 1.500 Wuppertaler Opfer des Holocaust, der ermordeten Jüdinnen und Juden aus der bergischen Metropole. Auch in Münster, Bielefeld, Bonn und vielen anderen Städten an Rhein und Ruhr finden anläßlich des 86. Jahrestags der nationalsozialistischen Pogromnacht Gedenk- und Mahnveranstaltungen statt.

Im damaligen Deutschen Reich wurden in dieser einen Nacht über 1.400 Synagogen und jüdische Gebetsstätten geschändet und niedergebrannt. Mehr als 7.000 Jüdische Geschäfte wurden geplündert, die Wohnungen jüdischer Mitbürger verwüstet und zerstört, etwa 30.000 Juden wurden willkürlich verhaftet und zum großen Teil für Monate in Konzentrationslagern interniert. Viele hundert wurden ermordet oder in den Selbstmord getrieben. Auch in vielen anderen Städten und Gemeinden in NRW werden Gedenkveranstaltungen zur „Pogromnacht“ abgehalten.
 
Redaktion: Frank Becker