Schwacher Aufguß

„Gladiator II“ von Ridley Scott

von Renate Wagner

Gladiator II
USA / 2024

Drehbuch und Regie: Ridley Scott
Mit: Pedro Pascal, Denzel Washington, Paul Mescal, Connie Nielsen u.a.
 
Wenn man unfreundlich sein wollte – und warum soll man es verschweigen? -, so hat Meisterregisseur Ridley Scott (Jahrgang 1937) im Vorjahr mit „Napoleon“ seinen wahrscheinlich schlechtesten Film geliefert. Vor einem knappen Vierteljahrhundert war „Gladiator“ einer seiner größten Erfolge bei Presse und Publikum und den „Oscars“.. Man kann die Hoffnung verstehen, nun mit einer Art Fortsetzung, die inhaltlich kaum eine ist (eher ein Aufguß alter Motive), nun noch einmal im ganz großen Stil zu reüssieren. Die US-Kritiken waren zwiespältig – zwischen respektvoll, weil der alte Mann noch immer ein bemerkenswertes (wenn auch konventionelles) Spektakel auf die Leinwand werfen kann, und zögerlich, weil ihm zur Fortsetzung nichts wirklich eingefallen ist.
 
Lucius, der Sohn des unvergeßlichen Maximus (unerreichbar: Russell Crowe leuchtet in der Erinnerung), lebt in einer nordafrikanischen Provinz. Nun kamen die Römer ja überall hin, eroberten auch seine Stadt, töteten seine Frau und schleppten ihn als Sklaven nach Rom. Von dem undurchsichtigen Macrinus gekauft, wird er von diesem als Gladiator in die Arena geschickt. Bis er seine Leidensgenossen zum Aufstand gegen die (historischen) verderbten Kaiser-Jünglingen Geta und Caracalla aufruft (letzterer brachte ersteren um, was im Film etwas anders verläuft), vergehen gut zwei von den zweieinviertel Stunden des Films, die vor allem mit Action gefüllt werden.
Spektakulär, keine Frage, ob es darum geht, das kaiserliche Rom in seiner ganzen Dekadenz hier, seiner Schäbigkeit dort auferstehen zu lassen, ob es um die Kämpfe in der Arena geht – zu Beginn weiß man nicht recht, ob die scheußlichen Monster, die sich da auf die Menschen stürzen, pervertierte Affen, Bluthunde oder Hyänen sind (ein geschmücktes Nashorn erkennt man wenigstens). Und wenn es im Kolosseum eine Seeschlecht gibt… ja, auch das ist historisch, die Römer waren so brillante Ingenieure, daß sie auch die Arena für ein Spektakel fluten lassen konnten…
 
Menschlich fällt dem Drehbuch weniger ein, die darstellerischen Leistungen sind in Ordnung, aber eben nicht 1 a, wie beim ersten „Gladiator“, sondern höchstens 1 b, und das ist dann nicht so gut.
Der US-Chilene Paul Mescal macht als Lucius eine gute Figur, vor allem glaubt man ihm den anständigen Menschen in einer Welt, die streng in Gut und Böse geteilt ist und wo es von den Guten verdammt wenige gibt. Denzel Washington als undefinierbarer reicher Mann, der sich bis in die höchsten Kreise bewegt, hat zweifellos eine gute Rolle, man wird nur das Gefühl nicht los, daß er sich über seine Figur lustig macht, und das ist noch keinem Darsteller gut bekommen. Die rotschopfigen fiesen Kaiserbrüder sind mit Joseph Quinn und Fred Hechinger entsprechend exzentrisch besetzt, und weil es kein Love-Interest für den Helden gibt (seine Frau ist, wie erwähnt, gleich am Anfang ermordet worden), muß Connie Nielsen: als Lucilla herhalten, als einziges „Möbel“ aus dem ersten Film übrig geblieben und entsprechend ein Vierteljahrhundert älter.
Wer Sandalenfilme mag, die ja doch schon wieder aus der Mode gekommen sind, wird hier zweifellos bedient. Daß der ursprüngliche „Gladiator“ viel mehr war, steht außer Frage – und da kommt der Sohn nicht mit…