Schopenhauers Ärmelschoner

von Joachim Klinger

Joachim Klinger pinx.

Schopenhauers Ärmelschoner

Früher zahlten die Studenten
die Gebühren an Dozenten
wie ein echtes Honorar,
und so zählte man die Schar.

Schopenhauer mußte sparen,
denn die meisten Hörer waren
bei Herrn Hegel im Kolleg,
fanden nicht zu ihm den Weg.

Also schonte er die Kleidung,
trug zwecks Risikovermeidung
stets den Hut an einem Band
und den Schirm in seiner Hand.

Reicht das Geld ganz offenbar nicht,
unterwirft man sich der Sparpflicht.
Schreibgerät wird stets geputzt,
Schreibpapier ganz eng benutzt.

Einmal kam ein Hausbewohner,
und er sah die Ärmelschoner:
„O, Sie tragen garde-manche*?!
Kommen Sie wohl mit zum Lunch?“

Mit dem Blick auf seine Kasse
sprach Herr Arthur: „Nein, ich passe
Übrigens ich hasse auch
den verfälschten Sprachgebrauch!

Gutes Deutsch ist leicht verletzbar
und ein Fremdwort meist ersetzbar.
Deshalb, was den Ärmel schont,
sei mit deutschem Wort belohnt!“

Hinter Glas vor grauer Mauer
liegt von Arthur Schopenhauer
dieses Ding zum Ärmel-Schutz
gegen Tinte, Staub und Schmutz.

Des Gedankens wahre Feinheit
leuchtet durch der Sprache Reinheit
Und wer Wert auf Kleidung legt,
achte stets, daß er sie pflegt!

”` garde-manche (französ.) = Ärmelschoner

Joachim Klinger