Tuchfabrik Müller

von Matthias Buth

Blick in der Weberei der Tuchfabrik Müller © Imus Eus
      
       Tuchfabrik Müller
       Kuchenheim 1987
 
Wenn der Abend an den Beinen hochzog
Ein Anflug Blei sich ihm auf die Lider senkte
Ging er noch mal durch die Hallen in Kuchenheim
Immer standen sie da die gebeugten Maschinen
 
Die Tuche in matten Farben noch eingespannt
 
Sie warteten auf ihn auf sein Ölkännchen
Das er immer noch führte mit leiser Hand
Um sie zu erhalten die stehen geblieben waren
Und nur die Nächte zusammenwebten
 
Wenn die Webeschiffchen hin- und herflogen
Kaum zu halten vom Maschendraht an den Ecken
Ausgebeult von überschießender Kraft
Wusste er nicht warum er die Treppen hinaufging
 
Die Tuche in matten Farben noch eingespannt
 
Immer wieder immer noch einmal mit dem Sesamöl
Das den Duft fernen Glücks aufzog
Das die Tuche kannten die Farben verblassten nicht
Schlafüberzogen wie Schneewittchen
 
Wir sahen uns am Morgen als die Voreifel
Auf weißen Laken langsame Sätze schrieb
Seine Augen hatten sie verfasst
Er wolle aus allem ein Museum
 
Das erhielt was er liebte
Für sich und seine stillen Tuche
Die alles über ihn wussten aus Krieg  und Nachkrieg
Und über die Weberschiffchen
 
Schnell und schneller
Überschießend in Lust und Verlust
Die matten Tuche immer noch eingespannt
In endlosem Stillstand
 
 
Matthias Buth