Vom „Central,“ dem „Luitpold“,
dem „Arco“ und dem „Romanischen“
Erinnerungen an Kaffeehäuser
Das Café als Treffpunkt für die Boheme und besonders für Literaten war besonders Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts von großer Bedeutung. Besonders in Wien, Prag, Berlin, München und Turin vor allem war die Literaturszene von legendären Kaffeehäusern magisch angezogen und machte deren Ruf und Renommee mit aus. Denken wir nur an das Münchner Café Stefanie oder das Café Luitpold in der Brienner Straße, in dem sich u.a. die Simplizissimus-Autoren Frank Wedekind, Henrik Ibsen, Ludwig Thoma und Ludwig Ganghofer trafen. In Berlin waren es das Café des Westens mit u.a. Else Lasker-Schüler, Herwarth Walden, Alfred Döblin, Carl Einstein oder Myona - und das Romanische Café mit Erich Mühsam, Bruno Cassierer, John Höxter, Willy Haas, Kurt Pinthus, Alfred Kerr und Anton Kuh als Stammgäste.
Prag konnte mit dem Café Union und seinen zahllosen internationalen Gazetten, das den Brüdern Karel und Josef Čapek, Eduard Bass, Jaroslav Hašek und Camill Hofman Angelpunkt war aufwarten, dem Slavia, dem Hlavovka und besonders mit dem Café Arco prunken. Im letzteren verkehrten z.B. Franz Werfel, Franz Kafka, Max Brod und Egon Erwin Kisch.
Vergessen wir nicht Wien. Hier nahm das Café Central unter den mehr als 800 Kaffeehäusern eine besondere Stellung ein, verkehrten dort doch Peter Altenberg (der noch heute dort an seinem Stammtisch sitzt), Egon Friedell, Stefan Zweig, Alfred Polgar, Felix Salten, Karl Kraus und Hugo von Hofmannsthal. Auch das Central hatte einen legendären Zeitungstisch mit mehr als 250 internationalen Blättern. Es gab auch das Café Herrenhof, dessen Oberkellner Herrn Hnatek Friedrich Torberg einen Nachruf schrieb, das Hawelka, das Café Museum, das von Georg Trakl, Joseph Roth und Robert Musil frequentiert wurde und das Café Griensteidl – samt und sonders literarische Treffpunkt.
Überall dort las man: eigene Manuskripte, neue Bücher, die ausgehängten Tageszeitungen und diskutierte, schrieb, stritt, verbündete oder entzweite sich, man spielte Schach oder Karten – und oft dehnte man aus Geldmangel seine Tasse Kaffee über Stunden. Manches Stück Weltliteratur fand dort seine Inspiration und Entstehung. Im Berliner „Romanischen“ allerdings bekam man nach zwölf Stunden sozusagen die Rote Karte in Form eines Billets, das zum Zahlen und Gehen aufforderte nebst einem Hausverbot auf Zeit.
Der Verlag ars vivendi feiert die Kaffeehäuser mit seinem verlockend illustrierten und zitatenreichen Literarischen Café Kalender 2025 der 53 romantische Ausflüge mit Zitaten in die Welt der Kaffeehäuser bietet, zur Lebendigkeit italienischer Caffèbars sowie der Gemütlichkeit des Cafés um die Ecke.
Literarischer Café Kalender 2025
© 2024 ars vivendi, 53 Seiten, Wochenkalender mit Spiralbindung - ISBN 978-3-7472-0567-9
24,- € Weitere Informationen: https://arsvivendi.com/
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