Aussicht

Matthias Buth – „Wo Worte Brot waren und warme Milch“

von Frank Becker

Aussicht
 
Neue Lyrik von Rang
 
Was es ist
 
Lieben ist sterben
Ohne Tod
Vergehen ohne zu gehen
Bleiben im Ich
Des Welt umspannenden Dich
 
Matthias Buths jüngste Lyrik, gesammelt in seinem neuen Band „Wo Worte Brot waren und warme Milch“ öffnet Fenster. Da sind leise selbstreflektierende poetische Erinnerungen an die eigene Vergangenheit, Texte zu Lebenserfahrungen, zur Liebe, auch augenzwinkernde Gedichte über Fußball und Alltagsdinge. Er erzählt von Sprachen, Ländern, Autofahrten und Reisen, von Musik und Komponisten, ehrt kenntnisreich Dichter aus Gegenwart und Vergangenheit, reflektiert über Ewigkeit, Vergänglichkeit und Tod, über die Natur und ihre Wesen. 
Ergreifend mitmenschlich würdigt Buth in mehreren Texten Philomena Franz, die als Verfolgte das Grauen des tausendjährigen Reichs überstanden hat und mahnt damit, das dunkelste deutsche Kapitel des 20. Jahrhunderts nie zu vergessen.
 
Doch auch und besonders die Schrecken neuer Kriege und ihrer Verbrechen, denken wir nur an den Genozid des radikalen Islam an den Jesiden und den jetzt dreijährigen gnadenlosen Raketen-Terror Rußlands gegen die Zivilbevölkerung Ukraine macht Matthias Buth in dieser ausgesprochen wertvollen Lyrik-Sammlung zum Thema und erweist sich nicht nur hier in bester Tradition von später Klassik, Biedermeier und Expressionismus als politischer Dichter von Rang. Knapp gefaßt, sparsam in der Form, doch unbestechlich und ausdrucksreich in der Aussage vermittelt er so intensiv den Irrsinn von Krieg und seinen Verbrechen, daß es den Leser ins Mark trifft. Da finden auch Gotteszweifel ihren Platz und Ausdruck.
 
Tagesschau Mariupol
 
Das Gesicht ist verpixelt
Dort wohnt schon der Tod
Seitdem er kam in einer Explosion
Auch das ihrer Kinder ist weggeschwemmt
Mit Gletscherlicht
Wir sollen in die gebrochenen Augen nicht schauen nicht
In das Flehen das nun die Wolken aufnehmen
 
Aber die Füße sie sind geblieben
Sie bleiben im Bild
Nackt sind sie die Schuhe entflogen
Sie laufen mit anderen Füßen
Oder sind wieder zurückgekehrt
In die Küche an den Herd ins Bad
Um wieder anzufangen wieder da zu sein
Wo Worte Brot waren und warme Milch
 

Dann wieder stößt der Leser auf Versöhnliches, auf Trost, wird zum Lächeln verführt und kann sich an Naturlyrik ergötzen, die der Hoffnung Nahrung gibt. „Wo Worte Brot waren und warme Milch“ ist Lesegenuß auf hohem Niveau, schafft und schenkt Denkräume und wird von den Musenblättern sehr empfohlen
 
Zünden
 
Schon jetzt wo Nachtfrost
Die Blätter aus den Zweigen schneidet mit silberner Klinge
Spannen sich die Knospen an den Rhododendron
 
Sie blühen nicht aber wissen schon alles vom Frühling
Der Zungen zünden wird
Wie bunte Marken mit denen Briefe aufgegeben werden

 
Matthias Buth – „Wo Worte Brot waren und warme Milch“
Gedichte
© 2024 PalmArtPress / Matthias Buth, 252 Seiten, gebunden, Lesebändchen – ISBN 978-3-96258-167-1
25,- €
 
Aussicht
 
Der Putinische Krieg wird enden
 
In Karthago
 
Die Außenminister sprechen es nicht aus
Die G7-Runden auch nicht
Nicht einmal das Pentagon
Aber alle kennen Catos Rede
Oder war es Plutarch
 
Nur
Wo liegt Karthago
In Moskau Kiew
In Warschau oder Berlin?


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