Eine literarische Spurensuche
Irmi Mangold geht neue Wege
Nicola Förg hat ihre Protagonistin Irmi Mangold, deren Ermittlungsarbeit bei der Garmischer Polizei die Leser 15 Romane lang verfolgen konnten, konsequent altern lassen. Nun wurde Irmi pensioniert und vermißt ihre Arbeit und ihre Kolleginnen Kathi und Andrea, mit denen sie als Chefin ein gutes Team gebildet hat. Kathi hat nun das Ruder übernommen.
Aber wie eine Katze das Mausen nicht läßt, kann auch Irmi die Finger nicht von der Recherche lassen, zumal wenn es den Tod einer soeben gewonnenen Freundin angeht, der Journalistin Cordula Kühnlein, die an einem Buch über verkannte Schriftstellerinnen arbeitet. Cordula ist auf dem Grüntensee frühmorgens ins Eis eingebrochen und ertrunken. An einen Unfall will Irmi nicht glauben und stellt auf eigene Faust und gegen Kathis Willen Nachforschungen an. Vor allem geht es ihr um das Leben und Schicksal der Autorin Ilse Schneider-Lengyel (1903-1972), deren Leben viele Fragen aufwirft. Einst Gründungsmitglied der „Gruppe 47“ (mit u.a. Paul Celan, Günter Eich, Wolfdietrich Schnurre, Hans Werner Richter), der sie ihr Haus am Bannwaldsee zur Gründungsversammlung zur Verfügung stellte, geriet sie später in Vergessenheit, verschwand sozusagen und geriet unter ungeklärten Umständen in eine Nervenklinik am Bodensee, wo sie schließlich umnachtet starb.
Hatte Coci, der Kosename Cordulas, etwas über die letzten Jahre von Ilse Schneider-Lengyel herausgefunden, was verborgen bleiben sollte? Spielten die lebenslangen Streitigkeiten mit ihrer verhaßten Halbschwester Alexandra eine Rolle? Oder hatte der Schweizer Verlegerssohn Reto, dem Cordula den Verlust ihres Zeitungs-Jobs zu verdanken hatte die Finger im Spiel?
Irmi verbeißt sich in den Fall und seine literarischen Hintergründe, und Nicola Förg öffnet mit vielen Zitaten ein Fenster zu Leben und Schaffen von Ilse Schneider-Lengyel, das vielen Lesern den Blick auf unbekannte Aspekte der legendären Gruppe 47 sichtbar machen wird. In dem schottischen Literaturstudenten Malcolm, der ebenfalls an Cocis Thema arbeitet, findet Irmi einen wachen Mitstreiter und ausgleichenden Charakter. War der Tod Cocis nun ein Unfall, war es Mord und wer macht sich besonders verdächtig? Nicola Förg umschifft die Antwort auf die Fragen unter Berücksichtigung historischer Zeugnisse und sich widersprechender Zeugenaussagen elegant.
Als sie übrigens zu Beginn des Romans die ersten Ski-Versuche Irmis beschreibt, konnte ich mir ein Schmunzeln und den Gedanken nicht verkneifen, daß sie mir bei meinen ersten Schritten auf den Brettern zugeschaut haben könnte, so sehr fand ich mich darin wieder. Daß Frauen die wesentlichen Positionen dieses höchst unterhaltsamen Romans einnehmen, verspricht schon der Titel. Und nicht unwesentlich sind Katzen am Geschehen beteiligt.
Es dünkt mir, dies sei ein Buch,
das einen wie ein Mensch begleitet...
(Ilse Schneider-Lengyel)
Nicola Förg – „Verdammte Weiber“
© 2025 Piper Verlag GmbH, 336 Seiten, Broschur - ISBN-13: 9783492065566
Serie: Alpen-Krimis - Band 16
17,- €
Weitere Informationen: www.piper.de
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