Die berühmten Einfranksätze 2025

(heute versuchsweise mal wieder Mehrfranksätze)

von Erwin Grosche

Foto © Bernd Mueller


Die berühmten Einfranksätze 2025
(heute versuchsweise mal wieder Mehrfranksätze)


Die Selbstverwirklichung (Neufassung)
 
Ich höre immer, daß viele sich noch unbedingt selbstverwirklichen wollen. Wo soll denn das alles enden, wenn sich alle nur noch selbstverwirklichen wollen? „Wo sind denn Deine Eltern?“ „Die sind sich gerade am selbstverwirklichen.“ Es muß doch noch Leute geben, die den Laden am laufen halten? Ich sage immer, die Selbstverwirklichung wird weit überschätzt. Wenn alle sich nur noch selbst verwirklichen wollen, dann gnade uns Gott. Ich bin gerne mit Menschen zusammen, die bewusst unter ihren Möglichkeiten geblieben sind und lieber freundlich gucken und mir beim Umzug helfen. Ich habe einen alten Freund, der hat sich selbst verwirklicht, der macht nur noch Sachen, die sinnvoll sind. Das ist natürlich kaum auszuhalten. Der raucht nicht, trinkt nicht und will mich auf einmal kennenlernen. Was ist denn in den gefahren? Ich kenne mich doch kaum selber. Was soll es da zu sagen geben? Wenn man dabei wenigstens trinken oder rauchen dürfte, aber so? Ein Bekannter von mir, der hat sich jetzt selbst verwirklicht, der leitet nun einen Kursus über Zukunftsängste, läuft aber nicht besonders. Eine Freundin von mir, Ilona, die hat sich selbst verwirklicht, und ist seitdem nur noch am weinen. Ich habe zu ihr gesagt, das kann man auch anders hinkriegen und nun sind wir verheiratet. Ich sage immer, wenn sich solche Leute wie Markus Lanz oder Andrea Kiewel selbst verwirklichen würden, dann gnade uns Gott. Die sind doch schon angepaßt kaum zu ertragen. Da lobe ich mir Andy Borg, der scheint in sich zu ruhen und gute Laune zu haben. Schade, daß er trotzdem singen muß.
 
 
Walter Popps Kartoffelsalat
 
Ich dachte, wenn ich meine Sparkassenkarte in der Plastikverpackung von Walter Popps Kartoffelsalat deponiere, dann bleibt sie sauber und ist leichter auffindbar, wenn ich sie schnell brauchen würde. Ich hoffte auch, daß bei einem Überfall kein Räuber eine Sparkassenkarte in der Verpackung von Walter Popps Kartoffelsalat vermuten würde. Erst später fiel mir auf, daß meine Sparkassenkarte und Walter Popps Kartoffelsalat so gar nichts miteinander zu tun hatten. Walter Popps herzhafter Kartoffelsalat mit Speck und Zwiebeln diente dem Tilgen von Hunger und war in dieser Plastikbox gut aufgehoben, aber eine Sparkassenkarte hat man zum Bestreiten seines Lebensunterhaltes bei sich und verdient in einer gerechten Welt einen anderen Behälter als diese Kartoffelsalatbox. Der war ja noch nichtmal Bio. Natürlich hatte ich im Vorfeld Walter Popps Kartoffelsalatbehälter akribisch gesäubert, aber nun hatte ich trotzdem das Gefühl, daß meine Sparkassenkarte nach ihm roch. Eine Sparkassenkarte ist nichts zum gern haben und trotzdem gelange ich durch sie an mein ganzes Geld. Man sollte sich schon überlegen, welche Entweihungen sie aushalten würde. Wenn ich wenigstens im Supermarkt Walter Popps herzhaften Kartoffelsalat mit dieser Karte bezahlt hätte. Im Grunde hatte diese Sparkassenkarte noch Glück gehabt, daß ich sie nicht in einem Hundekackaufsammelbeutel getan habe. Auch das stand mal kurz im Raum.
 
 
(weitere folgen)
 
© Erwin Grosche
 
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