Dream a little dream of me
Kriminalkomödie von Robert Thomas mit Knall-Effekt
Inszenierung: Ralf Budde – Kostüme: Noëlle Magali-Wörheide – Maske: Elke Quirmbach - Bühne: Stefan Böhme / Frank Fischer
Mit: Elisabeth Hummerich (Gaby, Hausherrin) - Nelly Haller (Suzanne, ältere Tochter) - Lina Bonrath (jüngere Tochter) - Barbara Güldenring (Mamy, Gabys Mutter) - Sabine Henke (Augustine, Gabys Schwester) - Beril Erogullari (Madame Chanel, Köchin) - Róisin Micke (Louise, Zimmermädchen) - Monika Owart (Pierette)
Da hatte sich Regisseur Ralf Budde einiges vorgenommen: acht Frauen, acht eigenwillige Charaktere in nahezu ununterbrochener Bewegung und stetigem Rein und Raus im gelungenen statischen Szenenbild (Stefan Böhme und Frank Fischer) unter einen Hut zu bringen und gleichzeitig weit mehr als acht Beziehungsfäden zu ziehen bzw. zu entflechten.
Da ist zunächst die dem Cognac sehr zugetane selbstbewußte Hausherrin Gaby (gewohnt souverän: Elisabeth Hummerich) mit ihrer bodenständigen älteren Tochter Suzanne (neu im Ensemble: Nelly Haller) und ihrer kessen Nachzüglerin Caterine (man nimmt der reizenden Lina Bonrath, auch noch recht neu i.E., die freche 17jährige leicht ab). Mit im Haus wohnt Gabys zerstreute Mutter Mamy, deren Geiz und Mißtrauen Barbara Güldenring deftig verkörpert. Dazu Gabys Schwester Augustine, deren Rolle der stets beleidigten und beleidigenden, verlogenen und neugierigen ärmeren Tante die herrliche Sabine Henke mit viel Humor umsetzt. Ihr gehören die meisten Lacher in dieser Kriminalkomödie, sie kann´s eben. Beril Erogullari gibt hintergründig eine die viel weiß und einen Anschlag übersteht: Madame Chanel, die Köchin, und Monika Owart (spitzfindig und scharfzüngig als Ex-Stripperin Pierette) mischt sich ein wenig zeitversetzt auch noch fordernd ins Geschehen ein.
Als große Überraschung des Abends betrat die Debütantin Róisin Micke in der Rolle des schnippischen Zimmermädchens Louise die Szene und beherrschte diese bei ihren Auftritten - auch bei weniger Text oder im Hintergrund - durch ihre perfekte Eleganz, natürliche Anmut und eine Haltung, wie man sie so edel selten sieht. Das ihr wie die Rolle auf den Leib geschneiderte Kostüm (Noëlle Magali-Wörheide) unterstrich den Eindruck auch nach dem Wechsel nachhaltig, ihr Song (jeder Rolle war einer zugedacht) „Dream a little dream of me“ hinterließ den stärksten Eindruck. Was für ein Gewinn für das Haus!
Unter normalen Bedingungen ist das schon eine Mammutaufgabe für einen Regisseur. Nun aber liegt zudem der Hausherr tot mit einem Messer im Rücken auf seinem Bett – und der Mörder – oder eher die Mörderin? – hat, vom winterlichen Schneefall begünstigt, die acht Frauen von der Außenwelt getrennt: man ist eingeschneit, das einzige Auto ist außer Betrieb gesetzt, die Telefonleitung wurde durchtrennt, der Notfall-Revolver ist verschwunden und der Schlüssel zum Mordzimmer wurde vertauscht. Jede kann es gewesen sein, jede belauert die anderen. Mißtrauen macht sich breit, bald werden Verdachtsmomente, ja Beschuldigungen ausgesprochen, Geheimnisse offenbart, Testamente angezweifelt, Affären ausgeplaudert, Seitensprünge bekannt, Begehrlichkeiten, Mißgunst, Habgier und Diebstahlsverdacht geäußert. Aktien und lebenswichtige Medikamente sind nicht aufzufinden. Angst greift um sich. Ralf Budde ist der Kraftakt gelungen, die vielen Fäden im Griff zu behalten – Szene griff in Szene wie in einem gut geölten Uhrwerk, nie flachte die Handlung ab und das enorme Textvolumen bereitete den acht Damen offenbar keine Schwierigkeiten, obwohl immerhin vier von ihnen debütierten.
Ein sehenswerter, unterhaltsamer Abend, der auch dem Zuschauer miträtselnde Aufmerksamkeit abfordert. Eine Pausenumfrage nach einem ersten Tatverdacht brachte bei Reiner Köster Oma Mamy in Verdacht, bei Dennis Gottschalk und Leon Gleser die 17jährige Catherine („My heart belongs to Daddy“) und beim Rezensenten war es erst Zimmermädchen Louise, dann Suzanne. Ob es eine von denen war? Finden Sie´s raus!
Weitere Informationen und Termine: www.tic-theater.de
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