Wer rettet die Ukraine?
Wenn Trump und Putin telefonieren
Von Lothar Leuschen
D-Day. Decision Day. Tag der Entscheidung. Wenn Informationen aus Washington stimmen, was längst nicht mehr immer der Fall ist, dann wird US-Präsident Donald Trump heute im Kreml anrufen. Sein Gesprächspartner ist Wladimir Putin und das Thema heißt Ukraine. Nein, es heißt eigentlich nicht Ukraine. Es heißt Waffenstillstand. Den ist Trump nach seiner pubertären Ankündigung im Januar der Welt schuldig. Und mit jedem Tag, an dem Wladimir Putin sich entspannt zurücklehnen kann, wird der Preis dafür höher. Dem Vernehmen nach geht es jetzt schon nicht mehr nur darum, daß sich Rußland die kriminell besetzten Gebiete mit der Zustimmung der internationalen Weltgemeinschaft einverleiben will. Es geht auch um die Nutzung ukrainischer Gebiete wie beispielsweise des Hafens von Odessa. Nur um die Ukraine und deren Ansprüche beziehungsweise Perspektive geht es nicht. Für die Ukrainer steht alles auf dem Spiel. Das geht über die unmittelbaren Folgen des Krieges weit hinaus. Es geht um die Existenz der Ukraine in Freiheit. Und nichts von dem, was Donald Trump bisher gesagt oder getan hat, spricht dafür, daß er das verstanden hat oder daß es ihn auch nur am Rande interessiert. Der Lautsprecher und Flachdenker im Oval Office hat sich in eine Situation schwadroniert, in der er nicht mehr Verhandlungspartner Putins sein kann, sondern nur noch dessen Erfüllungsgehilfe. Um gegenüber der eigenen Anhängerschaft das Gesicht nicht ganz zu verlieren, muß er nun mindestens den Waffenstillstand erreichen – koste es, was es wolle.
Für die Ukraine ist es im Grunde schon fünf nach zwölf. Auch Wolodymyr Selenskyj weiß, daß es im Konflikt mit Rußland nur noch um Schadensbegrenzung gehen kann. Das befreit ihn allerdings nicht von der Notwendigkeit, starke Unterstützer im Rücken zu haben. Doch davon ist weit und breit nichts zu sehen. Die Appelle beispielsweise von Annalena Baerbock sind zwar gut gemeint, aber auch nicht mehr als das, solange sich die EU und Großbritannien nicht einen Platz am Verhandlungstisch erkämpfen, an dem Trump und Putin bereits sitzen. Gelingt das, dann kann Europa die Ukraine retten.
Der Kommentar erschien am 18. März in der Westdeutschen Zeitung.
Übernahme des Textes mit freundlicher Erlaubnis des Autors.
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