Die Weltelite beim Klavierfestival Ruhr 2025 in Wuppertal

von Johannes Vesper



Die Weltelite beim Klavierfestival Ruhr 2025 in Wuppertal
 
Die Weltelite des Klaviers kommt auch beim Klavierfestival Ruhr 2025 wieder nach Wuppertal in den Großen Saal der Historischen Stadthalle auf dem Johannisberg. Das Jubiläumskonzert der Weltstars (30 Jahre Festival) 2018 hier ist in lebhafter Erinnerung.
 
Intendantin Katrin Zagrosek wies zu Beginn des Pressegesprächs in der Stadthalle am 14.03.25 auf die Bedeutung von Sponsoren und Mäzene hin, die solch Konzerte großzügig ermöglichen. Zigtausende Euro kostet jedes Konzert und ist bei moderaten Ticketpreisen damit allein nicht zu finanzieren. Zwar lieben und schätzen die Pianisten der Welt das Publikum hier und den wunderbaren Saal, aber ohne die Robke van Gerfsheim Kulturstiftung, ohne Vivica und Dr. Jörg Mittelstenscheid, ohne die Jackstädt-Stiftung und ohne „accenture“ könnten die Konzerte hier nicht stattfinden. Die Klaviergemeinde in Wuppertal bzw. ganz NRW weiß dieses Engagement sehr zu schätzen.
 
Donnerstag, den 15. Mai 2025 eröffnen Bruce Liu und das WDR-Sinfonieorchester unter Axel Kober das Festival in Wuppertal mit „Pelléas und Melisande“ von Gabriel Fauré, mit dem großen Klavierkonzert G-Dur von Maurice Ravel und der Sinfonie in d-Moll von César Franck. Bruce Liu, der kanadische Pianist chinesischer Herkunft, wurde 1997 in Paris geboren. Er gewann 2021 in Warschau den 28. Chopin Wettbewerb und spielt seitdem weltweit. Zwischen Konzerten in Houston/Texas und Südkorea kommt er nach Wuppertal für das Klavierkonzert von Maurice Ravel, der in diesem Jahr 150 Jahre alt geworden wäre. Für seine farbenreiche, nuancierte Artistik und Virtuosität ist er bekannt. Das Ravelsche Klavierkonzert (Uraufführung 1932), beeinflusst von Jazz, bietet mit seiner Motorik in den schnellen Sätzen und seiner Melancholie im langsamen Satz reines Klavier- und die orchestralen Werke des renommierten Orchesters unter dem souveränen, von Wien über Bayreuth bis Hamburg geschätzten Axel Kober reines Konzertvergnügen.
 
Am Mittwoch, dem 21.Mai 2025, spielt Hélène Grimaud das Klavierkonzert Nr. 1 in d -Moll von Johannes Brahms, und zwar mit der Camerata Salzburg. Das kammerorchestrale Ensemble spielt seit 2916 in eigener Regie unter Leitung seiner Konzertmeister (Gregory Ahss und Giovanni Guzzo), nur gelegentlich mit Gastdirigenten. Das große Brahmssche Klavierkonzert mit relativ kleinem Orchester verspricht ein interessantes Konzerterlebnis. Helene Grimaud spielt immer wieder beim Klavierfestival Ruhr. Ihr Konzert 2018 „Woodlands and Beyond….“ ist hier unvergessen, bot Einblicke in ihr Engagement für Wölfe in der Natur. Die 1. Serenade komponierte Johannes zur gleichen Zeit wie das 1. Klavierkonzert (Ende der 1850er Jahre in seiner Detmolder Zeit). Ursprünglich als Nonett konzipiert, hat er die Serenade selbst sinfonisch erweitert. Sie wird nicht häufig gespielt.
 
Igor Levit versteht sich als « Citizen, European and Pianist », auch er will nicht nur Tasten drücken, engagiert sich politisch und bezieht immer wieder dezidiert Stellung gegen Antisemitismus und Rassismus. Kombinierte er an dem denkwürdigen Konzertabend 2023 hier eine Klaviersonate Schuberts mit der Eroica von Beethoven( Transkription von Franz Liszt), wird er am 08.Juli 2025 die letzte Sonate von Franz Schubert (Nr.21 B-Dur, D 960) und anschließend Robert Schumanns Nachtstücke, Op 23 spielen. Todesahnung, hochromantische Lyrik zwischen Melancholie und Lebensfreude werden das Publikum in eine andere Welt entführen. Zuletzt wird er Fréderic Chopins Sonate Nr, 3 h-Moll, auch dessen letzte, spielen. Nach Johann Joachim Quantz die Tonart h-Moll « so wohl den Affect der Liebe, Zärtlichkeit, Schmeicheley, Traurigkeit, auch wohl, wenn der Componist ein Stück darnach einzurichten weis, eine wütende Gemüthsbewegung, als die Verwegenheit, Raserey und Verzweifelung » aus. Mal hören, was Igor Levit daraus macht. Seit vielen Jahren hat er Chopin nicht gespielt. Nach dem Konzert in Wuppertal wird er sich trotz vollen Konzertkalenders Zeit nehmen, die Kinder des Klavierfestival- Educationprojekts in Duisburg-Marxloh zu besuchen.
 
Das Abschlußkonzert des Klavierfestival Ruhr 2025 wird, wie schon öfter, auf dem Johannisberg in Wuppertal stattfinden. Am Mittwoch, den 16. Juli 2025, wird Alexandre Kantorow mit seinen musikalischen Freunden Renaud Capuçon (Violine), Lawrence Power (Viola), Victor Julien-Laferriére (Cello) die beiden Klavierquartette in g-Moll und A-Dur, Opus 25,26 von Johannes Brahms spielen. Op. 26 dauert 50 Minuten Der junge französische Pianist wurde bereits als der « wiedergeborene Liszt » und « als Feuer speiender Virtuose » gepriesen. Da war er noch keine zwanzig Jahre alt. Grandios, virtuos spielt er unter allen Umständen, so auch 2024 unter wolkenbruchartigem Regen in Paris bei der Eröffnung der Olympiade. So etwas muß er in Wuppertal nicht befürchten. Hier ist nur die Fassade der Historischen Stadthalle renovierungsbedürftig, nicht das Dach. Die Brahmsschen Klavierquartette von einem französischen, noch nicht lange zusammen spielenden Kammermusikensemble zu hören, wird andere, ungewohnte Höreindrücke bieten. Gemeinschaftliches Musizieren entwickelte sich beim berühmten Faure-Klavierquartett über 25 Jahre. Man darf also gespannt sein, wie diese hochkarätigen Musiker die großen und wichtigen romantischen Kammermusikwerke interpretieren. Fazit: Nix wie hin!
 
Weitere Informationen: https://www.klavierfestival.de/