Paderborner Aussprache
Wir Paderborner haben es nicht so mit dem E und dem Äääää. Man fragt mich manchmal warum die Paderborner nicht so viel sprechen und eher behutsam ihre Sätze wählen. Sind wir paderborniert? Der Paderborner kann kein Äääää sagen, sondern muß alles was ein Äääää braucht mit einem schlichten E überbrücken. Ich komme aus der Nähe von Lippstadt, bei mir kann man den Unterschied zwischen E und Ä gerade noch so erahnen. Natürlich beeinträchtigt das unseren Umgang miteinander und so etwas färbt auf alle Lebensbereiche ab. Ich weiß noch, daß meine Freundin Enne, sie heißt eigentlich Änne von Anna, keine Lust mehr hatte mit meinen Hund Ball zu spielen und ihn ermahnte: „Hör auf mit dem doofen Bellen und mein Hund dachte, er soll nicht so laut sein und sie doch nur gemeint hatte, schlepp nicht so viele Belle also Bälle an. Nun bellt mein Hund kaum noch und guckt vorher Enne an ob das alles erlaubt ist oder nicht. Das war ein Mißverständnis. Wir sagen E anstatt Äääää. Wir sagen auch Regen anstatt Reagen, wenn wir vom früheren amerikanischen Präsidenten sprechen. Ich weiß noch, wie es in seiner Regierungszeit einen trockenen Sommer gab und viele Paderborner dachten, der amerikanische Präsident würde die Paderstadt mit einem Besuch beehren und dabei hatten viele nur auf mehr Regen gehofft. Regen kommt, statt Reagan kommt. Das Durcheinander hat manchmal große Auswirkungen. „Ich gehe zum Becker“, rufen viele Paderborner ihrer Frau zu und sie sagt: „Nimm die Bibel mit.“, weil sie dachte er ginge zu Erzbischof Becker, als dieser noch Erzbischof war. Was staunte Bäcker Hermisch immer, wenn seine Kunden dann mit einer Bibel ihren Streuselkuchen abholten. Man sieht manchmal Menschen im Haxtergrund sich bekreuzigen, wenn irgendwo Waldarbeiter Bäume absägen und irgendjemand sagt: „Welch ein Segen“ und dabei wurde doch das Sägen gemeint. Das war ein Mißverständnis, aber gut, wenn das Sägen auch ein Segen ist. Natürlich schwächt die Aussprechschwäche der Paderborner sein Auftreten in der Öffentlichkeit und er spricht deswegen weniger als andere und umschifft die Wörter, die ihn bloßstellen könnten. Das in Paderborn trotzdem der Regen ein oft begrüßter Gast ist, ist natürlich ein Scherz, aber so kann Gott auch sein.
© Erwin Grosche
Erwin Grosches Web-Seite: www.erwingrosche.de
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