„In Freundschaft für Günther Uecker“
Pünktlich am 95. Geburtstag des Nagelkünstlers wurde in Düsseldorf eine Ausstellung
in der früheren Werkstatt des Künstlers eröffnet
„In Freundschaft für Günther Uecker“ heißt die Ausstellung, die am 13. März, dem 95. Geburtstag des weltberühmten Nagelkünstlers in der Zero-Foundation in Düsseldorf eröffnet wurde. Die noch bis zum 27. April zu sehende Schau ehrt die Zero-Foundation den Mitbegründer der Künstlergruppe Zero und präsentiert einige seiner Arbeiten, die im Erdgeschoß des Hauses im früheren Atelier Ueckers zu sehen sind. Auf dem Boden des Raums sind jede Menge Original-Farbsprengsel zu sehen, die in den 1960er Jahren von seinen Pinseln oder Farbpaletten getropft sind, sagte die Geschäftsführerin der Zero-Foundation, Barbara Könches vor der Eröffnung der Ausstellung.
Das besondere an der kleinen Schau: Die präsentierten Werke stammen fast alle von privaten Sammlern, die sich mit Uecker „freundschaftlich verbunden fühlen.“ Die Arbeiten zeigen gleichzeitig die Geschichte dieser jeweiligen Freundschaft, so Könches beim Rundgangs. Eine Arbeit heißt „Licht-Regen“ und stammt von 1967. Da hängen rund 30 drei Meter lange und hohle Stahlstangen von der hohen Decke bis knapp über den Boden. Durch dünne, lange Schlitze in diesen Rohren scheint helles Licht. Die Skulptur kann und soll durchschritten werden wodurch Schwingungen entstehen und Berührungen geschehen. Decke und Wände in Ueckers ehemaliger Werkstatt in der heutigen Zero-Foundation sind weiß getüncht. Eine kleine, 2013 nach einer China-Reise des Künstlers entstandene Arbeit trägt den Titel „Kleiner chinesischer Tempel“. Ursprünglich hatte ein Freund Ueckers für seine Frau von der Reise ein „typisches Chinalack-Döschen“ mitbringen, erklärt Barbara Könches. Er brachte stattdessen aus einem altmodischen Geschäft in Peking schlicht eine „Dose mit rotem China-Lack“ mit. Viele Jahre später, die Dose mit dem Lack war bei Uecker gelandet, bemalte der neun runde Holzstäbe mit dieser Farbe, legte einen Holzboden auf und schlug nahlreiche längere Nägel hinein, die den Tempel darstellen sollten. Mehrere auf Holz genagelte Werke mit Titeln wie „Spirale“, sind in der Ausstellung zu bewundern, eine andere Arbeit zeigt einen dunkelbraunen, quadratischen Holzrahmen der nach Außen und und zum Betrachter hin mit unzähligen Nägel bestückt ist. Manche der Arbeiten tragen schlicht den Titel „o.T.“ andere wie etwa „Obekt Weiß“ von 1961 zeigen in Holz geschlagene Nägel, die in viele unterschiedliche Richtungen zeigen. „Das zeigt auch, daß und wie sich Freundschaften in unterschiedliche Richtungen hin entwickeln können“, so die Geschäftsführerin der Zero-Foundation.
Eine ganz andere und nur selten ausgestellt Arbeit ist auch in der Schau aufgebaut. Sie stammt aus dem Jahr 1967 und heißt „Selbstporträt Uecker“. Es handelt sich dabei um eine rund 185 Zentimeter hohe Metallkonstruktion in Form einer riesigen Buchstütze. Darauf hat Uecker in Plastik seine eigene Silhouette befestigt. Die Figur wird von zahlreichen pfeilähnlichen, runden Stahlstiften durchbohrt. Auch Holz ist in der großen Skulptur des Künstlers verarbeitet. Genau wie der Titel der Ausstellung zum 95. Geburtstag lautet auch der Titel des Freundschaftsbandes, der mit zahlreichen Grußworten, Freundschaftsbekundungen und Würdigungen von Menschen aus der Politik, der Kunst und Kunstmuseen sowie Freunden und Sammlern versehen ist. Antonia Lehmann-Tolkmitt, die Vorstandsvorsitzende der Zero-Foundation, erklärte zur Ausstellungseröffnung, die einzelnen Beiträge in dem Buch zeigten „nicht nur das Bild geschätzten Künstlers, sondern auch einer rastlosen, wissensdurstigen und überaus beliebten Persönlichkeit.“ Günther Uecker stieß Ende der 1950'er Jahre zur von seinen Künstlerkollegen Otto Piene und Heinz Mack gegründeten Avantgarde-Bewegung Zero. Der durch und mit seinen Nagelbildern und -skulpturen berühmt gewordene Uecker ist ein weltweit renommierter Künstler, ein Lehrer für viele jüngere Künstlerinnen und Künstler, ein Vorbild, ein Kämpfer für den Humanismus, jemand der sich selbst nicht geschont hat, um der „Verletzlichkeit des Menschen“ Gehör zu verschaffen, hieß es zum Start der Schau weiter. „Die Zero-Bewegung, die Gruppe Zero, die Organisation von Ausstellungen und nicht zuletzt das Anfertigen gemeinsamer Arbeiten, all dies beruhte auf dem festen Fundament der Freundschaft. Freundschaften, die über viele Jahre und Lebensabschnitte hinweg hielten,“ so die Macher der Ausstellung und die Autoren des Buches.
Bundespräsident Joachim Gauck etwa schrieb, Ueckers Werke seien „mehr als ästhetische Objekte. Sie sind Botschaften, die den Betrachter zur Auseinandersetzung mit existentiellen Fragen einladen.“ Der langjährige Bundestagspräsident und engagierte Kulturfreund Norbert Lammert schrieb in dem Geburtstagsbuch, er schätze den Menschen Uecker ebenso sehr, wie den Künstler, „seine Kraft, seine Energie, seine tiefe Religiosität, seine Inspiration, sein handwerkliches Können und seine tiefe Weisheit, seine Güte und, fast noch mehr als alles andere, seine bescheidene Größe.“
Die Ausstellung ist sonntags von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Am Eröffnungswochenende vom morgigen Freitag an bis zum kommenden Sonntag jeweils von 13 bis 17 Uhr. Zur Kunstmesse Art-Düsseldorf und zur Nacht der Museen gibt es weitere Öffnungszeiten. Zero-Foundation - Hüttenstr. 104 - 40215 Düsseldorf - Tel.: 0173 - 731-2750 Weitere Informationen: www.zero-foundation.de
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